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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 21<br />

2. DER FALL IN DIE GEFANGENSCHAFT<br />

Bukarest, 2. April 1991<br />

Die Geschichte meiner Gefangenschaft beginnt mit der so genannten<br />

Schlacht im Donbogen (19. – 23. November 1942), welche, gemeinsam mit jener<br />

in Nordafrika (El Alamein, 23. Oktober – 4. November 1942), den Lauf des<br />

Zweiten Weltkrieges völlig ändern sollte.<br />

Diese Schlacht brachte in einigen Tagen die Einkesselung und<br />

Neutralisierung der rumänischen Armee mit sich, zusammen mit den deutschen,<br />

italienischen und ungarischen Einheiten, welche ihre Flanken sicherten. Und dies<br />

im Rahmen einer militärischen Katast<strong>ro</strong>phe, die nur mit der Niederlage der<br />

G<strong>ro</strong>ßen Armee Napoleons im Winter 1812 vergleichbar ist.<br />

In diesem gigantischen Zusammenprall, in dem mit bis zum Pa<strong>ro</strong>xysmus<br />

gesteigertem Hass ideologische, aber auch nationale und rassistische<br />

Fanatismen, die Verbissenheit der Angreifer mit der Verzweiflung der sich<br />

Verteidigenden aufeinander stießen – all dies auf dem Hintergrund völlig<br />

entfesselter Naturelemente des russischen Winters –, hatte mir das Schicksal die<br />

Rolle eines kleinen Reserveunterleutnants der Artillerie in der Königlich<br />

Rumänischen Armee zugeteilt. Ich gehörte einer Division (der 5.) an, welche, am<br />

rechten Ufer des Dons aufgestellt, eine 25 km lange F<strong>ro</strong>nt zu verteidigen hatte<br />

(viel zu lang unter den damaligen Kriegsbedingungen).<br />

Der Schlachtbeginn erwischte mich mit meiner Geschützbatterie in einer<br />

Ruhepause. Diese hatte ihre getarnten Haubitzen entlang eines Tals aufgestellt,<br />

in dessen steilen Hang wir uns geräumige und gut gefestigte Unterstände für den<br />

Winter gegraben hatten.<br />

Mit meiner Batteriemannschaft war ich erst am Abend angekommen, nach<br />

drei Tagen, die wir auf unserem vorgestellten Beobachtungsposten verbrachten<br />

hatten, nachdem mich wie gewöhnlich mein Kamerad, Unterleutnant Furtun\,<br />

Reservist wie ich, abgelöst hatte. Wir wechselten einander übrigens beide als<br />

Gäste in der Batterie ab. Unsere wahre Aufgabe, die wir abwechselnd zu erfüllen<br />

hatten, befand sich beim vorgestellten Beobachtungsposten der Division, an der<br />

berühmten «Spitze» 21<br />

Vom rechten Donufer, das sich in unseren Händen befand, erhob sich<br />

Richtung St<strong>ro</strong>m, die vom Feind besetzte Aue zerteilend, wie eine Landzunge ein<br />

ziemlich hoher, aber schmaler und seitlich wie vorne steil abfallender<br />

Hügelkamm. Auf der Spitze des Kamms befand sich der befestigte Bunker des<br />

Beobachtungspostens, und dahinter, in fest ausgebauten Unterständen, eine<br />

Infanterieabteilung mit Maschinengewehren und Minenwerfern. Von diesem<br />

Beobachtungsposten aus, den wir zusammen mit seinem Namen (Spitze) von<br />

der durch uns ersetzten deutschen Einheit geerbt hatten, konnte man<br />

panoramaartig die gesamten feindlichen Stellungen überblicken. Im Hintergrund,<br />

zwischen rötlichen Weidenbäumen und fahlem Schilf, konnte man die bläulichen<br />

Wellen des Dons erahnen. Es ist verständlich, wie peinlich störend der<br />

21 Rumänisiert im Original: „$pi"”.

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