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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Ausschlusserfahrungen ermöglicht die Erfahrung von Lernfortschritten, die das<br />

Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit erhöhen.<br />

• Eine dritte Dimension konstituiert sich über die Kursteilnahme als einen Wert<br />

an sich. Für viele der befragten Teilnehmenden unterscheiden sich die aktuellen<br />

Lern- und Bildungserfahrungen fundamental von ihren bislang gemachten Erfahrungen<br />

in der Schule, in fallweise arbeitsmarktpolitisch organisierter Weiterbildung<br />

bzw. in berufsbezogenen Kursen. Das mithin bestimmende Gefühl der<br />

Überforderung weicht dem wachsenden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten, basierend auf der achtsamen Unterstützung und Begleitung der<br />

Lernprozesse durch die Kursleitenden und der erfahrenen Zuwendung. Innere Sicherheit<br />

beim Lernen als grundlegender Bestandteil von Lernkompetenz kann<br />

sich entwickeln. Die Bildungserfahrung wird zu einem Wert für sich; die Teilnahme<br />

wird als <strong>Teilhabe</strong> erlebt.<br />

Die Begegnungen mit einigen der befragten Teilnehmenden haben eine erste, vage<br />

Idee des Konzeptes der vitalen <strong>Teilhabe</strong> geliefert. Einige meiner Gesprächspartnerinnen<br />

und Gesprächspartner haben mit leuchtenden Augen und in vielen Episoden<br />

mit einem Lachen oder Lächeln und insgesamt mit spürbar großer Zufriedenheit<br />

von ihrer Teilnahme berichtet. Diese subjektiven Eindrücke habe ich als Lebendigkeit<br />

und Freude und somit als gefühlsbetonte Qualitätsdimension wahrgenommen,<br />

die unmittelbar mit der jeweiligen Kursteilnahme in Zusammenhang zu stehen<br />

schien. Zu dieser Sichtweise hat mich u.a. Teilnehmer 5 angeregt, der seine Bildungsbedürfnisse<br />

mit dem existenziellen Bedürfnis nach Nahrung verglichen hat:<br />

»Lesen und Schreiben ist ja praktisch // das Grund, das ist ja wie ein Grundnahrungsmittel.<br />

Wie wenn, dass einer sagt heute, er hat kein Brot nicht oder was oder keine Erdäpfeln. Wenn<br />

du nicht Lesen und Schreiben kannst, so vergleiche ich das.« (TNer5, 209ff.)<br />

Auch die Einschätzung von Kursleiterin B, dass »[…] der Selbstwert DERARTIG<br />

untergraben ist ein ganzes Leben lang« (KLinB, 239ff.), hat hierfür Impulse geliefert.<br />

Kursleiterin H hat mir folgende Beobachtung kommuniziert:<br />

»[…] sie fangen wirklich an, die Zeit für sich selbst zu nutzen. […] ich erlebe das bei den Teilnehmern:<br />

Diese sechs Stunden in der Woche, die gehören mir und da tue ich was. […] ja, das<br />

ist die Zeit, die sie sich nehmen in der Woche und das taugt ihnen.« (KLinH, 160-165)<br />

Im Sinne der Verwertbarkeitslogik und in Hinblick auf Nutzenüberlegungen würden<br />

einige der vorliegend festgestellten Effekte, die einen Gewinn auf der persönlichen<br />

Ebene der Teilnehmenden darstellen, wohl keine Beachtung finden. Der<br />

Begriff der vitalen <strong>Teilhabe</strong> ist zur Beschreibung dieser Phänomene gewählt worden,<br />

weil er den offenbar gefühlten Zuwachs an Lebensqualität versinnbildlichen<br />

kann. 200 Konzepte zur Lebensqualität berücksichtigen in Abhängigkeit zu theore-<br />

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