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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische Rekonstruktion 131<br />

normativer Bezugspunkt gelten können (vgl. a.a.O., 168). Dieses geschlossen dargestellte<br />

Konzept, <strong>das</strong> die Idealität der Norm ebenso wenig leugnet wie die „Fragilität<br />

verständigungsorientierter Gespräche“ (a.a.O., 263), präsentiert sich in der Konsequenz<br />

seiner ontologischen Fundierung als notwendig schülerzentriert (vgl. a.a.O.,<br />

259). Dieser manifesten Schicht des literaturdidaktischen Konzepts sind gleichwohl<br />

eine Reihe von Irritationsmomenten eingeschrieben, die als Indizien einer latenten<br />

Sinnstruktur der diskurstheoretischen Facette der literaturdidaktischen Interaktionsfigur<br />

der Wissenschaftsorientierung verstanden werden können.<br />

Die Darstellung Werners zeichnet sich dabei zunächst durch eine Sprache aus, die in<br />

ihren häufigen Verweisen auf Legitimität, auf Logik und Systematik (vgl. dazu insbesondere<br />

Kap. 1, a.a.O., 13-38) wirkt, als gelte es eine Bedrohung zu bannen, die<br />

sich in „illegitimen Begründungssprachen“ und „verzerrten Kommunikationen“<br />

Bahn zu brechen droht. Vom Strom dieser systematischen Bedrohung ist auch der<br />

Didaktiker und Lehrer tangiert, der seine Motivation mit dem Schicksal einer Methode<br />

verknüpft, die über lange Jahre „keine gute Presse“ hatte (a.a.O., 13), „viel<br />

gescholten“ wurde, „aber für die Unterrichtspraxis wichtig“ (a.a.O., 9) ist. Diese<br />

Methode erscheint als letzter Rettungsanker eines bedrohten Terrains: Sie erlaubt es<br />

gegen die Macht der „übermächtigen Systemfunktionalismen“ „kommunikative Gegenräume“<br />

zu etablieren (vgl. a.a.O., 103). Zur Fantasie von dem schwierigen und<br />

von außen mit Missachtung bedachten Unterfangen gehört jene der inneren Harmonie,<br />

die sich in jenen „Inseln eines verständigungsorientierten Umgangs“ (a.a.O.,<br />

55) entfalten und die jenen Lohn enthält, der von außen verwehrt scheint:<br />

„Der Lohn dafür, sich darauf einzulassen, ist die Erfahrung eines wohl ständig<br />

gefährdeten, im Kern aber unversehrten Miteinanders, wie es nur interaktive<br />

Unterrichtsmethoden ermöglichen können.“(a.a.O., 263)<br />

Dass jenes Miteinander auch Differenzen kennt, wird als Fragilität des Diskurses<br />

wohl wahrgenommen, letztlich aber nur im mangelhaften Befolgen der Gesprächsregeln<br />

begründet gesehen. Insgesamt lassen die hier mitgeteilten Irritationen erkennen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konzept des literaturrezipierenden Diskurses von einer Reihe von Dichotomien<br />

durchzogen ist, die zwar hinsichtlich ihrer diskurstheoretischen Dimensionen<br />

wahrgenommen und begründet werden, deren beziehungsdynamische Aspekte<br />

und affektive Implikationen aber nicht thematisiert werden.<br />

Tabelle 6 - Dichotomien des literaturrezipierenden Diskurses<br />

+ -<br />

literaturrezipierender Diskurs verzerrtes Unterrichtsgespräch<br />

kommunikative Gesprächssituation institutionelle Restriktionen<br />

legitime Gesprächspraxis illegitime Gesprächspraxis

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