Frühling
| Nicht nur überlegen. Machen. - Coverinterview mit Cornelia Palfy | | Zu Tisch mit Martin Kahrer | | Exklusiv im Fokus-Interview: Wolf Plettenbacher & Martin Stopfer, Harald Deinsberger-Deinsweger, Mathias Haas | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Caroline Mocker, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, , Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Junge Talente der Baubranche: 30 unter 35|
| Nicht nur überlegen. Machen. - Coverinterview mit Cornelia Palfy |
| Zu Tisch mit Martin Kahrer |
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| Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung |
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Die Bauwirtschaft ist nicht gerade für<br />
ihre Innovationskraft bekannt. Wie passt<br />
Künstliche Intelligenz da ins Bild?<br />
Wolf Plettenbacher: Ich bin seit mehr als 25<br />
Jahren in der Bauindustrie tätig. Ich habe<br />
Unternehmen sowohl in baubetrieblicher als<br />
auch bauwirtschaftlicher Hinsicht beraten<br />
und war in verschiedenen Führungspositionen<br />
in der Bauindustrie tätig.<br />
In diesen 25 Jahren habe ich viele große und<br />
auch kleine Projekte scheitern sehen. Da wird<br />
man nachdenklich, warum das so ist. Wobei<br />
das Scheitern betrifft nicht nur Bauprojekte.<br />
Die Erfolgsstatistik von Großprojekten spricht<br />
Bände: Fünf von zehn Technologieprojekten,<br />
sechs von zehn Energieprojekten, sieben<br />
von zehn Dammbauprojekten, neun von<br />
zehn Transportprojekten und zehn von zehn<br />
Olympischen Spielen scheitern<br />
Beeindruckende Statistiken – aber vielleicht<br />
ein wenig zu negativ gedacht?<br />
Plettenbacher: Glaubt man dem Ökonomen<br />
Bent Flyvbjerg, sind die Kostenexplosionen<br />
wie am Berliner Flughafen alles andere als<br />
ungewöhnlich. Flyvbjerg hat sich auf die<br />
Analyse von Großprojekten spezialisiert. 2002<br />
veröffentlichte er eine Studie mit dem Titel<br />
„Fehler oder Lüge – die Kostenschätzungen<br />
bei öffentlichen Bauvorhaben“, die für die<br />
Forschung wegweisend war. Darin konnte er<br />
nachweisen, dass bei neun von zehn großen<br />
Infrastrukturprojekten weltweit die Kosten<br />
unterschätzt wurden. Im Schnitt waren die<br />
Bauten am Ende um 28 Prozent teurer als<br />
ursprünglich geplant.<br />
Aus dem Nachdenken wurde eine Dissertation<br />
zum Thema „Krisen- und Turnaround-<br />
Management bei Großbauvorhaben“, an der<br />
ich seit 2017 arbeite. Kernthese ist, dass ich,<br />
um eine Krise bewältigen zu können, zuerst<br />
überhaupt erkennen muss, dass ich mich in<br />
einer solchen Krise befinde. In den meisten<br />
Fällen erkennt man erst viel zu spät, dass sich<br />
ein Bauprojekt bereits in einer Krise befindet.<br />
Die Liste der gescheiterten Projekte ist lang:<br />
Flughafen Wien, Flughafen Berlin oder die<br />
Elbphilharmonie. Wir sprechen gerne in diesem<br />
Zusammenhang von Melonenprojekten:<br />
„Außen Grün und innen bereits Rot – Tiefrot.“<br />
Es geht in Richtung Transparenz. Ich<br />
kann mir vorstellen, dass nicht alle<br />
damit glücklich sind, wenn Vorgesetzte<br />
oder Projektpartner von Problemen mit<br />
anderen Partnern erfahren, die man klein<br />
halten wollte, und glauben, diese selbst<br />
lösen zu können. Motto: „Das kriegen wir<br />
schon hin.“?<br />
Plettenbacher: Ich war selbst Projektleiter.<br />
Wenn ein Problem ans Licht kommt, wird<br />
es einmal beobachtet und findet nicht sofort<br />
Eingang in den am Monatsende fälligen<br />
Bericht. „Wird sich schon von selbst lösen.“<br />
– eine durchaus menschliche Reaktion, aber<br />
leider der Sache nicht dienlich. Irgendwann<br />
einmal nach zwei oder drei Monaten poppt das<br />
Thema dann so richtig auf. Dann aber können<br />
sie nur eines machen: gutes Geld schlechtem<br />
hinterherwerfen, um das Problem zu bereinigen.<br />
Die Probleme lösen können sie eigentlich<br />
nicht mehr.<br />
Martin Stopfer: Es ging uns darum, mit Hilfe<br />
der Künstlichen Intelligenz ein Just-in-Time<br />
Risk-Management-System zu entwickeln.<br />
Managern ein Tool in die Hand zu geben,<br />
welches es ihnen ermöglicht, Projektkrisen<br />
<strong>Frühling</strong> 2021<br />
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