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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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62 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

„wir“ die Gruppe der Lehrer-Adressaten der „Methodik“ oder als ‚Pluralis majestatis‘<br />

der Lehrer allein gemeint ist.<br />

„Wir erklären ihnen: ( .....) Auf diese Weise kann es uns gelingen, den Kindern<br />

(....) schaubar zu machen und (...) zu erklären. (...) Wir führen die Schüler<br />

(...) weiter. (...) Wir stellen Sinnfragen ...“ (1952, 37f)<br />

Gleichwohl geht <strong>das</strong> literaturunterrichtliche Gefüge ulshöferscher Prägung nicht in<br />

dieser autoritativen Figur auf. Es unterstreicht die interaktionelle Ambivalenz des<br />

Konzepts, <strong>das</strong>s auch andere, offenere Seiten deutlich werden, die die zitierte Anknüpfung<br />

Waldmanns (s.o., Seite 50) nachvollziehbar erscheinen lassen. Ob Lebens-<br />

oder Identitätsbezug, für beide begriffliche Konstruktionen gilt, <strong>das</strong>s sich die Wirklichkeit,<br />

der Lebensbezug der Unterrichtsgegenstände im Unterricht und seiner personalen<br />

Interaktion selbst herstellen muss. Ulshöfer fasst dies wie folgt:<br />

„der pädagogische Bezug des unmittelbaren, spannungsreichen und abwechslungsvollen<br />

Lehrer-Schüler-Verhältnisses ist ein echter Lebensbezug und als<br />

solcher die Voraussetzung und Grundlage für den Deutschunterricht.“ (1952,<br />

29)<br />

Wenn auch von Ulshöfer anders als in neueren Konzeptionen realisiert, sind <strong>das</strong><br />

doch unterrichtsdynamische Grundlagen eines <strong>erfahrung</strong>sorientierten Unterrichts.<br />

Auch die Beschreibung des Versuchs der Veranschaulichung der Bedeutung des<br />

„Parthenon“–Tempels erinnert an eher zeitgenössische Unterrichtsinszenierungen,<br />

etwa die einer Phantasiereise:<br />

„Oder wir sprechen vom Parthenon. Ein totes Wort für die Schüler! Zeigen<br />

wir ein Bild, so wird die Sache anschaulicher, aber wenige Schüler werden berührt<br />

sein. Dann steigen wir selbst mit ihnen, in Gedanken, so wie wir Erwachsene<br />

es in Wirklichkeit tun, müde und durstig, unter brütender Augustsonne<br />

bei wolkenlosem Himmel auf die Akropolis hinauf, hinter uns die<br />

flimmernde Stadt, um uns <strong>das</strong> ausgedörrte Land, wir stellen uns zwischen die<br />

Säulenreihen des Tempels und schauen hinüber auf <strong>das</strong> Meer, nach Salamis,<br />

wir vergessen Müdigkeit und Durst: die Jahrtausende verschwinden; die großen<br />

Gestalten der Vergangenheit tauchen auf, die dieses Werk entworfen und<br />

durchgeführt haben (Perikles, Phidias...) im Kampf gegen Widerstände von<br />

außen, von innen, im Ringen um die vollendete Form, im Glauben an die<br />

Göttin Athene, im Bemühen um die Ordnung des Staates.“ (1952, 31; Hervorhebung<br />

von mir, StK)<br />

Auch Hinweise auf szenische Interpretations- und Gestaltungsansätze finden sich bei<br />

Ulshöfer:

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