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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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forschung zugeordnet. Weiters zu erwähnen ist die Studie »Das schönste Jahr ihres Lebens:<br />

Erwerbslose junge Frauen ohne Hauptschulabschluss in Bildungsmaßnahmen der Weiterbildung«<br />

(Sauer 1989) und die Studie »Langzeitarbeitslosigkeit und berufliche Weiterbildung.<br />

Didaktisch-methodische Orientierungen« (Epping/Klein/Reutter 2001), beide Studien werden<br />

der Zielgruppenforschung zugeordnet (vgl. Zeuner/Faulstich 2009: 132f.).<br />

63 In diesem Zusammenhang darf meines Erachtens Widerstand als etwas durchaus Produktives<br />

und Sinnvolles, gleichsam als ein Akt der Selbstbestimmung verstanden werden, denn<br />

Widerstand (nicht vorhandene Lernmotivation) kann aus falschen Voraussetzungen resultieren.<br />

Mit dem möglicherweise nicht erfolgten Matching zwischen Angebot und Person haben<br />

nicht nur die Trainer/innen einer Maßnahme zu kämpfen, sondern auch die Teilnehmenden.<br />

Die Autorinnen und der Autor fordern eine verbesserte »Treffsicherheit bei der Zuweisung<br />

der TeilnehmerInnen« (Mosberger/Kreiml/Steiner 2007: 80). Allerdings: Diese Forderung<br />

ändert nichts an dem Zwangskontext einer Zuweisung. Wie wäre es von der organisationalen<br />

Haltung her möglich, Maßnahmen anzubieten statt eine Zuweisung vorzunehmen Ein<br />

Angebot darf abgelehnt werden, eine Zuweisung eigentlich nicht.<br />

64 Oskar Negt bezieht sich hier wohl auf Deutschland bzw. Europa insgesamt. In Österreich<br />

sind es Anfang 2010 einige Hunderttausende, exakt 402.692 Menschen (vgl. Oswald 2010:<br />

1), die von Erwerbsarbeitslosigkeit betroffen sind.<br />

65 Die Studie ist nicht zuletzt deshalb so eindrücklich, weil Marienthal nicht als Labor und die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner nicht als Datenlieferant/inn/en missbraucht wurden, sondern<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungsgruppe sich durch eine »für die Bevölkerung<br />

nützliche Funktion in das Gesamtleben natürlich einzufügen« (Jahoda/Lazarsfeld/<br />

Zeisel 1975 [1933]: 28) hatten.<br />

66 Die »Arbeitslosenunterstützung in Österreich« war zur Zeit der Marienthal-Studie durch das<br />

entsprechende Gesetz vom 24. März 1920 und 28 Novellen geregelt. Die Unterstützungsleistung<br />

war abhängig von der Höhe des letzten Einkommens und der Größe der Familie, der<br />

Bezug dauerte 20 bis 30 Wochen. Danach wurde »der Arbeitslose ausgesteuert« und konnte<br />

Notstandshilfe beziehen. Nach 22 bis 52 Wochen endete die Notstandshilfe und »der Arbeitslose<br />

war nunmehr völlig ausgesteuert« (vgl. Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel 1975 [1933]: 38).<br />

67 Eine positive Lesart dieser Verschiebung auf Lernen und der Fokussierung auf Lernen hat<br />

Lorenz Lassnigg (2009) vorgeschlagen. So seien nämlich »insbesondere die informellen<br />

Lernprozesse und das, was tatsächlich gelernt wird, aus dem Nebel der Missachtung getreten,<br />

und die Kombination der verschiedenen Lernformen (informell, non-formal, formal)<br />

wurde auf die politische Agenda gehoben.« (Lassnigg 2009: 4) In dieser Lesart finden sich<br />

Anklänge an die vertikale und horizontale Dimension des lebenslangen Lernens (lebenslang<br />

und lebensweit). Das, »was tatsächlich gelernt wird«, wäre meines Erachtens die Frage<br />

nach der dritten Dimension des Lernens – die innere Seite des Lernens (siehe Abschnitt <strong>1.2</strong>).<br />

Diese dritte Dimension rückt meine Gretchenfrage in das Zentrum der Aufmerksamkeit: die<br />

Frage nach Bildung im Sinne des Prozesses (Vermittlung, Gestaltung, Anlässe) und des Ergebnisses<br />

(selbst und durch andere angeeignetes und gestaltetes Produkt).<br />

68 Die geisteswissenschaftliche Pädagogik beruht auf Wilhelm Diltheys Entwicklung der Pädagogik<br />

als Wissenschaft vom Menschen. Folglich wurde die Pädagogik zur Geisteswissen-<br />

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