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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 536<br />

menschlichen „Unmöglichkeiten“ zu verstehen, deren Opfer die Gefangenen so<br />

oft waren.<br />

2.- Sein Buch (gut 500 Seiten) umfasst zahlreiche Reflexionen über die<br />

Kriegslage in Stalingrad, über umstrittene Momente der Einkesselung im Winter<br />

1941/42, über das Verhalten der verschiedenen Armeen, über die Einzelfiguren,<br />

die der Autor nicht als emblematische Figuren für die Nationalkulturen, sondern<br />

als relevante Akteure in außergewöhnlichen, transindividuellen Umständen<br />

darstellt, zu denen der Berufshistoriker sonst keinen Zugang hat. Zentral sind<br />

dabei in diesem Buch die Beschreibungen der menschlichen Charaktere, die der<br />

Autor auf Schritt und Tritt kennen lernt.<br />

3.- Dieses Buch über die Kriegsgefangenschaft im Osten aus der<br />

Perspektive eines Offiziers besitzt einen einmaligen dokumentarischen Wert. In<br />

Radu M\rculescu haben wir einen der letzten überlebenden Offiziere<br />

Rumäniens, der es wagt, angemessen und ohne Ressentiments, mit höherem<br />

Verständnis, über all die in neun Jahren erlebten Gräuel zu schreiben. Über die<br />

militärischen Umstände, unter welchen mehr als 10.000 Soldaten in<br />

Gefangenschaft gerieten sowie über die Kompetenz oder Inkompetenz der<br />

Armeeführung wurde viel geschrieben. Es wurde aber bislang äußerst wenig<br />

über die Erfahrungen des gewöhnlichen Menschen auf dem Schlachtfeld von<br />

Stalingrad und später dann in der Kriegsgefangenschaft. Diese Lücke wird von<br />

Radu M\rculescus Buch geschlossen, welches gewissermaßen eine nicht bloß<br />

lokal-rumänischen sondern eu<strong>ro</strong>päischen Erwartungen entgegenkommt. Der<br />

Autor betrachtet die Welt der Gefangenschaft mit den Augen eines<br />

„teilnehmenden Beobachters“ und gleichzeitig als jemand, der stets bemüht ist,<br />

den Sinn für das Menschliche in den unmenschlichsten Grenzsituationen am<br />

Leben zu erhalten.<br />

4.- Besonders beeindruckend sind im Buch etwa die Seiten, in denen die<br />

Gefangenen auf dem zwölftägigen Transport in Viehwaggons das Erzählen von<br />

Geschichten, gelesenen Romanen oder gesehenen Filmen als<br />

Überlebensstrategie entdecken. Oder wenn sich die rumänischen Offiziere im<br />

Gefangenenlager mit erstaunlicher Würde auf die Haager Konvention berufen,<br />

um menschlichere Bedingungen im Lager zu erreichen. Die Hauptbotschaft<br />

dieses Buches könnte vereinfacht wie folgt lauten: Es ist möglich, die<br />

menschlichen und christlichen Grundwerte zu bewahren, auch wenn man durch<br />

die Hölle gehen muss. Radu M\rculescu erzählt voller Eindringlichkeit von<br />

diesem Durchqueren der Hölle, wobei aus der erlebten Tragik die einfachen und<br />

wesentlichen Werte des Menschseins erstrahlen.<br />

5.- Durch seinen Bericht versucht der Autor beständig eine zentrale Frage<br />

des 20. Jhs. zu beantworten: Was bleibt vom Menschen denn noch gültig, wenn<br />

alle seine Werte zerstört werden? Lassen wir den Autor diese Frage<br />

beantworten:<br />

„Zum Unterschied zu jeder anderen, hatte die sowjetische Gefangenschaft<br />

diese satanische Eigenart: die «Macht» begnügte sich nicht mit der

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