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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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KLinA, 91-93). Es können meines Erachtens aber zwei weitere Gründe für diese<br />

offenbar größere Gelassenheit ausgemacht werden: Die Teilnehmenden haben zumeist<br />

die Pflichtschule in ihrem Herkunftsland erfolgreich abgeschlossen und haben<br />

– bis auf die Tatsache, dass ein weiterführender Schulbesuch nicht vorgesehen<br />

oder nicht möglich war – keine leidvollen Erfahrungen mit dem Schulsystem gemacht.<br />

177 Oder aber den Teilnehmenden wurde der Besuch der Pflichtschule in ihrem<br />

Herkunftsland teilweise oder zur Gänze nicht ermöglicht und sie schätzen jetzt<br />

diese Gelegenheit zum nachholenden Lernen. 178<br />

Das mag eine Erklärung dafür sein, dass Kursleiter D diese Teilnehmenden als die<br />

am stärkst Motivierten wahrnimmt: »Und da jetzt die Chance zu haben, das gratis<br />

geboten zu kriegen. Und auch in einem sehr individuellen Rahmen auch. Also DIE<br />

Migranten und Migrantinnen, die bei mir bis jetzt waren, das war echt das intensivste<br />

Arbeiten […].« (KLerD, 441-444)<br />

Trotz der hohen Bereitschaft dieser Teilnehmenden wird auf die unbedingte Notwendigkeit<br />

individuell maßgeschneiderter Lerninhalte beim Erwerb von Deutsch<br />

als Zweitsprache hingewiesen. Deutschkurse, die dieser Anforderung nicht Rechnung<br />

tragen, werden deshalb von Kursleiterin G kritisch bewertet:<br />

»Also das, ich habe mit niemanden von den Menschen eine Plan sozusagen im Vorhinein. Weil<br />

es auch bei den MigrantInnen so ist, dass immer wieder andere Lernziele entwickelt werden.<br />

Also, für mich gibt es da keinen Plan. Da merke ich einfach auch bei den Deutschkursen, die<br />

viele Menschen dann machen, ja, dass es vielleicht auch daran oft hakt, dass alle das Gleiche<br />

machen, und es aber andere Bedürfnisse sind immer wieder.« (KLinG, 266-270)<br />

Bei der Optimierung vorhandener Sprachkenntnisse bedarf es der individuellen<br />

Begleitung bei der Erarbeitung sprachlicher Feinheiten:<br />

»[…] die […] nie so ganz richtig Deutsch gelernt haben. Das ist oft am schwierigsten, weil<br />

sie schon so viel alleine gelernt haben. Ich gebe dir deinen und du gibst ihm seinen, diese ganzen<br />

rückbezüglichen Sachen; das muss man schon trainieren. Und dass sie dann mehrere Seiten<br />

schreiben, wenn sie wollen, ja. Und, also ich habe noch niemandem erlebt, der halt auch<br />

wirklich so verzweifelt wäre oder. Das Gegenteil, sie sind eigentlich motiviert nach wie vor,<br />

ja.« (KLinF, 169-176)<br />

Kursleiterin G beschreibt, wie ausprobierendes Lehrhandeln bei einer Teilnehmerin<br />

mit ausgeprägtem Bildungsbedarf in der Zweitsprache zum Ziel – zu individuell<br />

abgestimmten Lerninhalten – geführt hat:<br />

»[…] und ich einfach nicht sicher geworden bin […] wo ich mit ihr [Teilnehmerin] anfangen<br />

kann: Was passt an und für sich Und immer, wenn ich ihr was gegeben habe […] ja, hat sie<br />

gesagt, ja, sie macht es. Und dann bin ich einfach draufgekommen – das ist zu hoch und das<br />

ist zu hoch […]. An und für sich habe ich aber das Gefühl gehabt, dass sie in ihrer Sprache und<br />

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