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Frühling

| Nicht nur überlegen. Machen. - Coverinterview mit Cornelia Palfy | | Zu Tisch mit Martin Kahrer | | Exklusiv im Fokus-Interview: Wolf Plettenbacher & Martin Stopfer, Harald Deinsberger-Deinsweger, Mathias Haas | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Caroline Mocker, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, , Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Junge Talente der Baubranche: 30 unter 35|

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| Zu Tisch mit Martin Kahrer |
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Positionen & Meinungen<br />

positiv, für den Bauherren hingegen negativ.<br />

Das stimmt aber so nicht. Mehrkostenanmeldungen<br />

stören nämlich jedes Projekt. Auch<br />

die Baufirma muss den Bauablauf umstellen<br />

und die Mehrkostenforderung verfolgen. Wie<br />

auch Bürgerinitiativen. Man muss mit ihnen<br />

kommunizieren. Schreibt Ihnen eine Bürgerinitiative,<br />

müssen Sie reagieren. In diesem Fall<br />

sollte eine rote Lampe aufleuchten.<br />

Aus diesem Grund ist in unserem System der<br />

Begriff Bürgerinitiative mit „hohes Risiko“<br />

hinterlegt.<br />

11.500 Begriffe auswählen und annotieren<br />

– keine leichte Aufgabe.<br />

Plettenbacher: Begonnen haben wir mit 1.000<br />

Begriffen und Kontexten, mittlerweile sind es<br />

bereits 11.500. Jeder Begriff, jede Entität hat<br />

ein individuelles Risiko. Je mehr wir annotieren,<br />

desto länger wird die Liste, weil wir<br />

laufend neue Begriffe und Kontexte finden.<br />

Die gesamten Begriffe betreffen ausschließlich<br />

bauspezifische Themen.<br />

Stopfer: Zusätzlich wurden auch Daten „emotionalisiert“,<br />

das heißt einer von in Summe<br />

acht Emotionen zugeordnet. Da dies keine<br />

Arbeit für Techniker ist, haben wir Literaturwissenschaftler<br />

eingestellt. Diese haben<br />

neben den Begriffen auch ganze Sätze aus der<br />

Literatur und aus Artikeln herausgefiltert,<br />

emotionalisiert und nach Kategorien<br />

geordnet und anschließend im Risiko<br />

bewertet. Mit Unterstützung der Künstlichen<br />

Intelligenz erkennen wir nun aktuell acht<br />

verschiedene Emotionsgruppen im Schriftverkehr:<br />

Ablehnung, Befürchtung, Erwartung,<br />

Freude, Frustration, Vertrauen, Zuversicht,<br />

Ärger.<br />

So erkennt Early Bird im Satz „der derzeitige<br />

Verlauf der Arbeiten“, dass zu 75 Prozent eine<br />

Befürchtung vorliegt. Bei Sätzen wie „Aufgrund<br />

diverser Ausführungsschwierigkeiten<br />

und Problemstellungen war es erforderlich,<br />

die Bauausführung kurzfristig zu pausieren.“<br />

zu 98 Prozent Frustration.<br />

Die Auswertung sehe ich dann im Dashboard?<br />

Plettenbacher: Im Dashboard sehe ich nicht<br />

nur die von uns vordefinierten acht Cluster,<br />

sondern habe auch Zugriff auf alle ausgewerteten<br />

Dokumente. PDF-Dokumente werden als<br />

solche erkannt, über ein Texterkennungsprogramm<br />

ausgelesen, analysiert und abgespeichert.<br />

In einer Wortwolke werden die am<br />

häufigsten vorkommenden Begriffe angezeigt.<br />

Da sieht man rasch die laufenden Vorgänge<br />

im Projekt. Steht eine Ampel auf Orange oder<br />

sogar Rot, kann der Anwender gezielt fragen,<br />

welches Problem hier vorherrscht. Er kann<br />

sehr schnell auch über das Know-how aller<br />

Beteiligten am Herdenwissen partizipieren.<br />

Nehmen wir ein konkretes Projekt her:<br />

Als oberste Instanz gibt es den Bauherren.<br />

Darunter die Baufirma mit mehreren Ebenen,<br />

nämlich einen Oberbauleiter, einen Abteilungsleiter,<br />

einen Projektleiter und einen<br />

Techniker. Ich bringe alle durch dieses System<br />

sehr schnell auf denselben Wissensstand.<br />

Stopfer: In den Dokumenten, Berichten, Mails<br />

und so weiter werden die kritischen Passagen<br />

rot hinterlegt. Wenn der Inhalt von Schreiben<br />

oder Protokollen in einem hohen Maße rot<br />

angezeigt wird, dann geht es schon zur Sache.<br />

Das bedeutet: Ich muss mich nicht mehr durch<br />

alle Dokumente durcharbeiten, sondern das<br />

erledigt die Künstliche Intelligenz für mich.<br />

Ein Blick und ich weiß sofort, was los ist.<br />

Wie ist das mit Cholerikern, die sich im<br />

E-Mail da und dort in der Wortwahl vergreifen,<br />

es aber nicht so meinen, wie es auf<br />

den Leser wirkt? Beziehungsweise erkennt<br />

das System auch das Mail eines Zynikers<br />

oder eines Phlegmatikers, der ganz ruhig<br />

schreibt – obwohl schon seit langem Feuer<br />

am Dach ist?<br />

Stopfer: Künstliche Intelligenz erkennt viel<br />

mehr als wir – viel mehr. Bei den angesprochenen<br />

Themen geht es auch um Unterschwelligkeit.<br />

Künstliche Intelligenz erkennt in<br />

Sätzen und Phrasen negative Emotionen. Der<br />

Satzbestandteil „Termin wurde verschoben“<br />

allein hätte für uns jetzt keine Konsequenz – in<br />

Wirklichkeit schwingt aber bereits hier eine<br />

Befürchtung mit.<br />

Künstliche Intelligenz – der Jobkiller in der<br />

Verwaltung?<br />

Plettenbacher: Künstliche Intelligenz wird<br />

keine Mitarbeiter ersetzen – auch nicht in<br />

technikaffinen Unternehmen. Der Mensch mit<br />

seinen Emotionen, seinen Erfahrungen und<br />

seinem Know-how steht immer im Mittelpunkt.<br />

Es gibt Mitarbeiter, die sind sehr risi-<br />

80 BauTecFokus

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