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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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5 Literaturunterricht im Prozess <strong>literarischer</strong> Sozialisation – ein<br />

Resümee<br />

Die literaturdidaktischen Konzeptualisierungen des Literaturunterrichts, wie sie sich<br />

in den drei untersuchten literaturdidaktischen Interaktionsfiguren gezeigt haben, lassen<br />

neben den manifesten Bedeutungsschichten auch latente Sinnstrukturen erkennen.<br />

Auch <strong>das</strong> literaturunterrichtliche Geschehen selbst ist durch bewusste wie auch<br />

durch unbewusste Motivierungen und Geschehensanteile gekennzeichnet. Dafür geben<br />

die analysierten Fallvignetten zahlreiche Hinweise. Bewusste und unbewusste<br />

Anteile lassen sich gleichermaßen bei den Lehrern wie auch bei den Schülern finden.<br />

Für die Zielgerichtheit literaturdidaktischen Geschehens kommt dem Verstehen<br />

und dem Handeln der Lehrer herausgehobene Bedeutung zu. Sowohl die Fallskizze<br />

„Fredersen“ (vgl. Abschn. 1.2, S. 12ff) als auch die Fallbeispiele, die im vierten<br />

Kapitel geschildert wurden, lassen erkennen, <strong>das</strong>s die Lehrer eine wichtige Nahtstelle<br />

zwischen literaturdidaktischem Konzept und konkretem unterrichtlichem Geschehen<br />

darstellen.<br />

Während sich bei Herrn Fredersen eine mögliche unbewusste Wirkung der eigenen<br />

Lesesozialisation auf <strong>das</strong> literaturdidaktische Handeln zeigte, konnte bei dem Lehrer<br />

des Fallbeispiels „Unterm Rad“ (vgl. Abschn. 4.3.1, S. 242ff) eine unbewusst bleibende,<br />

gemeinsame Abwehr mit den Schülern vermutet werden, deren Ergebnis es<br />

war, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Thema der männlichen Adoleszenz und ihrer triebdynamischen Wirren<br />

bei der Behandlung des Texts weitestgehend ausgespart blieb. Für gewisse Aspekte<br />

der Psychodynamik der literaturunterrichtlichen Rezeption können diese Beispiele<br />

als ein Scheitern am Widerständigen von Aspekten des Gegenstands wie auch von<br />

Persönlichkeitsanteilen der literaturrezipierenden Subjekte betrachtet werden. Demgegenüber<br />

stehen Beispiele, in denen unbewusste Wirkungen des Widerständigen<br />

der Texte in der Situation der literaturunterrichtlichen Gruppenrezeption verstanden<br />

und in einer den literaturrezipierenden Prozess bereichernden Art und Weise durchgearbeitet<br />

werden konnten.<br />

Den „gelungenen“ wie den „misslungenen“ Sequenzen aus dem Literaturunterricht<br />

sind dabei gewisse Merkmale gemeinsam, die sich als Merkmale eines Prozessmodells<br />

des <strong>erfahrung</strong>sorientierten Literaturunterrichts in der Perspektive der dritten<br />

literaturdidaktischen Interaktionsfigur „Identifikation und Differenz: literarische Sozialisation“<br />

zusammenfassen lassen. Dabei soll im Folgenden nicht die gesamte<br />

Komplexität des literaturdidaktischen Geschehens betrachtet werden, sondern im<br />

Sinne der bisherigen Argumentation der Zusammenhang von manifesten und latenten<br />

Dimensionen des literaturunterrichtlichen Geschehens fokussiert werden. Ausdrücklich<br />

wird dabei angeknüpft an Konzeptualisierungen des Literaturunterrichts,<br />

wie sie etwa zuletzt Ulf Abraham (1998) entfaltet hat. Der Titel seines Buchs „Übergänge“<br />

sowie zahlreiche Unterrichtsanregungen lassen erahnen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Oszillie-

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