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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 285
andere noch hineinzustecken, denn es besteht kein Zweifel, dass diese
schriftlichen Proteste uns dessen Tore breit öffnen werden. Andererseits aber
wird unsere Bereitschaft, singend in den Karzer einzuziehen, unseren Henkern
dieses Folterinstrument aus den Händen reißen. Weil du gefragt hast: Momentan
sind wir 30 Protestler – ohne dich. Die Werbegespräche gehen weiter. Wir
starten die Aktion jedoch erst, wenn wir mindestens 60 Mann überzeugen. Nun,
was sagst du, können wir mit dir rechnen?“
Als Antwort drückte ich ihm die Hand und umarmte ihn.
Vor dem Zapfenstreich verfasste ich an einer Tischecke mit einem
Tintenstiftstummel, so wie man ein Gedicht schreibt, dieses Protestschreiben,
wodurch ich mich zusammen mit allen anderen Verfassern automatisch in eine
offene Gegnerschaft zu dem roten Moloch brachte, in dessen Bauch wir
gefangen waren. Der helle Wahnsinn! Wir waren uns dessen bewusst, dass wir
durch diese Herausforderung alle Brücken hinter uns in die Luft sprengten, alle
Erwartungen auf Menschlichkeit seitens des Gegners oder auf eine Rettung
durch Kompromisse. Aber im Grunde genommen war es ja genau dies, was
verfolgt wurde: Uns endlich aus dem Kopf zu schlagen, dass die Repatriierung
anders als durch einen Kampf ohne Rückzugsgedanken zu erreichen war. Dieser
Kampf musste von unseren Kameraden anderer Nationalitäten der
internationalen öffentlichen Meinung zur Kenntnis gebracht werden, denn sie
hatten das Privileg, von unserer Seite weg repatriiert zu werden, und
versicherten uns, sie würden uns nicht vergessen. Was dann übrigens auch
geschehen ist. Dies also war unsere Strategie, wodurch wir, die
Widerstandsgruppe, versuchten, sowohl unsere Freiheit, als auch unsere Seele
zu retten.