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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Weg zur Teilnahme zu bahnen. Vielfach war es ein Anstoß von außen, der die<br />

prinzipielle Realisierbarkeit einer Weiterbildungsteilnahme bzw. eines Weiterbildungswunsches<br />

erkennbar gemacht hat. In einigen Fällen war dieser Anstoß einem<br />

glücklichen Zufall geschuldet, immer wurde ihm jedoch Bedeutung beigemessen,<br />

sodass die Veränderung in Angriff genommen werden konnte.<br />

Bei einigen der befragten Teilnehmenden entstand der Eindruck, dass sich die Bewältigung<br />

des Bildungsbedarfs und die Realisierbarkeit einer Weiterbildungsteilnahme<br />

zunächst außerhalb ihres Vorstellungsvermögens befunden haben; d.h., es<br />

fehlte ihnen eine innere Repräsentation, das verinnerlichte Bild eigener Bildung<br />

und eigenen Lernens. Wer über solche inneren Bilder nicht verfügt, für die/den ist<br />

(Weiter-)Bildung in Form einer Kursteilnahme kein allzu nahe liegender Gedanke.<br />

Teilnehmerin 1 meinte beispielsweise, »hier gibt es keine Schule von große Leute,<br />

nur von kleine«, und ist erstaunt, dass ihre Arbeitskollegin in einem Kurs Deutsch<br />

gelernt hat. Teilnehmerin 7 stellte fest: »Ich habe gar nicht gewusst, dass es das für<br />

Erwachsene so gibt, in dieser Form.« Das mögliche Fehlen innerer Bilder bestimmt<br />

auch das Erstgespräch mit dem/der Kursleitenden bzw. die Anfangsphase der Kursteilnahme:<br />

Teilnehmende, die wissen, was sie lernen wollen, können im Lernprozess<br />

begleitet werden, Teilnehmende, die nicht wissen können, was sie im Detail<br />

und für sich selbst lernen wollen, können bei der Klärung bzw. Entwicklung ihrer<br />

Lernziele angeleitet werden.<br />

Die Wiederaufnahme einer (Basis-)Bildungsaktivität (feststellbar bei Teilnehmerin 11,<br />

Teilnehmer 16 und Teilnehmerin 18) wird dadurch begünstigt, dass die vorangegangene<br />

Bildungsteilnahme als erfolgreich erlebt wurde, Einrichtung und Angebot<br />

bekannt, Strukturen und Personen vertraut, Lehr-Lern-Prozesse einschätzbar sind;<br />

die Tür zum Bildungsraum steht offen. Auch wenn der eigene Bildungsbedarf bereits<br />

bewusst und bekannt ist (Leidensdruck), scheint es entlastender zu sein, in<br />

Form einer Einladung auf das Bildungsangebot aufmerksam gemacht zu werden,<br />

als eigenständig nach einem geeigneten Kurs zu suchen. »Lernbedürfnis und Bekanntheit<br />

von Hilfsangeboten müssen zusammentreffen. […] Wenn ein kritisches<br />

Ereignis oder ein zu lang dauernder Leidensdruck dazu geführt hat, dass Betroffene<br />

ihre Situation verändern wollen, müssen sie in Erfahrung bringen, wo es Hilfsangebote<br />

gibt.« (Döbert/Hubertus 2000: 78) Empfehlungen und sogar Aufforderungen<br />

zur Teilnahme werden an- und aufgenommen und als Gelegenheit zur begleiteten<br />

Veränderung wahrgenommen. Im Kontakt mit dem Angebot wird deutlich, dass<br />

der Kurs zum Wohl der Teilnehmenden angelegt ist und somit als nicht bedrohlich,<br />

sondern als hilfreich erlebt werden kann. In beiden untersuchten Einrichtungen<br />

führt der Großteil der Erstgespräche tatsächlich zur Teilnahme. Selbst wenn einer<br />

Aufforderung ein Verpflichtungscharakter 168 innewohnt, können in der Ausgestaltung<br />

des Angebotes die Selbstbestimmungsanteile der Teilnehmenden gefördert<br />

werden (siehe Abschnitt 5.2 zum Lehrhandeln). Hierfür ist es wichtig, hinderliche<br />

Zugangsbarrieren zu vermeiden. Das wird möglich, wenn neben der motivierenden<br />

Gestaltung des Erstgespräches die Teilnahme kostenlos ist, die Kurse in den Regio-<br />

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