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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Ein weiterer Teilnehmer, der davon überzeugt war, nicht lesen zu können, machte<br />

während einer ganzen Kurseinheit Grammatikübungen und musste von der Kursleiterin<br />

explizit darauf aufmerksam gemacht werden, dass er beim Üben gleichzeitig<br />

hat lesen müssen, also zweifelsohne lesen kann:<br />

»Dann habe ich gesagt: Schauen Sie einmal her, was Sie heute gelesen haben! Da hat er einen<br />

Packen Zettel gehabt von dem einen Vormittag. Er hat Grammatik gemacht. Er hat gar nicht<br />

bemerkt, dass er liest, ja. Und oft geht es nur darum, dass man die Leute aufmerksam macht<br />

[…].« (KLinB, 271-274)<br />

Beim Lerninhalt Computer-Bedienung setzt Kursleiterin F gezielt die Information,<br />

dass es durchaus üblich ist, Lernschritte wiederholt zu vollziehen, um das Gelernte<br />

durch Übung zu festigen. Die Wiederholung von Lernschritten als Selbstverständlichkeit<br />

im menschlichen Lernen darzustellen, ist ein wichtiger Schritt bei der Bearbeitung<br />

von hemmenden Glaubenssätzen. Denn die Teilnehmerin »[…] glaubt,<br />

sie ist dann halt sehr blöd, weil sie sich das noch immer nicht gemerkt hat« (KLinF,<br />

102f.).<br />

Bezogen auf den Lerninhalt Rechtschreibung nennt die Kursleiterin einen weit verbreiteten<br />

hinderlichen Glaubenssatz, nämlich die Überzeugung, »dass man alles<br />

hören kann« (KLinF, 157), d.h., hören kann, wie ein Wort geschrieben wird, bzw.<br />

umgekehrt, dass falls ein Wort falsch geschrieben wurde, »ich höre es nicht oder<br />

ich bin dumm« (KLinF, 135). Das Bewusstmachen dieser falschen Überzeugung<br />

ermöglicht das Setzen eines Lernschrittes, denn »[…] manches muss man lernen<br />

wie eine Fremdsprache« (KLinF, 136f.).<br />

Humor ist ebenfalls eine Möglichkeit, um Glaubenssätze in Frage zu stellen und<br />

dadurch Muster zu verändern. Dabei ist es wichtig abzuschätzen, welchen Teilnehmenden<br />

diese humorvolle Kritik zugemutet werden darf:<br />

»Also, dass wir das auch oft so humorvoll nehmen können […]. Ja, ich kann mir nichts merken<br />

und das. Und ich sage dann: Ja, he, das ist jetzt aber eine gute Ausrede! Also und ich merke<br />

dann auch oft, dass sie sich so ein bisschen ertappt fühlen: Aha, den Schmäh kann ich jetzt<br />

nicht mehr erzählen!« (KLinG, 674ff.)<br />

Die Entkräftung der Glaubenssätze und die nachhaltige Stärkung der Teilnehmenden<br />

nehmen längere Zeit in Anspruch, denn die Glaubenssätze tauchen immer wieder<br />

auf.<br />

»[…] immer wieder kommt es heran. Ja, das weiß ich ja schon, dass das immer wieder kommt<br />

und dann zähle ich einfach auf, ganz, wie es halt ist, was alles gelernt wurde. Also, einfach<br />

meine Sicht der Tatsachen […] und das ist vielleicht auch interessant, ja, dass ja was passiert<br />

ist.« (KLerC, 404-409)<br />

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