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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 40<br />

wir die Augen öffneten und genauer hinsahen, stellten wir fest, dass wir auf<br />

einem Feld geschlafen hatten, das von toten Pferden, g<strong>ro</strong>ßen, fuchs<strong>ro</strong>ten<br />

Perche<strong>ro</strong>npferden übersät war, der Stolz der deutschen Pferdeartillerie, eine<br />

Rasse, die ich in unserer Garnison bestaunt hatte, als ich sie – nicht ohne<br />

Beschämung – mit unseren einheimischen Pferdchen verglich, die vor die<br />

Wagen des Regimentszugs gespannt wurden, kleine Klepper mit g<strong>ro</strong>ßen Köpfen,<br />

ähnlich dem Steppenpferd Tarpan, von dem sie wohl auch abstammten. Jetzt<br />

lagen diese blendenden Pferdeexemplare verendet in der Steppe, dahingerafft<br />

von F<strong>ro</strong>st, Hunger und Überforderung. Daneben scharrten nun unsere<br />

hässlichen, g<strong>ro</strong>ßköpfigen Pferdchen mit ihren kleinen Hufen im Schnee nach<br />

Gras, rupften am Moos darunter. Sie, stets mit wenig zufrieden, hatten F<strong>ro</strong>st und<br />

Hunger und g<strong>ro</strong>ßen Anstrengungen standgehalten und überlebt. Die gut<br />

genährten und gestriegelten Giganten jedoch nicht.<br />

Es fällt mir schwer, hier einer Analogie auszuweichen – zwischen<br />

unserem rumänischen Pferd und dem rumänischen Bauernsoldaten. Ohne<br />

Furcht vor Widerrede behaupte ich, dass dieser Bauernsoldat, verglichen mit<br />

seinen westlichen Verbündeten in dieser katast<strong>ro</strong>phalen Winterkampagne, ob<br />

Deutsche, Ungarn oder Italiener, diesen – t<strong>ro</strong>tz seiner offensichtlichen<br />

Unterlegenheit was Ausrüstung und Ernährung betrifft (er ergänzte seinen<br />

Speiseplan mit auf dem Feld aufgelesenen und gekochten Roggenkörnern) –<br />

klar überlegen war in seiner physischen Widerstandskraft, so dass er F<strong>ro</strong>st,<br />

Schneestürme, Hunger und Durst, die übermenschlichen Anstrengungen auf<br />

einem Niveau überlebte, auf dem die anderen zusammenbrachen. Diese<br />

Widerstandskraft des rumänischen Soldaten ist jedoch eine Realität, die nicht<br />

überfordert werden darf. Sie darf nicht als Alibi für die Mängel an Ausrüstung,<br />

Lebensmitteln oder Kampftechnik dienen, wie es in unseren Kampagnen der<br />

beiden Weltkriege leider allzu oft der Fall war. Diese Widerstandskraft hat selbst<br />

auch ihre Grenzen, und jeder Rabatt diese drei Posten betreffend wird mit Blut<br />

bezahlt.<br />

*<br />

Unsere stete, verrückte Flucht durch die verdammte Steppe, bei Tag und<br />

bei Nacht, mit kurzen Rastpausen, um zu verschnaufen, Hasen gleich ein<br />

bisschen zu schlafen, ein paar Happen zu verzehren und die Pferde zu<br />

versorgen, um dann im Trab oder im Galopp wieder aufzubrechen.<br />

Schlimmer war es, wenn von rechts ihre Panzer auftauchten – zum Glück<br />

nicht allzu viele davon – und auf uns zukamen. Dann geschah, laut Abmachung,<br />

Folgendes: Ich brachte meine Haubitzen in Schussstellung und eröffnete das<br />

Feuer, während Furtun\ mit seinen Haubitzen sich im Galopp einen bis<br />

eineinhalb Kilometer Entfernung hinter meinen Rücken zurückzog, seine Batterie<br />

in Schießstellung brachte und Feuer eröffnete. Im Schutze seines Feuers zog ich<br />

mich dann meinerseits bis hinter ihn zurück und eröffnete wieder Feuer. Und<br />

immer so weiter. Auch hier, in diesem Steppenkampf, setzten wir jene unsere<br />

«Todesquadrille» mit ihrem «changez de main!» fort, die wir auf der berühmten<br />

«Spitze» am Don begonnen hatten.<br />

Unsere Geschosse trafen mitunter ins Volle.<br />

Zwar durchschlugen sie die Panzer nicht – darauf hofften wir gar nicht erst<br />

– aber sie erschütterten das Gehirn der Panzersoldaten und wir hielten sie uns

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