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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 236<br />

dass diese Botschaft über die Gewehrkolbenschläge der Tschassowojs und die<br />

Bisse der Schäferhunde korrekt angekommen war, sank die Gewaltwelle auf das<br />

übliche Niveau zurück.<br />

Letztendlich hatten uns die Lagerrealitäten auf den Boden der Tatsachen<br />

zurückgebracht. Die Trennung vom zweiten „Basar der Illusionen“, von der<br />

Repatriierung, war schmerzhaft genug, denn dieser, anders als ersterer, war ein<br />

Resultat der kollektiven Phantasie des Lagers, in Zusammenarbeit mit – warum<br />

sollten wir’s nicht zugeben? – der Lagerverwaltung selber.<br />

Für alle war klar, dass die Lebensbedingungen (Ernährung,<br />

Gardeverhalten, Entspannung der Beziehungen zur Verwaltung) einige Monate<br />

lang vor der „Konferenz“ sich spürbar verbessert hatten. Es lebte sich viel besser<br />

als vorher, und dies hatte uns dazu veranlasst, von der „Repatriierung“ zu<br />

träumen und euphorisch zu sein. Wahrscheinlich hatten nicht einmal die Sowjets<br />

damit gerechnet, dass der Westen uns, die Rumänen, so völlig aufgab, und<br />

hatten auch die Eventualität der Repatriierung auf ihre Rechnung genommen.<br />

Deswegen steckten sie ihre Pranken in Handschuhe, die sie dann sofort wieder<br />

abstreiften, als sie die Resultate der Yaltaer „Unterredungen“ erfuhren, die sogar<br />

ihre optimistischsten Erwartungen überstiegen. Es ist keineswegs ein Zufall,<br />

dass die Suspendierung der „Operette“ (die sie nervte, ohne dass sie genau<br />

wussten, warum) gleich am zweiten Tag, nachdem die „Konferenz“ zu Ende war,<br />

stattfand, denn nach dieser Maßnahme folgten kurz darauf die oben erwähnten<br />

Belästigungen und Brutalitäten.<br />

Die Zeit nach Yalta brachte für uns den endgültigen Angriff der Macht auf<br />

unser Gewissen, um auch dieses zu versklaven (der zum Glück scheiterte, wenn<br />

auch nicht komplett).<br />

In dieser bedrückenden Atmosphäre des Zusammenbruchs unserer<br />

Hoffnungen auf eine normale Repatriierung brach aus dem Lager auch das<br />

zweite Aufgebot von „Freiwilligen“ auf, um unter dem Kommando General<br />

Lasc\rs und Oberst Dimitrius die Division „Horia, Clo[ca und Cri[an“ 114 (die<br />

„Clo[cari“ 115 , wie wir sie nannten) zu bilden. Die Mehrheit bestand aus denen, die<br />

gleich nach dem „Waffenstillstandsabkommen“ in Gefangenschaft geraten<br />

waren. Da diese sich noch in Quarantäne befanden, wurden sie von den<br />

Aktivisten hinters Licht geführt, die ihnen weismachten, alle Gefangenen hätten<br />

sich als Freiwillige gemeldet, um rekrutiert und repatriiert zu werden, und um halt<br />

nicht zurückzubleiben, meldeten auch sie sich massenweise freiwillig. Als sie aus<br />

der Quarantäne entlassen wurden und in Kontakt mit uns gerieten, nahmen viele<br />

von ihnen das Risiko auf sich, sich aus der Bewegung abzumelden. Viele aber,<br />

welche dazu den Mut nicht aufbrachten oder die sich bewusst dafür entschieden<br />

hatten, blieben auf der Liste. Zu ihnen gesellten sich dann noch die „Krimler“ und<br />

die „Donler“ und die „Alten“. Zur letzten Kategorie gehörte auch Lambrino, der<br />

Ideologe der Bewegung höchstpersönlich.<br />

(Um hier die Geschichte meiner schlimmen Erfahrungen mit dieser Person<br />

abzuschließen, bitte ich den Leser um Erlaubnis, einen Sprung in Zeit und Raum<br />

114 Horia, Clo#ca und Cri#an waren drei rumänische Bauernführer aus Siebenbürgen, die nach dem<br />

Aufstand von 1798 von Habsburg gerädert wurden.<br />

115 Clo!c" bedeutet Glucke.

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