27.01.2015 Aufrufe

1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

(I) Und wissen Sie noch, wo Sie das gelesen haben<br />

(T) Unten ist es irgendwo, im Schaufenster, ist es drin gehängt, ein Zettel.« (TNin4, 25-30)<br />

Hier stellt sich die Frage, wie zufällig ihr Blick auf die Ankündigung wirklich gefallen<br />

ist: Zum einen ist die räumliche Dimension von Bedeutung: Wo genau im öffentlichen<br />

Raum und wie viele dieser »Zettel« mussten verteilt werden, damit ihr<br />

Blick »zufällig« darauf fallen konnte Zum anderen zeigt die Thematisierung des<br />

Hausarztes, dass sie offenbar seine Diktion des lebenslangen Lernens übernommen<br />

und verinnerlicht hat:<br />

»Weilst dich wesentlich schwerer tust dann im Leben, so wennst jetzt zum Beispiel keine<br />

Lehre und nix hast. Und du musst aber schauen, dass du weiterkommst. Weil du sonst ja auf<br />

der Strecken bleibst, wennst nicht schaust, dass du dich irgendwie weiterbildest.« (TNin4, 14-<br />

17)<br />

Teilnehmer 10 fühlt sich von einem Zeitungsbericht – trotz der Tatsache, dass in<br />

diesem Bericht die meines Erachtens diskriminierende Zuschreibung »Analphabeten«<br />

verwendet wurde – angesprochen. Wichtiger als die stigmatisierende begriffliche<br />

Zuweisung scheint für ihn die Information gewesen zu sein, dass er mit seinem<br />

Bildungsbedarf nicht alleine ist, sondern einer von vielen:<br />

»Na ja von dem Kurs hab ich, glaub ich, in der Wirtschaftszeitung, hab ich irgendetwas gelesen.<br />

Dass es so viele Analphabeten gibt, ja. Was weiß ich wie viele in Österreich. Ja, ich hab<br />

mir gedacht: Na ja, wenn es nicht viel kosten tät, könnte man einmal fragen. Nachher hab ich<br />

angerufen.« (TNer10, 18-21)<br />

Auf eine entsprechende Nachfrage hin erläutert er seine Selbsteinschätzung in Bezug<br />

auf seinen Bildungsbedarf:<br />

»(I) Ja, und wie war das, wie Sie sich gedacht haben, das könnte was sein für mich Wie haben<br />

Sie das gedacht oder woran gemerkt<br />

(T) Na, ich, ich weiß schon was ich für Stärken gehabt habe beim Lernen, ja. Und wo auch die<br />

Schwächen waren. Das habe ich gewusst, ja.« (TNer10, 34-37)<br />

Teilnehmerin 3 setzt sich aufgrund eines Zeitungsberichts mit ihrem latenten Bildungswunsch<br />

auseinander:<br />

»[…] weil ich Rechtschreibschwächen habe. Weil beim Rechtschreiben bin ich mir SO unsicher.<br />

Und irgendwie hat es mich immer gestört. Ich habe zwar die, hab meine Söhne gehabt.<br />

Ich habe es nicht so notwendig gebraucht, aber gut. Es ist trotzdem. Wenn man wohin kommt<br />

oder was. Man muss immer studieren und dann weiß man nicht, hat man das jetzt richtig geschrieben<br />

oder nicht.« (TNin23, 27-31)<br />

- 173 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!