Frühling
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Positionen & Meinungen<br />
positiv, für den Bauherren hingegen negativ.<br />
Das stimmt aber so nicht. Mehrkostenanmeldungen<br />
stören nämlich jedes Projekt. Auch<br />
die Baufirma muss den Bauablauf umstellen<br />
und die Mehrkostenforderung verfolgen. Wie<br />
auch Bürgerinitiativen. Man muss mit ihnen<br />
kommunizieren. Schreibt Ihnen eine Bürgerinitiative,<br />
müssen Sie reagieren. In diesem Fall<br />
sollte eine rote Lampe aufleuchten.<br />
Aus diesem Grund ist in unserem System der<br />
Begriff Bürgerinitiative mit „hohes Risiko“<br />
hinterlegt.<br />
11.500 Begriffe auswählen und annotieren<br />
– keine leichte Aufgabe.<br />
Plettenbacher: Begonnen haben wir mit 1.000<br />
Begriffen und Kontexten, mittlerweile sind es<br />
bereits 11.500. Jeder Begriff, jede Entität hat<br />
ein individuelles Risiko. Je mehr wir annotieren,<br />
desto länger wird die Liste, weil wir<br />
laufend neue Begriffe und Kontexte finden.<br />
Die gesamten Begriffe betreffen ausschließlich<br />
bauspezifische Themen.<br />
Stopfer: Zusätzlich wurden auch Daten „emotionalisiert“,<br />
das heißt einer von in Summe<br />
acht Emotionen zugeordnet. Da dies keine<br />
Arbeit für Techniker ist, haben wir Literaturwissenschaftler<br />
eingestellt. Diese haben<br />
neben den Begriffen auch ganze Sätze aus der<br />
Literatur und aus Artikeln herausgefiltert,<br />
emotionalisiert und nach Kategorien<br />
geordnet und anschließend im Risiko<br />
bewertet. Mit Unterstützung der Künstlichen<br />
Intelligenz erkennen wir nun aktuell acht<br />
verschiedene Emotionsgruppen im Schriftverkehr:<br />
Ablehnung, Befürchtung, Erwartung,<br />
Freude, Frustration, Vertrauen, Zuversicht,<br />
Ärger.<br />
So erkennt Early Bird im Satz „der derzeitige<br />
Verlauf der Arbeiten“, dass zu 75 Prozent eine<br />
Befürchtung vorliegt. Bei Sätzen wie „Aufgrund<br />
diverser Ausführungsschwierigkeiten<br />
und Problemstellungen war es erforderlich,<br />
die Bauausführung kurzfristig zu pausieren.“<br />
zu 98 Prozent Frustration.<br />
Die Auswertung sehe ich dann im Dashboard?<br />
Plettenbacher: Im Dashboard sehe ich nicht<br />
nur die von uns vordefinierten acht Cluster,<br />
sondern habe auch Zugriff auf alle ausgewerteten<br />
Dokumente. PDF-Dokumente werden als<br />
solche erkannt, über ein Texterkennungsprogramm<br />
ausgelesen, analysiert und abgespeichert.<br />
In einer Wortwolke werden die am<br />
häufigsten vorkommenden Begriffe angezeigt.<br />
Da sieht man rasch die laufenden Vorgänge<br />
im Projekt. Steht eine Ampel auf Orange oder<br />
sogar Rot, kann der Anwender gezielt fragen,<br />
welches Problem hier vorherrscht. Er kann<br />
sehr schnell auch über das Know-how aller<br />
Beteiligten am Herdenwissen partizipieren.<br />
Nehmen wir ein konkretes Projekt her:<br />
Als oberste Instanz gibt es den Bauherren.<br />
Darunter die Baufirma mit mehreren Ebenen,<br />
nämlich einen Oberbauleiter, einen Abteilungsleiter,<br />
einen Projektleiter und einen<br />
Techniker. Ich bringe alle durch dieses System<br />
sehr schnell auf denselben Wissensstand.<br />
Stopfer: In den Dokumenten, Berichten, Mails<br />
und so weiter werden die kritischen Passagen<br />
rot hinterlegt. Wenn der Inhalt von Schreiben<br />
oder Protokollen in einem hohen Maße rot<br />
angezeigt wird, dann geht es schon zur Sache.<br />
Das bedeutet: Ich muss mich nicht mehr durch<br />
alle Dokumente durcharbeiten, sondern das<br />
erledigt die Künstliche Intelligenz für mich.<br />
Ein Blick und ich weiß sofort, was los ist.<br />
Wie ist das mit Cholerikern, die sich im<br />
E-Mail da und dort in der Wortwahl vergreifen,<br />
es aber nicht so meinen, wie es auf<br />
den Leser wirkt? Beziehungsweise erkennt<br />
das System auch das Mail eines Zynikers<br />
oder eines Phlegmatikers, der ganz ruhig<br />
schreibt – obwohl schon seit langem Feuer<br />
am Dach ist?<br />
Stopfer: Künstliche Intelligenz erkennt viel<br />
mehr als wir – viel mehr. Bei den angesprochenen<br />
Themen geht es auch um Unterschwelligkeit.<br />
Künstliche Intelligenz erkennt in<br />
Sätzen und Phrasen negative Emotionen. Der<br />
Satzbestandteil „Termin wurde verschoben“<br />
allein hätte für uns jetzt keine Konsequenz – in<br />
Wirklichkeit schwingt aber bereits hier eine<br />
Befürchtung mit.<br />
Künstliche Intelligenz – der Jobkiller in der<br />
Verwaltung?<br />
Plettenbacher: Künstliche Intelligenz wird<br />
keine Mitarbeiter ersetzen – auch nicht in<br />
technikaffinen Unternehmen. Der Mensch mit<br />
seinen Emotionen, seinen Erfahrungen und<br />
seinem Know-how steht immer im Mittelpunkt.<br />
Es gibt Mitarbeiter, die sind sehr risi-<br />
80 BauTecFokus