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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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2 Systematische Grundlegungen: Begriffe - Methoden - Daten 25<br />

det die Realsituation an vergangene Situationen, die sie in psychisch bedeutsamen<br />

Aspekten wiederholt. Gerade hinsichtlich ihres Wiederholungscharakters sind<br />

Übertragungsphänomene tendenziell auch eine Form des Widerstands gegen neue<br />

Erfahrungen und damit Veränderungen ermöglichende Interaktionen neuen Charakters<br />

(vgl. Trescher 1993, 174f).<br />

Ihre Wirkung entfalten Übertragungen<br />

dadurch, <strong>das</strong>s sie<br />

nicht auf <strong>das</strong> intrapsychische<br />

Geschehen beschränkt bleiben,<br />

sondern die reale Interaktionsebene<br />

beeinflussen, etwa in<br />

„verschlüsselten Interaktionsformen<br />

und Beziehungsangeboten“<br />

(a.a.O., 175), die<br />

Lehrer z.B. mit „Übertragungsidentifizierungen“<br />

(a.a.O., 176) beantworten. D.h.<br />

Lehrer empfinden und<br />

verhalten sich wie <strong>das</strong> Objekt<br />

des intrapsychischen<br />

Geschehens im Schüler. Diese<br />

Dynamik gilt gleichermaßen Abb. 2 - Unterricht als szenisches Arrangement<br />

für aggressiv getönte Übertragungsbeziehungen<br />

wie für solche einer erotischen Tönung, wobei allerdings letztere<br />

gemeinhin als der pädagogischen Situation förderliche Übertragungen gelten, während<br />

erstere als ihr hinderlich eingestuft werden. Diese Einstufung geschieht durch<br />

die Lehrer, sei es, <strong>das</strong>s sie diese Einstufung als Handelnde oder als <strong>das</strong> Geschehen<br />

Reflektierende vornehmen. In welcher Position auch immer dies geschieht, es zeigt,<br />

<strong>das</strong>s Lehrer als Übertragungsobjekte nicht außerhalb des Übertragungsgeschehens<br />

stehen und nicht nur im Vorgang der Übertragungsidentifizierung am Geschehen<br />

beteiligt sind. Sie nehmen mit eigenen Übertragungen an der unterrichtlichen Interaktion<br />

teil. Dies tun sie zum einen in ihrem Konfrontiert-Sein mit doppelter Kindlichkeit<br />

(vgl. Bernfeld 1925), dem Kind vor sich und dem Kind in sich. Die Einbindung<br />

in die Dynamik der doppelten Kindlichkeit und ihnen entsprechende wechselseitige<br />

Übertragungsvorgänge können als wesentliche Grundlage für Phänomene einer<br />

zwanghaften Wiederholung eigener Kindheits<strong>erfahrung</strong>en im professionellen<br />

Kontext des Lehrer-Seins betrachtet werden. Mit kindlichen Gefühlen und Dynamiken<br />

können Lehrer aber nicht nur vor ihren Schülern konfrontiert sein. Die hierarchische<br />

Struktur der Schule selbst fördert Übertragungsneigungen auch in Bezug auf<br />

Vorgesetzte, und die Interaktion mit Kollegen kann über Gefühle von Neid und<br />

Adaptionen im Kontext der psychoanalytischen Pädagogik sind geleitet von: Hirblinger 1990, 1999;<br />

Petrik 1992 und Trescher 1985, 1987, 1993.

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