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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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98 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

chen eine Beißzange (Abb. 14, S. 97), und beides hat programmatische Bedeutung.<br />

Im Vorwort der Herausgeber heißt es dementsprechend:<br />

„Zangen sind nützliche Instrumente, vor allem wenn es gilt, die Weinkiste zu<br />

öffnen oder den Nagel im Stuhl zu entfernen, der die Strümpfe zerreißt. Aber<br />

gewaltsam sind sie! Und ist, was für die Kiste angemessen und recht sein<br />

mag, auch für „Deutsch“ billig?“ (Ide u.a. 1970, S. 1)<br />

Die Frage wird bejaht und <strong>das</strong> Bild des „neuen“ Deutschunterrichts, der wie Wein in<br />

einer Kiste verborgen liegt, wird weiter ausgesponnen:<br />

„Die Zange soll helfen, störende Nägel im Fach zu entfernen und neue Möglichkeiten<br />

aus ihrer Verpackung zu lösen. Kommt die Diskussion auf einen<br />

Stand, der anzeigt, daß die Geburt eines neuen Faches unmittelbar bevorsteht,<br />

werden wir die Zeitschrift aufgeben oder die Beißzange durch eine andere ersetzen.“<br />

(ebenda)<br />

Die Bilder sind klar gezeichnet: „Diskussion Deutsch“ als Geburtshelfer eines neuen<br />

Faches Deutsch, dessen Geburt aber als schwere Geburt antizipiert wird: eine Zangengeburt.<br />

Aggressivität wird nicht geleugnet, vielmehr propagiert und lustvoll entfaltet,<br />

die Gegner gelten als Nägel, rostige gegebenenfalls, die zu entfernen sind, um<br />

<strong>das</strong> Neue hervorkommen zu lassen. Ulshöfer wird als „Chefideologe der<br />

Deutschlehrerschaft“ (Grünwaldt 1970, 17) bezeichnet, der Umgangston wird scharf<br />

und polemisch, Kampf ist angesagt, die martialische Metaphorik ist unüberhörbar:<br />

„Die Theoretiker des Deutschunterrichts sind gegen eine solche Frage mit<br />

Antworten wohlgerüstet. Es fragt sich nur, ob ihre Antwortrüstung gut gezielten<br />

und scharfen Fragen standhält oder ob sie durch mancherlei Überlegungen<br />

schon innerlich so zerfressen und durch die Weiterentwicklung der<br />

Frage-Waffen so veraltet ist, daß ihre Träger binnen kurzem den Kampf für<br />

ihre Theorie aufgeben müssen.“ (ebenda, S. 18)<br />

3.3.3.1 Ideologiekritik im Deutschunterricht – <strong>das</strong> Bremer Kollektiv<br />

Neben „Diskussion Deutsch“ prägte vor allem <strong>das</strong> „Bremer Kollektiv“ um Heinz Ide<br />

die Entfaltung der ideologiekritischen Variante der literaturdidaktischen Interaktionsfigur<br />

der Wissenschaftsorientierung. Aus der Feder des „Bremer Kollektivs“<br />

stammen eine Reihe von Publikationen, die neben kritischer Bestandsaufnahme vor<br />

allem <strong>das</strong> Projekt eines neuen Deutschunterrichts zu entfalten versuchen. Die Bücher<br />

erreichten insgesamt eine recht hohe Auflage 36 , wurden z.T. jährlich nachgedruckt<br />

und sind damit Indiz für eine recht breite Resonanz, die die Themen und Ansichten<br />

36 „Bestandsaufnahme Deutschunterricht“ etwa startete 1970 mit einer Auflage von 4000 Stück und<br />

wurde bis 1973 jährlich mit weiteren 4000 Exemplaren nachgedruckt.

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