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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische Rekonstruktion 161<br />

ches Handeln, aber die Produktionsverhältnisse als rechtlich-politische Institutionen<br />

des ökonomischen Sektors können sie nicht unmittelbar ändern.“<br />

(Kreft 1977c, 91f)<br />

In kritischer Abgrenzung zur literaturdidaktischen Interaktionsfigur der Wissenschaftsorientierung<br />

konstatiert Kreft, <strong>das</strong>s deren didaktische Zielvorstellungen – „Erschließungskompetenz,<br />

politische (bzw. aufklärende) Wirkung und Information,<br />

Konsumentenqualifikation“ (a.a.O., 90) – die notwendigen Emanzipationsprozesse<br />

nicht befördern können, weil sie den instrumentellen und strategischen Partnerbezug<br />

nicht aufgeben und insofern an die entfremdeten Verhältnisse selbst gebunden bleiben:<br />

„Unabtrennbar ist von einem derart organisierten Literaturunterricht die tendenzielle<br />

Verdinglichung der Produktion und Rezeption der literarischen<br />

Texte und damit zugleich der Subjekte (Schüler und Lehrer). Denn die Subjektivität,<br />

die Identität der Subjekte hängt daran, daß <strong>das</strong> sprachlich-kommunikative<br />

Verhalten zu den Partnern nicht durch instrumentelles oder strategisches<br />

abgelöst wird.“ (a.a.O., 93)<br />

Kreft lässt hierin erkennen, wo für ihn der positive Zusammenhang von Literunterricht<br />

und jenen „verallgemeinerbaren Interessen“ liegt, die uns jenseits der Entfremdung<br />

der Gegenwart als Menschen bestimmen: im herrschaftsfreien Diskurs der<br />

gleichberechtigten und freien Subjekte. Dies verweist auf Habermas, seine Theorie<br />

der Identität und des kommunikativen Handelns. Krefts Zugriff auf Habermas ist<br />

begründet durch den Versuch, die „Idee der literarischen Bildung“ wiederzugewinnen<br />

und die Frage nach dem „Poetischen und seiner Poetizität“ (a.a.O., 90) beantwortbar<br />

zu machen, ohne auf die Positionen der fünfziger Jahre zurück zu fallen.<br />

Damit versucht Kreft an die interaktionellen Dimensonen der literaturdidaktischen<br />

Interaktionsfigur „Der Lehrer als Synonym der Literatur“ anzuknüpfen, ohne deren<br />

autoritative Aspekte mit zu übernehmen. Dabei verzichtet er aber nicht auf die Forderungen<br />

nach Wissenschaftlichkeit der literaturdidaktischen Theoriebildung, ohne<br />

in der Sackgasse von deren szientistisch-positivistischen Verengungen zu landen.<br />

Als Grundforderung an eine Theorie der Literatur formuliert Kreft:<br />

„Nur eine solche Theorie kann geeignet sein, die von vornherein die volle Bedeutung<br />

von Sprache (Rede), Literatur, Dichtung für die menschliche Lebenspraxis,<br />

für die Evolution von Individuum und Gesellschaft im Zusammenhang<br />

mit der Aneignung der Natur durch Arbeit berücksichtigt, und <strong>das</strong> heißt, die<br />

transzendental-pragmatische Dimension der Sprache und die Differenz zwischen<br />

empirischen Gegebenheiten, Bedingungen, Ursachen einerseits, Geltungsansprüchen<br />

wie Wahrheit von Aussagen, Richtigkeit von Normen, Angemessenheit<br />

von Wertungen andererseits, also von den Geltungsansprüchen,<br />

die bestimmten Umweltregionen und fundamentalen Kompetenzen zugeordnet<br />

sind.“ (a.a.O., 96)

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