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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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150 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

Bildung verpflichtet ist. Das Spektrum der Oppositionen ließe sich noch erweitern 78 ,<br />

fasst aber die Differenzen zwischen den Interaktionsfiguren deshalb nur unzureichend,<br />

weil es zu fixieren droht, was nicht nur gemäß dem postmodernen Credo eigentlich<br />

im Fluss gehalten werden soll 79 , sondern auch der Sache nach im Fluss ist.<br />

Im Folgenden sollen daher zum Abschluss der Betrachtungen zur literaturdidaktischen<br />

Interaktionsfigur „Das Verschwinden der Subjekte unter dem Gewand der<br />

Wissenschaft“ weniger strenge Abgrenzungen skizziert werden, als in drei Annäherungen<br />

sowohl die Nähe als auch die Distanz zwischen der dekonstruktivistischen<br />

Facette dieser Interaktionsfigur und der dritten literaturdidaktischen Interaktionsfigur<br />

„Identifikation und Differenz: literarische Sozialisation“ skizziert werden, um<br />

damit gleichzeitig zu deren Darstellung überzuleiten.<br />

3.3.7.1 De-Konstruktion als Kritik<br />

De-Konstruktion ist nicht nur semantisch über <strong>das</strong> Präfix ‚de’ an Konstruktion gebunden.<br />

Sie stellt eine wissenschaftliche Bewegung der Negation dar und hat von<br />

daher <strong>das</strong> Negierte als Voraussetzung ihrer selbst. Sowohl die Strömung der postmodernen<br />

Literaturdidaktik im weiteren Sinne als auch die dekonstruktivistischen<br />

Strömungen im engeren Sinne sind keine Methoden der Interpretation von Texten,<br />

sondern haben kulturelle Prozesse als ihren Gegenstand. Es sind archäologische<br />

Diskursanalysen foucaultscher Prägung im Sinne kritischer Betrachtungen der Prozesse<br />

kultureller Semiose (vgl. Pross/Wildgruber 1996). Der wesentliche Gegenstand<br />

der Kritik sind die Konstituenten der Sinnbildungsprozesse, wie sie die klassisch<br />

hermeneutische Tradition voraussetzt. Zahlreiche Beiträge zur postmodernen<br />

bzw. dekonstruktivistischen Facette der literaturdidaktischen Interaktionsfigur der<br />

Wissenschaftsorientierung haben daher direkt oder indirekt die Trias von Autor -<br />

Werk - Leser in ihrem kritischen Visier. Dass diese Trias ein Kernkonzept der kritischen<br />

Perspektive bildet, wird u.a. daran deutlich, <strong>das</strong>s sie sowohl in den Anfängen<br />

der literaturdidaktischen Rezeption postmoderner Überlegungen aus der Literatur-<br />

und Kulturwissenschaft als auch in einem entwickelteren Stadium der Denkfigur<br />

Untersuchungsgegenstand ist. So stellt Jürgen Fohrmanns Arbeit „Über Autor, Werk<br />

und Leser aus poststrukturalistischer Sicht“ (1990) einen wichtigen Ausgangspunkt<br />

der Debatte dar, und Klaus-Michael Bogdal dekonstruiert in „Bildungsprozesse und<br />

Literatur: Subjektwerdung in der Moderne“ (1999) die auf der Einheit von Autor,<br />

Werk und Leser basierende zentrale Vorstellung des Bildungsgedankens durch Literatur,<br />

die der Identitätsbildung durch Literatur bzw. Lesen zugrunde liegt, die sich in<br />

zahlreichen Konzepten der literarischen Sozialisation im weitesten Sinne finden<br />

lässt.<br />

78 Subjekt Text / Grundschule Gymnasium / Pädagogik Fachwissenschaft / „Praxis<br />

Deutsch „Der Deutschunterricht“ (vgl. Kämper-van den Boogart 2000, 10)<br />

79 Vergl. zur aktuellen Debatte um Lesedidaktik versus Literarische Bildung die Übersicht bei Kämpervan<br />

den Boogaart (2000) sowie die Beiträge von Bremerich-Vos (1996), Eggert (1997), Paefgen<br />

(1999b), Rosebrock (1999) sowie Spinner (1998). Zur Entwicklung der Argumentation siehe auch<br />

Eggert (1992) sowie Eggert/Garbe (1995, S. 157ff).

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