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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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er als »eine Ressource, ein Übungsfeld« (ebd.: 179) betrachtet, denn: »Die Fächer<br />

der herkömmlichen Schule sind brauchbare Anlässe für Bildung.« (ebd.) Hartmut<br />

von Hentig bezieht sich hier auf die Schule – analog haben seine Überlegungen<br />

auch für die Bildungsaktivitäten erwachsener Menschen Bedeutung, ja Gültigkeit.<br />

Bindeglied zwischen Lernen und Bildung: das Prinzip des exemplarischen<br />

Lernens<br />

Das Prinzip des exemplarischen Lernens ist mit Martin Wagenschein 76 verbunden<br />

(vgl. Negt/Brock 2001: 109). Martin Wagenschein, der noch bis kurz vor seinem<br />

Tod 1988 als Hochschullehrer tätig war, Vorträge hielt und publizierte (vgl. Rumpf<br />

2002: 169), charakterisiert sich selbst in einem Briefwechsel mit Horst Rumpf als<br />

»langsam im Kapieren, und zäh am Staunen« (ebd.: 3) – ein ganz wunderliches<br />

Plädoyer für Langsamkeit, Intensität und Entdeckungslust in Verstehens- und Aneignungsprozessen.<br />

So beschreibt Hans Christoph Berg (1999) das Merkmal des<br />

Wagenschein‘schen Verständnisses von Lernen und Bildung auch als »Expedition<br />

statt Museumsführung« (Berg 1999: 180) und bezeichnet seine Bildung insgesamt<br />

als »Lebenskraft« (ebd.). Hartmut von Hentig (1999b) bemerkt über Martin Wagenschein,<br />

dieser tue nur das, »was jeder Pädagoge tun sollte: er hilft Kindern beim Lernen.<br />

Er ist kein besonderer Pädagoge, sondern ein wirklicher Pädagoge – aus Liebe<br />

zu den Kindern und, wie er in einer autobiographischen Notiz schreibt: aus einer großen<br />

‚Lust am Klarmachen‘.« (Hentig 1999b: 10; Hervorh. i. Orig.) Für Martin Wagenschein<br />

war es eine der grundlegenden Bedingungen für produktives Lernen,<br />

»ZEIT WIE HEU« (Rumpf 2002: 16; Hervorh. i. Orig.) zu haben. Horst Rumpf<br />

fragt daher auch rückblickend nach den Erfolgsaussichten bzw. überhaupt der Daseinsberechtigung<br />

dieser Art von »Sondierungen« (vgl. ebd.: 17): »Wenn doch die<br />

Zeichen der Zeit viel eher auf rasche Bewältigung und Erledigung des Vielzuvielen<br />

stehen als auf intensive Vertiefung in das Wenige und Karge« (ebd.) In seinem<br />

Buch »Verstehen lehren« (1968) beschreibt Martin Wagenschein seine »Lehrweise«<br />

als »genetisch-sokratisch-exemplarisch«:<br />

»Die sokratische Methode gehört dazu, weil das Werden, das Erwachen geistiger Kräfte, sich<br />

am wirksamsten im Gespräch vollzieht. Das exemplarische Prinzip gehört dazu, weil ein genetisch-sokratisches<br />

Verfahren sich auf exemplarische Themenkreise beschränken muß und<br />

auch kann. Denn es ist […] ‚muße-fordernd‘ und deshalb von hohem Wirkungsgrad. Und umgekehrt:<br />

ein streng exemplarisches Verfahren muß ‚Genetisch‘ sein. Denn die besondere Art<br />

‚Gründlichkeit‘, die zu ihm gehört, ist erst mit dem Attribut des ‚Genetischen‘ ganz erreicht.«<br />

(Wagenschein 1968: 55f.; Hervorh. i. Orig.)<br />

Wissen darf nicht einfach dargeboten werden, sondern muss von einem angemessenen<br />

Ausgangspunkt aus entdeckt werden (exemplarisch) und diskursiv im Gespräch<br />

gemeinsam von Schüler/inne/n und Lehrer/inne/n erarbeitet werden (sokratisch).<br />

Es ist das gemeinsame Suchen und Entdecken – »das Selbst-Teilnehmen am<br />

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