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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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3 Literaturdidaktische Interaktionsfiguren – eine systematische Rekonstruktion 211<br />

Der Kleine kann nicht größer wer’n.<br />

Ja, größer wer’n, <strong>das</strong> möchte er gern.<br />

´s ist keine Red´ davon<br />

Er hat zu wenig Sonn´.<br />

Den Pflaumenbaum glaubt man ihm kaum<br />

Weil er nie eine Pflaume hat<br />

Doch er ist ein Pflaumenbaum<br />

Man kennt es an dem Blatt.“ (zit nach Schulz 1997, 54)<br />

Zunächst ist wichtig, <strong>das</strong>s bereits die Unterrichtsvorbereitung, sprich die Auswahl<br />

des Gedichts bzw. des zu behandelnden Textes eine Antizipation dessen beinhaltet,<br />

was die Schüler mit dem Text anfangen könnten. Anfangen könnten bezieht sich dabei<br />

nicht nur auf Handlungspotentiale des Texts, es bezieht sich zunächst vor allem<br />

darauf, welche Empfindungen und Erlebensweisen der Text bei den Kindern anspricht.<br />

Da es sich bei diesen Überlegungen um Antizipationen handelt, beinhalten<br />

sie also auch Fantasien des Lehrers über die Kinder. Diese sind durch Erfahrungen<br />

mit Kindern sowie durch <strong>das</strong> vergangene, eigene Kindsein und Erinnerungen an die<br />

zugehörigen Affekte bestimmt. Schulz’ Überlegungen drehen sich um <strong>das</strong> Größer-<br />

Werden-Wollen, <strong>das</strong> Bedingungen-für´s-Größer-Werden-Brauchen; hier sieht sie<br />

den Anknüpfungspunkt, an dem die Schüler einhaken können: Der Baum ist ein<br />

Symbol des Lebens.<br />

„Brechts ‚Pflaumenbaum‘ trifft die Befindlichkeit der Kinder, indem ihre<br />

existentiellen Fragen direkt angesprochen werden: ihre eigenen Wachstumsmöglichkeiten<br />

und die der Bäume, der Tiere, der Pflanzen in ihrer Lebenswelt,<br />

also die ökologischen Bedingungen der heutigen Welt.“ (55f)<br />

Abb. 29 - Kinderzeichnungen zu Brechts „ Pflaumenbaum“ (Schulz 1997, 58f)

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