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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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158 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

nicht nur die Subjekte in neuem Licht erscheinen, sondern führt die dekonstruktivistische<br />

Facette der literaturdidaktischen Interaktionsfigur „Das Verschwinden der<br />

Subjekte unter dem Gewand der Wissenschaft“ über in eine Entwicklung fokussierende<br />

literaturdidaktische Interaktionsfigur anderer Qualität.<br />

3.4 Identifikation und Differenz: literarische Sozialisation<br />

Die dritte literaturdidaktische Interaktionsfigur „Identifikation und Differenz: literarische<br />

Sozialisation“ integriert Aspekte beider bisher behandelter Interaktionsfiguren.<br />

In ihrer Konzentration auf Entwicklung nimmt sie die personalen und interaktionellen<br />

Perspektiven der ersten literaturdidaktischen Interaktionsfigur auf und versucht<br />

gleichzeitig, Entwicklung und Interaktion als gegenstandsspezifische Phänomene<br />

auf wissenschaftlicher Grundlage zu erfassen. Damit entgeht sie der Fixierung<br />

der Entwicklungsperspektive auf einen identifikatorischen Akt, wie es für die autoritative<br />

literaturdidaktische Interaktionsfigur „Der Lehrer als Synonym der Literatur“<br />

kennzeichnend ist. Dies bedeutet eine Herausforderung im Umgang mit Differenzaspekten<br />

der literar-ästhetischen Erfahrung sowohl auf der Ebene der literarischen<br />

Objekte als auch auf der Ebene des Prozesses ihrer Rezeption. Die Handlungsmuster<br />

dieser literaturdidaktischen Interaktionsfigur sind gekennzeichnet von<br />

Modalitäten der Oszillation zwischen Ähnlichkeit einerseits und Differenz andererseits.<br />

Die Pole erfassen alle <strong>das</strong> literaturdidaktische Geschehen bestimmenden Relationen:<br />

Text-Leser-Relationen sowie Schüler-Lehrer-Relationen sowie von diesen<br />

Grundrelationen abgeleitete Gefüge. Dieser Modus der Oszillation bestimmt auch<br />

den reflexiven Umgang mit dem literaturdidaktischen Geschehen, <strong>das</strong> Reflektieren<br />

und Analysieren sowie <strong>das</strong> Konzeptualisieren dieses Geschehens. Die methodische<br />

und methodologische Fundierung dieses reflexiven Umgangs mit dem literaturdidaktischen<br />

Geschehen sieht sich im Kontext der literaturdidaktischen Interaktionsfigur<br />

der literarischen Sozialisation vor zwei grundlegende Aufgabe gestellt. Es müssen<br />

sowohl die literar-ästhetischen Entwicklungsperspektiven als normative Orientierung<br />

bestimmt als auch die Logik der Entwicklung selbst beschrieben werden.<br />

Ebenso gilt es die empirische Realität <strong>literarischer</strong> Rezeption und Verstehensentwicklung<br />

zu erfassen, ohne sie von der Warte der normativen Perspektive her als<br />

bloß defizitär zu diskreditieren.<br />

Diese knappe Skizze verdeutlicht, <strong>das</strong>s die literaturdidaktische Interaktionsfigur der<br />

literarischen Sozialisation <strong>das</strong> literaturunterrichtliche Geschehen in der Tendenz als<br />

offenes Geschehen fasst und sich auch in reflexiven Bezügen auf dieses Geschehen<br />

im Rahmen normativer und methodologischer Begrenzungen als unabgeschlossen<br />

begreift. Das bedeutet, <strong>das</strong>s alle Facetten dieser Interaktionsfigur von den Ambivalenzen,<br />

Widersprüchen, Antagonismen und Heteronomien des literar-ästhetischen<br />

Geschehens und seiner Konzeptualisierung durchzogen sind.

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