Frühling
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Zum Autor<br />
Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker-<br />
und Ingenieurbetriebe (VZI).<br />
Standesregeln und Standesdünkel aus der<br />
K.-u.-k.-Monarchie gehören ins Museum<br />
Kommentar: Andreas Gobiet<br />
Im Gegensatz zum Rest der Welt ist in Österreich die Trennung von<br />
Planen und Bauen per Ziviltechnikergesetz (noch) in Stein gemeißelt.<br />
Architekten oder Bauingenieure planen, Baumeister und Bauindustrie<br />
bauen. Es gibt in unserem Land leider immer noch eine Grenze zwischen<br />
Planung und Ausführung. Wenn ich mit Kollegen beispielsweise in Kopenhagen<br />
oder Stockholm spreche, werde ich immer wieder verwundert<br />
gefragt: „What is a Ziviltechniker?“ Auch Skandinavien kennt den Beruf<br />
des Architekten, des Baumeisters oder des Bauingenieurs. Aber wer<br />
plant, wer baut oder auch wer mit wem das Projekt realisiert, ist jedem<br />
selbst überlassen.<br />
Die Digitalisierung lässt uns alt aussehen<br />
Die Digitalisierung im Bau bringt nun die in Österreich überholte<br />
Trennung von Planen und Bauen an den Rand des Musealen. Im digitalen<br />
Zeitalter garantiert die Trennung von Planen und Bauen keine<br />
Planungsqualität mehr, die Unabhängigkeit von Planern und Bauenden<br />
durch Trennung ist nicht mehr gegeben. Die ungeheure Schaffenskraft<br />
österreichischer Architekten, die auch international anerkannt ist, wird<br />
nur dann Bestand haben können, wenn die digitalen Grundlagen für<br />
die Bauausführung auch deren Umsetzung digital ermöglichen. Die<br />
österreichische Bauindustrie hat seit einiger Zeit eigene Planungs- und<br />
BIM-Abteilungen, planende Baumeister<br />
schlüpfen in die Rolle von Architekten,<br />
was naturgemäß tradierte Architekturbüros<br />
und ihre seit Jahrzehnten<br />
streng festgelegten Aufgabenagenden<br />
durcheinanderwirbelt. Der Zank um die<br />
Aufträge ist leider Tagesgeschäft. Die<br />
Tätigkeit der Ziviltechniker im Vergleich<br />
zu den anderen technischen Berufen<br />
zeichnet sich durch deren Urkundsfähigkeit<br />
(Siegel) aus. Allerdings ist diese<br />
Tätigkeit in den Materiengesetzen<br />
(z.B. Bauordnung) geregelt und macht zwischenzeitlich nur mehr zwei<br />
Prozent des normalen Durchschnittsumsatzes von Architektur- und<br />
Ingenieurbüros aus.<br />
Entwicklung wird behindert<br />
Was bedeutet nun die Trennung von Planung und Ausführung ganz<br />
konkret? Es bedeutet, dass die Planer etwas anderes machen als die Ausführenden.<br />
Die Planung liefert einen Plan, den die Ausführung nicht verwenden<br />
kann. Die Standesregeln in Österreich behindern die Entwicklung<br />
von Unternehmen und die Digitalisierung. Außerhalb Österreichs<br />
gibt es dieses Problem nicht. Es ist wie mit Sprachbarrieren, man versteht<br />
sich nicht. Die Digitalisierung ist hier der Brückenbauer zwischen Design<br />
und Architektur auf der Seite des Planens und der Ausführung, des Bauens,<br />
auf der anderen Seite. Digitalisierung ebnet die trennenden Barrieren<br />
und agiert hier wie ein Tool für Kommunikation und gegenseitiges<br />
Verstehen. Wir müssen für unseren Beruf eine Zukunft schaffen. Wir<br />
haben uns deshalb als VZI ganz bewusst als Gesellschafter am Innovationslabor<br />
Digital findet Stadt beteiligt, da wir mittelfristig ein neues<br />
Berufskonzept des Ziviltechnikers erarbeiten, das die Digitalisierung im<br />
Bau im Fokus hat. In wenigen Jahren werden Gebäude nicht mehr gebaut<br />
wie früher die Pyramiden von Gizeh, sondern sie werden gedruckt. Das<br />
ist kein futuristisches Hirngespinst mehr, sondern wird innerhalb einer<br />
Generation schon Standard sein. Um diese<br />
Entwicklung sicherstellen zu können, müssen<br />
wir, die Planenden, aufhören, uns<br />
von den Ausführenden, den Bauenden,<br />
zu trennen. Genau dafür gibt es bereits<br />
Gesetze wie z.B. für kooperatives Planen<br />
und Bauen. Kunden beauftragen ein<br />
Gebäude zu einem festen Preis und einem<br />
festen Termin, der eingehalten wird, und<br />
einer Qualität, die gesichert ist: Das ist die<br />
Aufgabe der Ziviltechniker.<br />
Fotos: VZI / Leo Hagen, Adobe Stock<br />
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