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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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4 Literatur - Interaktion - Identität: Fallbeispiele aus dem Literaturunterricht 261<br />

genwart. Die Aktualisierung der Gruppe zeigte ein Familiengemälde, in dem die<br />

soziale Bedrohung von Außen und eine autoritäre Binnenstruktur als Ursachen<br />

für neofaschistische Tendenzen dargestellt werden.<br />

Abb. 47 - "Glaube Liebe Hoffnung" - Originalszenen von Gruppe 2<br />

Die zweite Gruppe wählte die achte und die vierzehnte Szene des dritten Bildes<br />

(Horvath 1936, 35f und 39f) und montierte sie in ihrer Präsentation collagenartig<br />

ineinander (s. Abb. 47). In der achten Szene unterhält sich Elisabeth mit einer<br />

Freundin über die Männer, weibliche Identität und die Möglichkeit einer<br />

Beziehung, während in der vierzehnten Szene der Schupo mit Elisabeth flirtet 25 .<br />

Abb. 48 - "Glaube Liebe Hoffnung" - Aktualisierungen von Gruppe 2<br />

Die Aktualisierung der Gruppe (s. Abb. 48) nimmt die Themen auf, beschäftigt<br />

sich mit der Möglichkeit einer wahren Liebesbeziehung zwischen Männern und<br />

Frauen und inszeniert <strong>das</strong> morgendliche Kaffeetrinken eines Mannes und einer<br />

Frau nach einem „one-night-stand“. Die Figuren wurden in der Szene gedoppelt,<br />

wobei die Doubles die Gedanken, Gefühle, Hoffnungen, Wünsche und<br />

Ängste der Figuren in Bezug auf die Beziehung, die nicht entsteht, ausdrücken.<br />

Die dritte Gruppe wählte die elfte Szene des vierten Bildes (Horvath 1936, 53f),<br />

in der <strong>das</strong> Ende der Beziehung zwischen Elisabeth und dem Schupo dargestellt<br />

wird, als jener erfährt, <strong>das</strong>s diese bereits einmal im Gefängnis gewesen ist. In der<br />

Aktualisierung wird <strong>das</strong> die Beziehung zerstörende Geheimnis des Gefängnisaufenthaltes<br />

in der Originalszene durch eine HIV-Infizierung Elisabeths ersetzt:<br />

Aids als Beziehungsbedrohung ist <strong>das</strong> Thema der dritten Gruppe.<br />

Diese Schilderung der Arbeit der Gruppen zeigt, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Spiel im intermediären<br />

Raum entfaltet hat. Die Gruppen beschäftigten sich mit bedrohten Beziehungsgefügen,<br />

zeigten die soziale wie persönliche Dimension dieser Bedrohung, beschäftigten<br />

sich dabei textnah mit Horvath, dem historischen Zusammenhang seines Texts<br />

sowie in ihm enthaltenen modernen Theaterformen (vgl. Bayerdörfer 1993) und<br />

hatten in den Aktualisierungen vielfache Möglichkeiten, Eigenes einzuflechten. Im<br />

25 Die Ergebnisse werden hier deshalb auch im Bild wiedergegeben, weil auf die metakommunikativen<br />

Inszenierungen dieser Gruppe noch ausdrücklich eingegangen wird.

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