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Frühling

| Nicht nur überlegen. Machen. - Coverinterview mit Cornelia Palfy | | Zu Tisch mit Martin Kahrer | | Exklusiv im Fokus-Interview: Wolf Plettenbacher & Martin Stopfer, Harald Deinsberger-Deinsweger, Mathias Haas | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Caroline Mocker, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, , Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Junge Talente der Baubranche: 30 unter 35|

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ImFokus<br />

Im Bau<br />

Justizanstalten. Gefängnisse sind ganz<br />

besondere Sonderimmobilien. In Kärnten<br />

soll bis 2025 die modernste Justizanstalt<br />

Österreichs entstehen. Wie komplex<br />

solche Objekte sind, erklärt Architektin<br />

Andrea Seelich.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

H<br />

undert Millionen Euro sind für<br />

den Bau veranschlagt, Baubeginn<br />

soll 2022 sein: In Klagenfurt am<br />

Wörthersee entsteht die modernste<br />

Justizanstalt Österreichs. Eröffnet soll sie 2025<br />

werden. Den EU-weiten, offenen Realisierungswettbewerb<br />

konnte das Grazer Architekturbüro<br />

Zinterl Architekten ZT für sich entscheiden und<br />

setzte sich damit gegen 35 Einreichungen durch.<br />

Das Siegerprojekt überzeugte die Jury mit einem<br />

sternförmigen Gebäudekomplex, der Platz für<br />

insgesamt 425 Insassen in modernen Einzel- und<br />

Zweierzellen vorsieht.<br />

Sternförmiger Bau<br />

Der erste Arm dient der Erschließung und<br />

beherbergt allgemeine Bereiche wie beispielsweise<br />

einen Mehrzwecksaal, die Krankenstation<br />

und eine Bibliothek. Die weiteren vier Arme<br />

nehmen die geforderten Departments mit den<br />

Hafträumen auf. Diese sind jeweils an nur einer<br />

Fassadenseite angesiedelt, sodass keine Sichtverbindung<br />

zwischen den unterschiedlichen<br />

Departments möglich ist. Jeder Arm verfügt<br />

über dieselben allgemeinen Bereiche wie Schulungsräume,<br />

Teeküchen und Freizeiträume.<br />

Zwischen den Gebäudearmen befinden sich die<br />

Spazierhöfe. Die durch die Sternenform vorgegebene,<br />

homogene Struktur erlaubt eine flexible<br />

Anordnung der unterschiedlichen Haftabteilungen.<br />

In einem zusätzlichen Trakt werden<br />

Wachzimmer, die Verwaltung sowie die Vernehmungs-<br />

und Besucherzone untergebracht.<br />

Im vorgesehenen Werkstättentrakt können<br />

die Insassen in der Schlosserei, Tischlerei oder<br />

den Kunsträumen handwerklichen Tätigkeiten<br />

nachgehen. Es soll eine Vollbeschäftigung der<br />

Insassen gewährleisten werden.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Besonderer Wert wird auf eine ökologischnachhaltige<br />

Bauweise gelegt. Durch die geplante<br />

Massivbauweise werden der Heiz- und<br />

Kühlbedarf reduziert. Zudem sorgen energieeffiziente<br />

Beleuchtungssysteme und Wasserspareinrichtungen<br />

für eine ressourcenschonende<br />

Betriebsführung. Geplant sind zudem die<br />

Errichtung einer Photovoltaikanlage am Dach<br />

sowie die Energienutzung von Geothermie.<br />

Hundert Millionen Euro für ein Gefängnis<br />

auszugeben, während bei Altersheimen oder<br />

anderen sozialen Projekten gespart wird, erscheint<br />

manchen als blanker Hohn. Dem wird<br />

entgegengesetzt, dass sich Gebäude auf die<br />

Psyche der Insassen auswirken und diese resozialisationsfähiger<br />

machen. Es geht aber auch<br />

um die Bedürfnisse der Justizmitarbeiter, die<br />

einen großen Teil ihrer Lebenszeit – nämlich<br />

ihre Arbeitszeit – in der Haftanstalt verbringen.<br />

Besonderes Know-how<br />

Ein Gefängnis zu planen wird an der Universität<br />

nicht unterrichtet, ist aber überaus<br />

komplex. „Die Kernkompetenz besteht darin,<br />

den Zusammenhang zwischen Architektur<br />

und Strafvollzugsalltag, das bedeutet die Applikation<br />

der Gesetze, Betriebs- und Vollzugskonzepte,<br />

zu kennen“, erklärt Andrea Seelich,<br />

die seit 1999 im Bereich der Justizarchitektur<br />

freiberuflich tätig ist. „Dieser Zusammenhang<br />

wurde schon in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

als ‚Systhem‘ bezeichnet. In Europa<br />

kennen wir vor allem das ‚Pennsylvanische<br />

Systhem‘, dessen architektonische Form des<br />

Strahlenbaues eine Abwandlung des Eastern<br />

State Penitentiary in Philadelphia darstellt.“<br />

Diese Art der Strafvollzugsarchitektur wurde<br />

ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt übernommen,<br />

als das einzige Fach, in dem Gefängnisbau<br />

unterrichtet wurde, im Zuge der Hochschulreformen<br />

aus dem Lehrplan fiel. „Die Erkennt-<br />

Foto: Zinterl Architekten<br />

114 BauTecFokus

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