15.01.2013 Aufrufe

radu m|rculescu - Memoria.ro

radu m|rculescu - Memoria.ro

radu m|rculescu - Memoria.ro

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 28<br />

Voller Verblüffung blickten wir einander fragend an: Was würde wohl mit<br />

S=mbotin geschehen? Besorgt blieben wir so stehen, bis das Rattern der<br />

Raupenketten und die Schläge des Schmiedehammers endgültig verklangen.<br />

Dann folgte ein fröstelndes, endlos scheinendes Warten, als er plötzlich, siehe<br />

da, aus dem Nebel heraus und mit zerzausten Haaren, mit dem Riesenhammer<br />

in der Hand, aschfahl und atemlos leibhaftig wieder vor uns auftauchte. Aus<br />

Satzfetzen schlossen wir, dass er mit dem Panzer, auf ihn einhämmernd,<br />

mitgefahren sei, bis vor ihnen andere Panzerwagen auftauchten. Da sei er ins<br />

Roggenfeld gesprungen und im Nebel verschwunden. Etwas anderes konnten<br />

wir von ihm nicht mehr erfahren, denn gerade traf bei der Batterie die<br />

Kommandogruppe der Division auf ihren Pferden ein, an der Spitze mit Birc\,<br />

unserem Oberst, mit seinem gesamten Generalstab, zu dem selbst unser<br />

Hauptmann, der Kommandant der Batterie, noch gehörte, ein seltener Gast, der<br />

nie bei uns, bei der Schießbatterie, vorbeikam, hatte er doch weit hinter uns, bei<br />

einem wie ein Bunker befestigten Beobachtungsposten Standort bezogen, wo<br />

ihn keiner sah, von wo er aber auch nichts sehen konnte, weswegen wir ihm – im<br />

Spaß, selbstverständlich – sagten, er habe einen Separatfrieden mit den Russen<br />

geschlossen.<br />

Da S=mbotin noch nicht richtig zu Atem gekommen war, musste ich<br />

Rapport erstatten und aller berichten, was uns zugestoßen war, einschließlich<br />

der Episode des «sonderbaren Rodeos». Der Oberst hörte abwesend zu. Er war<br />

sichtlich sehr besorgt, bemühte sich aber, phlegmatisch zu erscheinen. Er<br />

wiederholte uns, dass die sowjetischen Panzertruppen tatsächlich die Flanken<br />

unseres Armeekorps durchb<strong>ro</strong>chen hatten, wir sollten uns aber keinerlei Sorgen<br />

machen, denn es komme uns die Panzerbrigade des Generals Gherghel<br />

entgegen, welche den Vorstoß der Sowjets stoppen würde. Wir jedoch würden<br />

die gegenwärtige Position sofort verlassen, um «vorher festgelegte Stellungen»<br />

Richtung Donez beziehen, um dort ohne Rückzugsgedanken Halt zu machen.<br />

Unserem Hauptmann sagte er dann noch, er müsse ihm S=mbotin<br />

wegnehmen, damit dieser die Verbindung mit der Division sichere, und Furtun\,<br />

um die Verbindung mit dem 9. Armeekorps Do<strong>ro</strong>ban]i herzustellen bzw. mit dem,<br />

«was von ihm übrig geblieben ist». An S=mbotins Stelle werde M\rculescu, also<br />

ich, der Erzähler dieser Ereignisse, das Kommando der Batterie übernehmen.<br />

Der Hauptmann befürwortete ohne jeglichen Einwand diesen Verlust von<br />

ihm unterstellten Offizieren, der angesichts der dramatischen Umstände, in<br />

denen wir uns befanden, gar nicht schlimmer sein konnte. Und bevor er sich<br />

daran machte, sich für seine Aufgabe auszurüsten, mit der von mir geteilten<br />

Vorahnung, dass wir einander zum letzten Mal sahen, umarmte mich S=mbotin<br />

mit tränenvollen Augen. In jenem Augenblick hatte uns das Schicksal<br />

unterschiedliche Lose zugeworfen und wir sollten einander nie wieder sehen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!