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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Hiermit ist die Ressourcenfrage angesprochen. Aber: Das optimale Matching zwischen<br />

Person, Bedarf/Bedürfnis und Angebot betrifft ganz unmittelbar die pädagogische<br />

Qualität. Das erwachsenenpädagogische »Planungsprinzip der Passung«<br />

(Tietgens 1981: 196-200) verweist auf diese Aufgabe und kann als Qualitätskriterium<br />

verstanden werden. Allerdings: Das AMS gehorcht realiter und organisationskulturell<br />

betrachtet der betriebswirtschaftlichen Logik, der pädagogische Auftrag<br />

ist offenbar nachgeordnet. Da arbeitsmarktpolitisch organisierte Schulungen<br />

weiterhin stattfinden werden, wäre die Beachtung von erwachsenenpädagogischen<br />

Qualitätsstandards (Weiterbildungsberatung, Passung) notwendig, um den sinnvollsten<br />

Einsatz der finanziellen Mittel zu gewährleisten. Zuweisungen zu Maßnahmen<br />

sollten nicht allein auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen beruhen.<br />

Durch den Kontakt mit dem AMS hat eine Personengruppe, die bislang vielfach<br />

von Weiterbildung ausgeschlossen war, die Möglichkeit, an Weiterbildung teilzunehmen.<br />

Das ist meines Erachtens eine große Chance. Allerdings beeinflusst die<br />

Logik des AMS (Vermittlung) die Qualität der Maßnahmen. Wenn das AMS Basisbildungsangebote<br />

finanziert und Personen zuweist, haben diese Angebote immer<br />

auch den Charakter eine Überbrückung und das (imaginierte) Ziel ist die Wiederaufnahme<br />

einer Erwerbstätigkeit (in diesem Zusammenhang stellt sich auch die<br />

Frage, welches Bildungsverständnis hier implizit vermittelt wird). Im Datenmaterial<br />

hat sich gezeigt, dass Personen, die nicht den Förderkriterien des AMS entsprechen,<br />

dennoch an AMS-finanzierten Basisbildungskursen teilnehmen. Das AMS<br />

sollte nicht unbedingt die Definitionsmacht über die Zielgruppe haben, sonst kann<br />

es zu Ausschlüssen von Personen in der Nacherwerbsphase, noch nie erwerbstätig<br />

gewesenen Personen und Personen mit Lernschwierigkeiten kommen; die untersuchten<br />

Basisbildungseinrichtungen sind tatsächlich Beispiele für nicht ausschließende<br />

Bildungsangebote im Sinne von Bildung für alle (siehe dazu Abschnitt<br />

5.4.3). Aktuell ist noch offen, wie in der Länder-Bund-Initiative zur Förderung<br />

grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene inklusive Basisbildung/Grundkompetenzen<br />

die Frage der Finanzierung und des Zugangs zu den Angeboten gelöst<br />

wird (siehe dazu Initiative Erwachsenenbildung 2009).<br />

Standardisierungen erscheinen problematisch<br />

Aus der Perspektive der befragten Teilnehmenden ist der Kurs als Lehr-Lern-Gefüge<br />

interpretiert worden, als ein variabel gestalteter und gestaltbarer Aktionsraum<br />

mit Strukturen, die Sicherheit vermitteln. Dieser Aktionsraum zentriert sich um<br />

die/den Teilnehmerin/Teilnehmer. Die tragfähigen Beziehungen zwischen Teilnehmenden<br />

und Kursleitenden ermöglichen Abstimmungs- und Aushandlungsprozesse.<br />

Abstimmungsprozesse erfolgen unter Beachtung der Voraussetzungen der<br />

Teilnehmenden. Durch diese individuell abgestimmte Förderung vollzieht sich die<br />

Stärkung, weil bestehende Schwächen ergründet und gemildert werden. Die Beteiligung<br />

der Teilnehmenden an der inhaltlichen Gestaltung der Lehr-Lern-Prozesse<br />

wird ebenfalls sichtbar, und zwar in Form von Aushandlungsprozessen zwischen<br />

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