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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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182 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

Ergänzend zu den Unterrichtsbeobachtungen werden mit den Schülern Einzelinterviews<br />

über ihre Textrezeption geführt. Die Daten dieser zwei Quellen (Unterricht<br />

und Einzelinterviews) werden auf unterschiedliche Weise verarbeitet. Für den Unterricht<br />

(vgl. E/B/R 1975a, 16f) liegen zunächst Tonbandmitschnitte vor, anhand<br />

derer jeweils ein Bericht über den Stundenverlauf erstellt wird. Zusätzlich schreibt<br />

ein Beobachter eine „Rezension“, in der die Unterrichtsstunde „strikt im Hinblick<br />

auf ihm wesentliche Eindrücke berichtet und ausgelegt“ (a.a.O., 16) wird. Das so<br />

aufbereitete Datenmaterial wird Gegenstand der „pädagogischen Konferenz“ (a.a.O.,<br />

17), wo es unter der Frage ausgewertet wird,<br />

„wie sich der Bildungsprozeß ›unserer‹ Schüler im Deutschunterricht ermitteln,<br />

beurteilen und planen ließ.“ (a.a.O.)<br />

Abb. 23 - Forschungssetting im Projekt "Bildungsprozesse im<br />

Literaturunterricht"<br />

Die Forschergruppe betont gerade<br />

auch hinsichtlich der hier<br />

angedeuteten Teilhabe an Planungsprozessen<br />

die „Nicht-<br />

Identität von Lehrer und Forscher“<br />

(a.a.O., 18), was jedoch<br />

mehr den Umstand beschreibt,<br />

<strong>das</strong>s sich aus der Forschergruppe<br />

niemand als verantwortlicher<br />

Organisator einer Unterrichtsstunde<br />

betätigt hat, dennoch aber<br />

Beteiligung am Unterricht durch<br />

Mitglieder der Forschergruppe<br />

möglich und üblich war (vgl.<br />

Abb. 23).<br />

In der Darstellung der Unterrichtssequenzen selbst wird noch ein weiterer interessanter<br />

Datentyp deutlich, der allerdings weder methodologisch noch hinsichtlich<br />

seines Erkenntnisgehalts gesondert behandelt wird. Es handelt sich um Affekte, die<br />

in der Forschergruppe aufscheinen. Sie beziehen sich einerseits auf <strong>das</strong> Verhältnis<br />

Forschergruppe und Lehrerin und andererseits auf einzelne Schüler und Schülerinnen.<br />

So werden bei der Suche nach Erklärungen für <strong>das</strong> vermeintliche Scheitern einer<br />

bestimmten Unterrichtssequenz auch Schuldzuschreibungen an die Lehrerin<br />

vorgenommen (E/B/R 1975a, 68), deren Kontext sowohl Konkurrenz hinsichtlich<br />

des Unterrichtskonzepts als auch um die Gunst der Schüler erkennen lässt. Insgesamt<br />

wird aber an keiner Stelle diskutiert, inwiefern <strong>das</strong> Gefüge ›Lehrerin � Forschergruppe‹<br />

als eine Determinante der unterrichtlichen Rezeptionsprozesse zu betrachten<br />

ist, etwa dadurch, <strong>das</strong>s Äußerungen der Schüler auf dieses Konkurrenzgefüge<br />

bezogen sein könnten. Diese affektive Reaktion wird zumindest bewusst und<br />

findet explizite Erwähnung in den Betrachtungen Eggerts, Bergs und Rutschkys.

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