Frühling
| Nicht nur überlegen. Machen. - Coverinterview mit Cornelia Palfy | | Zu Tisch mit Martin Kahrer | | Exklusiv im Fokus-Interview: Wolf Plettenbacher & Martin Stopfer, Harald Deinsberger-Deinsweger, Mathias Haas | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Caroline Mocker, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, , Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Junge Talente der Baubranche: 30 unter 35|
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#9<br />
BauKaufmann<br />
Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />
und Inhalte, die verändern und prägen.<br />
Endlich wieder neue Mitarbeiter:<br />
Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Montag, 10.12 Uhr: Max B geht auf dem Gang und gerade von seiner<br />
wohlverdienten Tee-Pause zurück. Kaffee ist nicht so sein Getränk und<br />
er liebt es, sich seinen Tee zuzubereiten. In der Früh den starken, intensiven<br />
Schwarztee, am Vormittag den Kräutertee für die Seele, nach dem<br />
Essen den grünen und am Nachmittag, wenn es die Stimmung zulässt,<br />
verwöhnt er sich mit einem Tee nach ostfriesischer Tradition: viel Zucker,<br />
auch Milch und alles in der richtigen Reihenfolge. Diese Nachmittags-Zeremonie<br />
ist der Höhepunkt eines jeden Tages und die Süße am Ende des<br />
Tees der wohlverdiente Abschluss, der Lust auf mehr macht. Er schwelgt<br />
in seinen Gedanken, denn der Kräutertee war heute atemberaubend:<br />
nicht zu herb, nicht zu intensiv, jedoch erfrischend und angenehm für<br />
den Hals, der heute in der Früh etwas kratzte.<br />
Auf dem Weg ins Büro begegnet ihm seine Chefin Gertrude. Im Vorbeigehen<br />
ruft sie ihm zu: „Wir stellen endlich wieder ein, endlich kommen<br />
nach der Kurzarbeit wieder neue Mitarbeiter. Wir werden die drei Kollegen<br />
heute beim Town Hall Meeting um 15 Uhr begrüßen.“ Bei dieser<br />
Veranstaltungs-Serie treffen sich alle Kollegen und die Geschäftsführung<br />
nutzt diese Form des Zusammenkommens, um Neues zu verkünden und<br />
zu besprechen. Seit Corona sind diese Treffen virtuell und nur die wenigen<br />
im Büro nehmen vor Ort teil. Seine Chefin ist stolz, dass alle drei<br />
Neuen ins Headquarter kommen und somit physisch anwesend sind.<br />
Max B versteht den Auftrag, ohne nachfragen zu müssen. Er versteht<br />
seine Chefin und sie vertraut ihm blind. Schon seit Jahren gehört es zu<br />
seinen Aufgaben im Unternehmen, die Arbeitsplätze für neue Mitarbeiter<br />
herzurichten.<br />
10.50 Uhr: Zeit für die neuen Mitarbeiter. Die Kurzarbeit hat dazu geführt,<br />
dass einige Mitarbeiter gegangen sind und sich verändert haben. Nicht<br />
alle bleiben in derartigen Krisen ihrem Dienstgeber treu und Krisen führen<br />
zu Veränderungen, das hat Max lernen müssen. Dank der Abgänge<br />
sind genau noch drei Tische frei, ohne groß umplanen zu müssen. Doch<br />
leider sind die Sessel mehr als gebraucht und die Trolleys sind kaputt. Wer<br />
will schon auf Sesseln, die in die Jahre gekommen sind, in einem neuen<br />
Job arbeiten, wer möchte seine privatesten Utensilien in Trolleys geben,<br />
die nicht mehr versperrbar sind und deren letzte Nutzer ihre Spuren<br />
hinterlassen haben? Dies gehört geändert und Max ist hier sehr genau. Er<br />
weiß: Der Start eines neuen Kollegen gehört zu den wichtigsten Momenten<br />
und hier darf es nicht an einem Sessel oder einem Trolley scheitern.<br />
Zum Glück kennt er den Bürohersteller bestens und er ruft gleich an. Drei<br />
Stühle und Trolleys aus der bewährten Linie, die schon seit Jahrzehnten<br />
im Einsatz sind, sind verfügbar. Er kann diese gleich abholen.<br />
12.32 Uhr: Vor Ort beim Hersteller gibt es jetzt endlich tolle Trennwände<br />
und Corona ist ja nicht vorbei. Gleich einige mitgenommen, denn für<br />
alles gab es einen tollen Rabatt in Höhe von 33 Prozent – auch wenn es<br />
hier kein Budget gibt, bei diesem Preis muss er einfach handeln. Mit den<br />
Trennwänden sind nicht nur die neuen, sondern auch die bisherigen Kollegen<br />
noch besser geschützt. Alles eingepackt und ab ins Büro, damit alle<br />
Arbeitsplätze rechtzeitig fertig sind.<br />
15.00 Uhr: Das Town Hall Meeting beginnt. Wie stolz Max ist. Er hat wieder<br />
einmal Unmögliches möglich gemacht. Dank ihm erhalten die drei<br />
Neuen geradezu neue Arbeitsplätze und er wird ihnen einen perfekten<br />
Start ermöglichen. Nicht nur seine Chefin wird begeistert sein, sondern<br />
auch die Neuen werden es ihm danken, dass sie nicht auf den alten<br />
Stühlen sitzen müssen. Danach wird es Zeit für den perfekten Sieges-Tee<br />
– darauf freut er sich schon. Nach der Vorstellung des aktuellen Budgets,<br />
welches leider mit einem Minus von 37 Prozent beim Umsatz, als markanteste<br />
Zahl, eher bescheiden ist, steht der Punkt „Neue Mitarbeiter“ auf<br />
der Agenda. Er ist gespannt, die Neuen sichtlich auch. Genauestens begrüßt<br />
die drei Kollegen und stellt ihre Lebensläufe vor und dann passiert<br />
es. Max fällt aus allen Wolken. Er sinkt in sich zusammen und möchte<br />
sich am liebsten in Luft auflösen. Die drei Neuen werden vollständig<br />
und komplett im Home-Office starten. Sie gehören zur neuen Abteilung,<br />
die nicht einen Tag im Büro sein wird. Genauestens möchte neue Wege<br />
gehen und freut sich, aus der Corona-Zeit gelernt zu haben – dies zum<br />
Vorteil aller. Ein neuer Kollege wird von ihr auf die Bühne geholt und ach,<br />
wie ist er stolz, bei sich zu Hause von zu Hause arbeiten zu dürfen. Eine<br />
scheinbar neue Kultur und dafür werden weder die Bürostühle noch die<br />
Trolleys noch die Trennwände gebraucht. Schade und hoffentlich wird<br />
die Rechnung nicht allzu sehr auffallen.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
84 BauTecFokus