Frühling
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Harald Deinsberger-Deinsweger,<br />
Wohnspektrum<br />
Welche Rolle spielt die Psychologie beim<br />
Bau eines Altersheimes?<br />
Leider ist es noch nicht üblich, Wohn- und Architekturpsychologie<br />
(WAP) bei der Planung<br />
hinzuzuziehen, obwohl es für alle Vorteile<br />
bringen würde – Heimbetreiber, Bewohner<br />
und Personal. Die Hauptursache liegt weniger<br />
am Unwillen, sondern am mangelnden Knowhow-Fluss<br />
von der WAP in die Praxis.<br />
Wie kann Architektur das Leben der<br />
Bewohner und des Personals verbessern?<br />
Sie spielt eine zentrale Rolle, wenn es um<br />
ein positives zwischenmenschliches Zusammenleben<br />
geht, mit weniger Gereiztheit und<br />
Konflikten etc., wo Leute gerne und freiwillig<br />
miteinander in Kontakt treten. Die Architektur<br />
hat einen massiven Einfluss auf Regenerationsprozesse<br />
als auch auf den Konsum bzw. das<br />
Verlangen nach Schmerz- oder Schlafmittel.<br />
Beim Personal gibt es zum Beispiel markante<br />
raumbedingte Einflüsse auf Stresslevel,<br />
Motivation, Leistungsbereitschaft und anderes<br />
mehr. Und Besucher und Angehörige fühlen<br />
sich eher willkommen und können somit<br />
besser unterstützend wirken.<br />
Was wären konkrete Beispiele?<br />
Beim Personal wären das zum Beispiel die<br />
Pausenbereiche: Den stärksten Erholungseffekt<br />
weisen Pausenbereiche im Freien auf oder<br />
zumindest Bereiche mit Naturwahrnehmung,<br />
am besten mit kleinen Nischen, wo man sich<br />
ein paar Minuten unbehelligt von Patienten<br />
und Vorgesetzten aufhalten kann. Das genaue<br />
Gegenteil wäre ein Bereich, der sensorisch<br />
isoliert – also wenig Stimuli, keine Natur – und<br />
sozial exponiert ist. Dies hat nicht bloß Auswirkungen<br />
auf den Erholungseffekt, sondern<br />
in der Folge auf Belastbarkeit (Krankenstände),<br />
Gereiztheit – also den Umgang mit Patienten,<br />
Kollegen und so weiter ...<br />
Gibt es eine Erhebung, wie sich die Architektur<br />
konkret auf die Bewohner und das<br />
Personal auswirkt?<br />
Einige. Eine wegweisende Untersuchung<br />
brachte hervor, dass allein die Wahrnehmbarkeit<br />
von Natur, vom Bewohnerfenster aus, den<br />
Konsum an Medikamenten reduzierte und<br />
auch dazu führte, dass das Personal weniger<br />
stark beansprucht wurde.<br />
Was sagen Sie zur Kritik, dass Gefängnisse<br />
„schöner“ sind als zum Beispiel Altersheime?<br />
Durchaus vorstellbar, dass dies im Einzelfall<br />
zutreffen kann. Bei Gefängnissen stellt sich<br />
halt stets die prinzipielle Frage: Will man die<br />
Insassen bestrafen oder ihnen helfen, sich<br />
in eine positive Richtung zu entwickeln? Für<br />
beides könnte die Wohnpsychologie wirksame<br />
Maßnahmen beisteuern. Meine Beratungsleistung<br />
gäbe es nur für Letzteres.<br />
Welche Unterschiede gibt es bei altersgerechtem<br />
Wohnen, Altersheimen und<br />
Pflegeheimen?<br />
Der Hauptunterschied liegt meist im Grad<br />
der Selbstständigkeit bzw. Abhängigkeit<br />
vom Betreuungspersonal. Je eingeschränkter<br />
eine Person ist, desto wichtiger wird es<br />
andererseits, dieser Person das Bedürfnis<br />
nach Selbstbestimmung zu ermöglichen. Dies<br />
gilt auch für Raumfaktoren wie die (bedienungsfreundliche)<br />
Regulation des Lichts, der<br />
Jalousien, der Raumtemperatur etc. – bis hin<br />
zur (Mit-)Bestimmung der Raumgestaltung.<br />
Dieses Erfahren der eigenen Selbstwirksamkeit<br />
gilt als einer der wichtigsten Faktoren, um<br />
Depressionen oder Lethargie vorzubeugen.<br />
<strong>Frühling</strong> 2021<br />
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