Frühling
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Fotos: Adobe Stock, Leyrer + Graf Baugesellschaft, PORR, Swietelsky, STRABAG, Huss Hawlik Architekten, Handler Bau, Wienerberger/Marcel Rob<br />
N<br />
achhaltigkeit ist bei vielen, vor<br />
allem großen Unternehmen<br />
bereits Thema. Jetzt hat die EU<br />
eine Taxonomie herausgebracht,<br />
die sich als Standard nachhaltiger Anlagen auch<br />
unter der Begrifflichkeit „ESG“ etabliert hat.<br />
Diese drei Buchstaben beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene<br />
Verantwortungsbereiche<br />
von Unternehmen: Das „E“ für Environment<br />
steht hierbei für Umwelt, z.B. für Umweltverschmutzung<br />
oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen<br />
oder Energieeffizienzthemen, „S“<br />
für Social beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit<br />
und Gesundheitsschutz, Diversity oder<br />
gesellschaftliches Engagement, kurz gesagt<br />
Corporate Social Responsibility. Und „G“ ist die<br />
Abkürzung für Governance, unter der eine<br />
nachhaltige Unternehmensführung verstanden<br />
wird, zu der Themen wie Unternehmenswerte<br />
oder Steuerungs- und Kontrollprozesse zählen.<br />
Die ersten zwei der von der Europäischen<br />
Kommission definierten sechs Umweltziele<br />
treten mit 2021 in Kraft. Diese umfassen den<br />
Klimaschutz sowie die Anpassung an den<br />
Klimawandel. Ende 2022 treten die weiteren<br />
vier Umweltziele in Kraft: Schutz von Wasser<br />
und Meeresressourcen, Übergang zu einer<br />
Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung<br />
der Umweltverschmutzung und der<br />
Schutz und die Wiederherstellung der biologischen<br />
Vielfalt und der Ökosysteme.<br />
Auswirkungen auf Unternehmen<br />
Die Taxonomie ist eine Verordnung, die auf<br />
drei Gesetzesinitiativen mit direkten Auswirkungen<br />
auf Unternehmen und Investoren beruht,<br />
und insbesondere die Berichterstattung,<br />
die Offenlegung von Umsatz und Kapital- oder<br />
Betriebsausgaben, sowie neue Umweltzeichen<br />
und -standards (z.B. Green Bonds) betrifft. Das<br />
vorrangige Ziel der EU-Taxonomie ist es, privates<br />
Kapital zu Aktivitäten zu lenken, die langfristig<br />
der Umwelt zugutekommen. Akteure<br />
im Finanzsektor erhalten ein Bewertungs-Tool,<br />
welche wirtschaftlichen Aktivitäten als umweltverträglich<br />
angesehen werden, und ob und<br />
inwieweit Investitionen, Finanzprodukte und<br />
Finanzierungsaktivitäten mit den in der Taxonomie<br />
definierten Kriterien übereinstimmen.<br />
Die EU-Taxonomie wird prüfen, inwieweit bestimmte<br />
Aktivitäten zur Erreichung der im Pariser<br />
Abkommen festgelegten Ziele beitragen.<br />
ÖGNI als Anlaufstelle<br />
In Österreich bietet die ÖGNI (Österreichische<br />
Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft)<br />
in Kooperation mit der DGNB (Deutsche<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), dem<br />
Dänischen Green Building Council und dem<br />
Spanischen Green Building Council an, die<br />
Praxistauglichkeit der Taxonomie-Anforderungen<br />
für aktuelle neue Projektentwicklungen,<br />
Sanierungen und/oder Bestandsgebäude<br />
zu überprüfen. Kurz gesagt bedeutet das, dass<br />
Objekte, die bereits zertifiziert wurden, leichter<br />
auf ihre Taxonomiekonformität einzustufen<br />
sind. Investoren und Immobilienunternehmen<br />
werden zukünftig vermehrt auf Zertifizierungen<br />
achten, um in ihrem Portfolio eine gute<br />
ESG-Performance zu erreichen, da es für sie<br />
bessere Konditionen bei Finanzierungen und<br />
mehr Rendite beim Wiederverkauf bedeutet.<br />
Deswegen hat die ÖGNI an die 40 Auditoren<br />
ausgebildet, die Objekte und Portfolios ESGkonform<br />
zertifizieren können. Sie können<br />
entsprechende Gutachten erstellen und haften<br />
für deren Richtigkeit. Sie stehen aber auch<br />
beratend zur Seite, wenn es um strategische<br />
Entscheidungen und die Optimierung geht.<br />
Die Taxonomie-Verordnung ist ein erster<br />
wichtiger Schritt hin zu einer allgemeingültigen<br />
Definition von Nachhaltigkeit. Mit den dazugehörigen<br />
delegierten Rechtsakten werden<br />
Kriterien geschaffen, die eine Unterscheidung<br />
zwischen nachhaltig und nicht nachhaltig zulassen.<br />
Das Ganze ist zurzeit sicher noch nicht<br />
perfekt und auch noch nicht vollständig, da die<br />
Rechtsakte einem dynamischen Prozess unterworfen<br />
sind. Der bedeutende Schritt ist aber<br />
die Schaffung eines EU-weiten Instruments,<br />
das allen Mitgliedsstaaten einen Maßstab für<br />
Nachhaltigkeitsklassifizierungen bietet. Im<br />
Zuge der Umsetzung wird es auch zu einer umfassenden<br />
Neubewertung von Immobilien am<br />
europäischen Markt kommen.<br />
Bedeutung für Baubranche<br />
Für die Baubranche heißt es jetzt, sich für den<br />
Wettbewerb um ESG-konforme Bauweisen gut<br />
aufzustellen und sowohl auf nachhaltig arbeitende<br />
Zulieferer als auch auf entsprechende<br />
Produkte zu achten. Hier gibt es ein gewaltiges<br />
Entwicklungspotential, denn grüne Baustoffe<br />
werden zukünftig stark nachgefragt werden.<br />
Ebenso wie das Datensammeln über verwendete<br />
Baustoffe etc. immer stärker schlagend<br />
wird. Wie verschiedene Unternehmen mit der<br />
EU-Taxonomie umgehen und was diese konkret<br />
für sie bedeutet, welche Maßnahmen sie<br />
umsetzen und worauf sie ihren Fokus legen,<br />
haben wir Vertreter führender Unternehmen<br />
gefragt. Spannend dabei sind nicht nur die<br />
Antworten, sondern auch die Tatsache, dass<br />
die Branche derzeit so viel zu tun hat, dass<br />
kaum Ressourcen zur Beantwortung vorhanden<br />
waren. Die weitere Erkenntnis ist, dass<br />
Nachhaltigkeit zwar sehr wohl ein Thema, ESG<br />
als solches aber noch nicht in seiner Tragweite<br />
erkannt wird. „Daher mein Appell, fangen Sie<br />
jetzt an, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen,<br />
die Taxonomie ist noch nicht final<br />
veröffentlicht, die Überschriften stehen aber<br />
jedenfalls fest“, so Peter Engert, Geschäftsführer<br />
der ÖGNI. <br />
<strong>Frühling</strong> 2021<br />
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