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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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4 Literatur - Interaktion - Identität: Fallbeispiele aus dem Literaturunterricht 237<br />

Bewegung des kreativen Schreibens 16 genutzt werden und auf der Basis von ‚mind<br />

maps’ kurze literarische Texte zu Themen entstehen wie:<br />

• Auf einmal war alles ganz anders<br />

• Das habe ich nicht gewollt<br />

• Warum immer ich?<br />

• Mein erster Schultag<br />

So entstandene Texte 17 haben nicht in erster Linie <strong>das</strong> Ziel, „selbstbezügliche<br />

Kreativität“ (Waldmann 1984, 115) zu fördern, sondern lassen Schüler eine literarische<br />

Erfahrung machen, die reflektierbar ist und als Referenzpunkt zum Verständnis<br />

anderer <strong>literarischer</strong> Texte im Unterricht genutzt werden kann, wie etwa Christa<br />

Wolfs „Nachdenken über Christa T.“ (Wolf 1968) 18 .<br />

In diesem Sinne können autobiografische Schreibprozesse, seien sie nun implizitprojektiv<br />

oder explizit, auch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Arbeit an<br />

literarischen Texten stehen, und dies bereits in der Sekundarstufe I. Die Schilderung<br />

von Lenas Schreibprozess (oben, S. 229f) basierte bereits auf dieser Art der Arbeit<br />

mit literarischen Vorlagen; dort war ein Gedicht Ausgangspunkt der literarischen<br />

Arbeit der Schülerin. Eine weitere Möglichkeit nimmt ihren Ausgangspunkt bei<br />

Gabriele Wohmanns Kurzgeschichte Klavierstunde. 19 Die Geschichte schildert in<br />

aufeinander zulaufenden Erzählsträngen die Gedanken eines Jungen auf dem Weg<br />

zur Klavierstunde sowie die Gedanken der Klavierlehrerin, während sie auf ihren<br />

Klavierschüler wartet. Die Geschichte endet mit der Begegnung der beiden Figuren.<br />

Zunächst erhalten die Schüler den Text von Gabriele Wohmann ohne den Schluss<br />

a) entweder als ganzen Text (Original ohne Schluss)<br />

b) oder in die Stränge aufgeteilt. (Die Textstränge werden in den für den Jungen<br />

und den für die Klavierlehrerin getrennt und dann jeweils in die Abschnitte<br />

[Junge1 - Junge2 - Junge3... / Lehrerin1 - Lehrerin2 - Lehrerin3<br />

.....] aufgeteilt. Dabei kann die Reihenfolge der Zahlen nur bei einem Textstrang<br />

oder bei keinem Textstrang mit dem Original übereinstimmen.)<br />

In der Variante a) geht es darum<br />

1) zunächst zu beschreiben, was in den Texten passiert (zwei innere Geschehnisse<br />

werden geschildert)<br />

16<br />

Anregungen bei Brenner 1990, Gießler 1992, Rico 1983, vom Scheidt 1989.<br />

17<br />

Vergleiche etwa den Text „Auf einmal war alles ganz anders“ im Anhang 6.1.5, S. 285.<br />

18<br />

Die mit dem Prozess der biografischen Selbstvergewisserung in der Adoleszenz potentiell verbundene<br />

Unterrichtsdynamik wird in Abschn. 4.3.2, S. 244ff am Beispiel der Arbeit an diesem Roman verdeutlicht.<br />

19<br />

Hier wird auf eine Anregung Fritzsches (1989, 54ff) zurückgegriffen und sie verschiedentlich<br />

erweitert.

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