01.12.2012 Aufrufe

das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

46 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

zwischen ihm als Kritiker und Gerhard Haas, Günter Waldmann und Gerhard Rupp<br />

als Angegriffenen bzw. als Vertretern handlungs- und produktionsorientierter Ansätze.<br />

Müller-Michaels (1994) rekapituliert Teile seiner Darstellung von 1980 und<br />

schreibt sie im Sinne einer Ausdifferenzierung der bereits um 1980 erkennbaren Ansätze<br />

einer kritischen Didaktik fort. Mit Hegele (1996), Fingerhut (1997) Schuster<br />

(1998), Hassenstein (1998) und Paefgen (1999a) entstehen in der zweiten Hälfte der<br />

neunziger Jahre eine Reihe von Gesamtdarstellungen, die sich in ihren „Epochen“bildungen<br />

nicht von den Konzeptionen der Zeit um 1980 unterscheiden. Allerdings<br />

gewinnen sie aus der Distanz einen kritischeren Blick auf jene Positionen, aus<br />

denen heraus die Darstellungen um 1980 entstanden sind. Zudem schreiben sie die<br />

Entwicklung fort, um letztlich eine Diversifizierung der gegenwärtigen literaturdidaktischen<br />

Landschaft zu konstatieren, die im Sinne einer historischen Phasenbildung<br />

von Kaspar Spinner (1993b) am klarsten konzipiert wurde:<br />

� Literaturdidaktik im Zeichen von Handlungs- und Produktionsorientierung<br />

sowie Ansätzen produktiven Verstehens (seit etwa 1984).<br />

� Literaturdidaktik im Zeichen von postmodernen Strömungen des<br />

Dekonstruktivismus (seit etwa 1990).<br />

� Literaturdidaktik im Zeichen der Konzeptualisierung des literarischen Gesprächs<br />

(seit etwa 1995).<br />

Zu ergänzen ist Spinners Überblick hinsichtlich des bei ihm nur implizit enthaltenen<br />

Konzepts der „Leseförderung im Kontext von Mediensozialisation“. Unter diesem<br />

Stichwort werden derzeit die literaturdidaktischen Implikationen der literarischen<br />

Sozialisationsforschung (vgl. Eggert/Garbe 1995) diskutiert, worunter Fragen der<br />

literaturdidaktischen Relevanz heutiger Lese- und Mediensozialisationsprozesse<br />

ebenso gefasst sind wie Überlegungen zur literarischen Erfahrungsbildung und zur<br />

Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur, respektive der Kinder- und Jugendmedien<br />

im Literaturunterricht.<br />

3.2 Der Lehrer als Synonym der Literatur<br />

Unter dem Stichwort „Der Lehrer als Synonym der Literatur“ wird eine Figur der<br />

literaturunterrichtlichen Interaktion gefasst, die im Wesentlichen eine autoritative<br />

Figur darstellt. Der Lehrer ist im unterrichtlichen Interaktionskontext identisch mit<br />

der Literatur, er repräsentiert sie nicht nur als Vertreter einer erwachsen-literarischen<br />

Kultur und qua institutionellem Bildungsauftrag. Er ist ihr vielmehr wesensidentisch.<br />

Dies ist vor allem dann offensichtlich, wenn der Literaturbegriff selbst einen<br />

ästhetisch-moralischen Kern besitzt, der sich auch im Charakter dessen entfaltet, der<br />

Literatur mit entsprechender Haltung rezipiert und vermittelt, eben dem Lehrer.<br />

Schüler finden Zugang zur Literatur in dieser autoritativen Figur nur über den Lehrer<br />

bzw. die Lehrerin. Ihr Zugang zur Literatur findet in Haltungen und Gefühlen der<br />

Verehrung, der Identifikation oder auch der Unterwerfung ihren Ausdruck. In Rein-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!