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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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fortschritten, Lernerfolgen und der Verbesserung seiner Lebensqualität berichtete,<br />

identifizieren. Reale Vorbilder, d.h. authentische, lebensweltnahe Erwachsene, ermöglichten<br />

ihm die Entwicklung der Vorstellung, ebenfalls einen Kurs zu besuchen.<br />

In der entsprechenden Episode von Teilnehmerin 1 war es desgleichen eine<br />

reale Person, nämlich ihre Arbeitskollegin, die in einem Kurs Deutsch gelernt<br />

hatte, und dadurch für sie zu einem anregenden Vorbild wurde.<br />

Grundkenntnisse in der Sprache des Landes zu erwerben, in der sich ihr Lebensmittelpunkt<br />

befindet, gehört für Menschen mit einer anderen Erstsprache als<br />

Deutsch ebenfalls zur Basisbildung. Menschen mit Migrationshintergrund weisen<br />

vielfältige Bildungs- und Berufsbiografien auf. Es können, abgesehen von<br />

Deutsch als Zweitsprache, Basisbildungsbedarfe/-bedürfnisse im Bereich Lesen,<br />

Schreiben, Rechnen, Nutzung der neuen Medien vorliegen. Teilnehmerin 1, Teilnehmerin<br />

2, Teilnehmerin 6 und Teilnehmerin 19 waren in ihrem Herkunftsland<br />

von der Teilnahme an allgemeiner und/oder beruflicher Bildung ausgeschlossen,<br />

sie sind bzw. waren in ihrem Herkunftsland und in Österreich auf Einfacharbeitsplätzen<br />

beschäftigt und haben in Österreich vor Besuch des Basisbildungskurses<br />

keine Unterstützung bei der Entwicklung ihres sprachlichen Ausdrucksvermögens<br />

und ihrer schriftsprachlichen Fähigkeiten in ihrer Zweitsprache erfahren. Angesichts<br />

der realisierten Teilnahme am Basisbildungskurs äußerten sie deshalb auch<br />

Bedauern über die verlorene Zeit. Das kann als ein Hinweis darauf interpretiert<br />

werden, dass eine zu einem früheren Zeitpunkt erfolgte Aufforderung zur Aneignung<br />

von Kenntnissen in der Zweitsprache akzeptiert worden wäre. Hier zeigt sich,<br />

dass in der Frage der Basisbildung nicht auf jene Menschen mit Migrationshintergrund<br />

vergessen werden darf, die bereits seit längerem in Österreich leben und<br />

arbeiten, unter Umständen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen,<br />

aber eben aufgrund von vielfältigen Benachteiligungen einen Bildungsbedarf in<br />

der Zweitsprache aufweisen. Für zwei der befragten Frauen mit Migrationshintergrund<br />

hätte eine Aufforderung von offizieller Seite bedeutet, sich deutsche Sprachkenntnisse<br />

auch gegen mögliche Widerstände ihres Partners aneignen zu können.<br />

Basisbildungskurse bieten die Möglichkeit zum individuell abgestimmten Erwerb<br />

bzw. zur Optimierung vorhandener Zweitsprach-Kompetenzen, dabei könnten aus<br />

dem Herkunftsland stammende Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bzw. Menschen<br />

mit Migrationshintergrund und entsprechenden Sprachkompetenzen eine besondere<br />

Vermittlungsrolle einnehmen. Aber vor allem Personen an neuralgischen<br />

Schnittstellen, d.h. an Orten, in Funktionen, wo/in denen der Kontakt mit Menschen,<br />

die Bildungsbenachteiligung erfahren haben, sehr wahrscheinlich ist, 171 können<br />

und sollten zwischen Basisbildungsbedarfen/-bedürfnissen und Angebot vermitteln,<br />

denn gerade bildungsbenachteiligte Menschen mit Basisbildungsbedarfen/<br />

-bedürfnissen verfügen oft über keinen Zugang zu Bildung und deren Einrichtungen<br />

bzw. haben kaum genügend Ressourcen, um eigenständig adäquate (d.h. auch<br />

kostenlose) Angebote ausfindig zu machen. Im »Memorandum über Lebenslanges<br />

Lernen« (Europäische Kommission 2000) wird in der Botschaft 5 die Siche-<br />

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