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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische Rekonstruktion 59<br />

Abb. 7 - Ulshöfers Kunstbegriff<br />

In Analogie zur produktiven Funktion des symbolischen Sinns beim Dichter hat der<br />

symbolische Sinn auch eine Funktion beim Betrachter. Er steuert <strong>das</strong> Verstehen als<br />

ein objekt- und gleichzeitig subjektbezogener Prozess.<br />

„Das Wort „symbolischer Sinn“ will ein Doppeltes aussagen: es ist auf die<br />

objektive Welt wie auf <strong>das</strong> menschliche Subjekt zugleich bezogen und meint<br />

objektgerichtet den Sinn für Symbolik und Gestaltganzheit, subjektgerichtet<br />

<strong>das</strong> Vermögen der Seele, sich selbst zu einem Gestaltganzen (zur Totalität) zu<br />

bilden. Der symbolische Sinn ist ein zugleich reproduktives und produktives<br />

Seelenvermögen, kraft dessen die Seele Ganzheiten schaut und sich selbst zur<br />

Ganzheit entwickelt – <strong>das</strong> eine durch <strong>das</strong> andere.“ (1952, 11)<br />

Unterricht ist also die Entwicklung des symbolischen Sinns der Schüler. Er ist als<br />

Prozess der Entwicklung des symbolischen Sinn ebenso normativ bestimmt wie <strong>das</strong><br />

unterrichtliche Objekt, die Literatur. Vor dem Hintergrund dieses argumentativen<br />

Zusammenhangs wird deutlich, <strong>das</strong>s der Satz „Der Mensch bildet sich in dem Maße,<br />

indem er etwas bildet.“ (1952, 4), der in Bezug auf <strong>das</strong> Handlungsgefüge Unterricht<br />

noch als Indiz einer rudimentären Handlungsorientierung verstanden werden<br />

konnte, Bildung kaum als wirklich offenen Prozess begreift. Letztlich ist im Sinne<br />

des Ulshöferschen ordo-Gedankens Entwicklung sowohl in onto- wie in phylogenetischer<br />

Perspektive nur der Nachvollzug der menschlichen Vorbestimmung, von der<br />

Literatur letztlich ein symbolischer Ausdruck ist, denn:<br />

„Die menschliche Seele organisiert sich in ihrer natürlichen Entwicklung nach<br />

dem in ihr keimhaft angelegten Sinngefüge.“ (1952, 11; Hervorhebung von<br />

mir, StK)

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