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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische<br />

Rekonstruktion<br />

Literaturunterricht kann als ein mehrdimensional bestimmtes Interaktionsgeschehen<br />

verstanden werden. Diese Perspektive erfasst neben der bewussten Dimension literaturdidaktischer<br />

Konzepte auch die Ebene einer meist unbewussten Konzeptualisierung<br />

1 der Interaktion zwischen Lehrern, Schülern und dem literar-ästhetischen Gegenstand.<br />

Auf dieser Ebene der unbewussten Konzeptualisierung des Literaturunterrichts<br />

lässt sich die bisher als ‚Verstrickung’ bezeichnete Präsenz der Lehrer respektive<br />

der Didaktiker in Gegenstand, Vermittlungskonzept und literaturunterrichtlicher<br />

Praxis aufzeigen. Sie retrospektiv in ihrem Auftauchen in Texten der ‚literaturdidaktischen<br />

Tradition’ zu analysieren, soll <strong>das</strong> Phänomen dieser ‚Verstrickung’<br />

ins Bewusstsein heben, um die zentrale Bedeutung von Figuren der Interaktion im<br />

Literaturunterricht zu unterstreichen. „Interaktion als Konzept der Literaturdidaktik“<br />

soll daher der systematische Anhaltspunkt für einen Rückblick auf wesentliche<br />

literaturdidaktische Konzepte seit 1950 sein. 2 Wegen seiner prospektiv-systematischen<br />

Perspektive verzichtet dieser Rückblick gleichwohl auf eine historische Gliederung,<br />

wie er üblicherweise in historischen Darstellungen der Literaturdidaktik<br />

oder literaturdidaktischen Studienbüchern zur Anwendung kommt. Stattdessen wird<br />

die Konzeptualisierung der literaturunterrichtlichen Interaktion in den folgenden drei<br />

signifikant unterschiedlichen literaturdidaktischen Interaktionsfiguren erfasst und<br />

analysiert:<br />

� der Lehrer als Synonym der Literatur,<br />

� <strong>das</strong> Verschwinden der Subjekte unter dem Gewand der Wissenschaft,<br />

� Identifikation und Differenz: literarische Sozialisation.<br />

Mit der Orientierung an diesen Interaktionsfiguren kann auch der Tatsache Rechnung<br />

getragen werden, <strong>das</strong>s die Konzeptualisierungen literaturunterrichtlicher Interaktion<br />

von Ambivalenzen durchzogen sein können, so<strong>das</strong>s ein auf der manifesten<br />

Konzeptebene eindeutig verortbares literaturdidaktisches Konzept auf der Ebene der<br />

unbewussten Konzeptualisierung verschiedenen Interaktionsfiguren zugeordnet<br />

werden kann.<br />

1 Der Begriff der „unbewussten Konzeptualisierung“ wird im Bewusstsein gerade seiner<br />

psychodynamischen Widersprüchlichkeit verwendet, weil „Unbewusstes“ als in den Modalitäten des<br />

Primärprozesses (vgl. Laplanche/Pontalis 1967, 396ff) Erscheinendes nicht mit der Logik von Konzept<br />

und Konzeptualisierung als Sekundärprozesshaftem (vgl. ebenda) verknüpfbar erscheint. Der<br />

Begriff soll gleichwohl <strong>das</strong> „Konzept“ als auch von unbewussten Motivierungen Bestimmtes kennzeichnen.<br />

2 Die Darstellung geschieht ergebnisorientiert und verzichtet aus Platzgründen bis auf eher illustrierende<br />

Ausnahmen auf die szenischen Dimensionen des Erkenntnisprozesses, wie er gemäß dem in<br />

Abschnitt 2.3.2.1 geschilderten methodischen Vorgehen vollzogen wurde.

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