Frühling
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ImFokus<br />
Im Bau<br />
Justizanstalten. Gefängnisse sind ganz<br />
besondere Sonderimmobilien. In Kärnten<br />
soll bis 2025 die modernste Justizanstalt<br />
Österreichs entstehen. Wie komplex<br />
solche Objekte sind, erklärt Architektin<br />
Andrea Seelich.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
H<br />
undert Millionen Euro sind für<br />
den Bau veranschlagt, Baubeginn<br />
soll 2022 sein: In Klagenfurt am<br />
Wörthersee entsteht die modernste<br />
Justizanstalt Österreichs. Eröffnet soll sie 2025<br />
werden. Den EU-weiten, offenen Realisierungswettbewerb<br />
konnte das Grazer Architekturbüro<br />
Zinterl Architekten ZT für sich entscheiden und<br />
setzte sich damit gegen 35 Einreichungen durch.<br />
Das Siegerprojekt überzeugte die Jury mit einem<br />
sternförmigen Gebäudekomplex, der Platz für<br />
insgesamt 425 Insassen in modernen Einzel- und<br />
Zweierzellen vorsieht.<br />
Sternförmiger Bau<br />
Der erste Arm dient der Erschließung und<br />
beherbergt allgemeine Bereiche wie beispielsweise<br />
einen Mehrzwecksaal, die Krankenstation<br />
und eine Bibliothek. Die weiteren vier Arme<br />
nehmen die geforderten Departments mit den<br />
Hafträumen auf. Diese sind jeweils an nur einer<br />
Fassadenseite angesiedelt, sodass keine Sichtverbindung<br />
zwischen den unterschiedlichen<br />
Departments möglich ist. Jeder Arm verfügt<br />
über dieselben allgemeinen Bereiche wie Schulungsräume,<br />
Teeküchen und Freizeiträume.<br />
Zwischen den Gebäudearmen befinden sich die<br />
Spazierhöfe. Die durch die Sternenform vorgegebene,<br />
homogene Struktur erlaubt eine flexible<br />
Anordnung der unterschiedlichen Haftabteilungen.<br />
In einem zusätzlichen Trakt werden<br />
Wachzimmer, die Verwaltung sowie die Vernehmungs-<br />
und Besucherzone untergebracht.<br />
Im vorgesehenen Werkstättentrakt können<br />
die Insassen in der Schlosserei, Tischlerei oder<br />
den Kunsträumen handwerklichen Tätigkeiten<br />
nachgehen. Es soll eine Vollbeschäftigung der<br />
Insassen gewährleisten werden.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Besonderer Wert wird auf eine ökologischnachhaltige<br />
Bauweise gelegt. Durch die geplante<br />
Massivbauweise werden der Heiz- und<br />
Kühlbedarf reduziert. Zudem sorgen energieeffiziente<br />
Beleuchtungssysteme und Wasserspareinrichtungen<br />
für eine ressourcenschonende<br />
Betriebsführung. Geplant sind zudem die<br />
Errichtung einer Photovoltaikanlage am Dach<br />
sowie die Energienutzung von Geothermie.<br />
Hundert Millionen Euro für ein Gefängnis<br />
auszugeben, während bei Altersheimen oder<br />
anderen sozialen Projekten gespart wird, erscheint<br />
manchen als blanker Hohn. Dem wird<br />
entgegengesetzt, dass sich Gebäude auf die<br />
Psyche der Insassen auswirken und diese resozialisationsfähiger<br />
machen. Es geht aber auch<br />
um die Bedürfnisse der Justizmitarbeiter, die<br />
einen großen Teil ihrer Lebenszeit – nämlich<br />
ihre Arbeitszeit – in der Haftanstalt verbringen.<br />
Besonderes Know-how<br />
Ein Gefängnis zu planen wird an der Universität<br />
nicht unterrichtet, ist aber überaus<br />
komplex. „Die Kernkompetenz besteht darin,<br />
den Zusammenhang zwischen Architektur<br />
und Strafvollzugsalltag, das bedeutet die Applikation<br />
der Gesetze, Betriebs- und Vollzugskonzepte,<br />
zu kennen“, erklärt Andrea Seelich,<br />
die seit 1999 im Bereich der Justizarchitektur<br />
freiberuflich tätig ist. „Dieser Zusammenhang<br />
wurde schon in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />
als ‚Systhem‘ bezeichnet. In Europa<br />
kennen wir vor allem das ‚Pennsylvanische<br />
Systhem‘, dessen architektonische Form des<br />
Strahlenbaues eine Abwandlung des Eastern<br />
State Penitentiary in Philadelphia darstellt.“<br />
Diese Art der Strafvollzugsarchitektur wurde<br />
ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt übernommen,<br />
als das einzige Fach, in dem Gefängnisbau<br />
unterrichtet wurde, im Zuge der Hochschulreformen<br />
aus dem Lehrplan fiel. „Die Erkennt-<br />
Foto: Zinterl Architekten<br />
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