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das gewebe literarischer erfahrung - Dr. Jörg-Dietrich Steitz ...

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132 <strong>Jörg</strong> <strong>Steitz</strong>-Kallenbach<br />

kommunikative Reproduktion lebensweltlicher<br />

Potentiale<br />

+ -<br />

systembedingte Desintegration junger<br />

Menschen<br />

Diskursideal übermächtige Systemfunktionalismen<br />

Harmonie, gutes Gefühl Desintegration, Identitätsverwirrung<br />

Insel der Verständigungsorientierung Kolonisierung schulischer Lebenswelten<br />

intra-diskursive Welt extra-diskursive Welt<br />

Gleichheit Differenz<br />

Rettung Bedrohung<br />

Lehrer-Therapeut Lehrer-Diskursverzerrer<br />

guter Unterricht schlechter Unterricht<br />

wir die anderen<br />

Die letzten fünf Begriffspaare in der Übersicht sind weitgehend Interpretationen von<br />

expliziten Dichotomien des Texts, deren Plausibilität sich aber aus den expliziten<br />

Angaben ergibt. Diese Plausibilität wird zudem gestützt, wenn der Rolle des Lehrers<br />

im literaturrezipierenden Diskurs nachgespürt wird.<br />

Der Lehrer ist Garant der Außengrenzen der Inseln des Diskurses, d.h. der Abgrenzung<br />

der Inseln vom Einfluss der Institution Schule. In dieser Funktion hat er eine<br />

herausgehobene Position, die dadurch begründet ist, <strong>das</strong>s sie den Diskurs gegenüber<br />

den gesprächsverzerrenden Auswirkungen der Institution schützt und damit die<br />

Möglichkeit des Befolgens der Gesprächsregeln erst herstellt. Der Lehrer weicht in<br />

seiner Funktion also insofern von der Regel der Gleichheit der Teilnehmer ab, als er<br />

die intra-diskursive Welt vor der extra-diskursiven Welt schützt und dadurch illegitime<br />

und verzerrte Diskurse verhindert bzw. deren Vorhandensein quasi therapeutisch<br />

zu ‚heilen’ versucht. Dieser therapeutische Eingriff wird theoretisch durch den<br />

Hinweis auf Habermas’ Betrachtung zur besonderen diskursiven Form des<br />

therapeutischen Gesprächs im psychoanalytischen Setting gerechtfertigt 61 , wobei die<br />

Einschränkung, <strong>das</strong>s es sich eben um keinen Diskurs, sondern um Kritik handelt<br />

61 Die entsprechenden Passagen bei Werner (1996) befinden sich auf den Seiten 48, 56, 72f und 115,<br />

wobei an den ersten drei Stellen ein recht globaler Verweis auf Habermas’ Auseinandersetzung mit<br />

der Psychoanalyse in „Erkenntnis und Interesse“ (Habermas 1973) sowie auf Habermas’ Abgrenzung<br />

des „therapeutischen Gesprächs“ von reinen Diskursformen (Habermas 1981a, 69f) erfolgt und auf<br />

S. 115 die diskursive Nähe von expressiv ästhetischen Bewertungen und therapeutischer Kritik behauptet<br />

wird und somit eine Verbindung des therapeutischen Gesprächs zum literaturrezipierenden<br />

Diskurs auch theoretisch herzustellen versucht wird.

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