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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische Rekonstruktion 169<br />

abarbeitend und darin die eigene Biographie, die in die Interpretationen eingeschossen<br />

84 ist, aufarbeitend – auch eine Interpretation intendieren, die immer<br />

noch die seine, also die eines individuellen Subjekts ist.“ (Kreft 1977c, 102)<br />

Der vierte Schritt ist eine „Phase der Applikation“ (1977b, 379), die auch in einer<br />

eigenen, kreativ-produktiven Arbeit bestehen kann. Sie ist aber vor allem dadurch<br />

gekennzeichnet,<br />

„daß der Text nun betont auf die geschichtlich-gesellschaftlichen Zusammenhänge<br />

seiner Produktion und seiner Rezeption - der Rezeption durch die<br />

Klasse, aber auch der Rezeptionsgeschichte - hin überschritten, mit anderen<br />

Texten konfrontiert wird usw.“ (1977b, 386)<br />

Angesichts dieser didaktisch-methodischen Konkretisierung erweist es sich als eines<br />

der Grundprobleme der literaturdidaktischen Interaktionsfigur „Identifikation und<br />

Differenz: literarische Sozialisation“, die Interaktion zwischen Subjekt und Objekt,<br />

zwischen Leser und Text, aber auch zwischen Lehrer und Schülern offen zu halten<br />

und in ihren Ambivalenzen didaktisch-methodisch nicht nur aushaltbar zu gestalten,<br />

sondern auch als der Sache wesenhaft zugehörig erfahr- und begreifbar zu machen.<br />

3.4.2 Kognitiv-systemische Konzeptualisierung von Literarität<br />

Im literaturdidaktischen Modell Krefts ist ästhetische Kompetenz eine Variable, die<br />

durch den Unterricht als Entwicklungsprozess verändert wird. Diese Variable ist im<br />

Unterricht auf zwei Ebenen anzusiedeln, auf der Ebene der Subjekte und ihrer Fähigkeit<br />

zu ästhetischer Erfahrung sowie auf der Ebene der Texte und deren Potentialität<br />

in Prozessen ästhetischer Erfahrungsbildung. Ästhetische Kompetenz ist also<br />

einerseits eine Fähigkeit des Subjekts und andererseits an eine bestimmte Textqualität<br />

gebunden.<br />

Auf Seiten der Subjekte heißt Entwicklung ästhetischer Kompetenz, <strong>das</strong>s eine Subjektfähigkeit<br />

entwickelt wird. In seinem Bezug auf Piaget und Habermas impliziert<br />

Kreft, <strong>das</strong>s die Entwicklung sowohl eine Logik hat, als auch etwas Überindividuelles,<br />

etwas Gattungsspezifisches ist. Der Begriff der Entwicklungslogik bedeutet für<br />

die ästhetische Kompetenz, <strong>das</strong>s sie sich nicht willkürlich, sondern in systematischen<br />

und geordneten Bezügen entwickelt. Die Logik ihrer Entwicklung lässt sich<br />

zudem beschreiben und als normativer Bezugspunkt der Entwicklung festhalten, sozusagen<br />

als Entwicklungsziel der ästhetischen Kompetenz. Kreft selbst führt wenig<br />

Konkretes dazu aus, worin <strong>das</strong> Ziel der ästhetischen Kompetenz im Allgemeinen<br />

liegt. Angesichts der Größe des Felds des Ästhetischen ist <strong>das</strong> auch nicht verwunderlich.<br />

Für die Literaturdidaktik geht es aber weniger um ästhetische Kompetenz im<br />

84 Es handelt sich hier sicher um einen <strong>Dr</strong>uckfehler, so<strong>das</strong>s es ‚eingeschlossen’ heißen muss.

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