Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das erscheint uns zu umwegig. Die Dunkelheit setzt ein. Auf einem Bergrücken nehmen wir<br />
die Peilung und steuern unser Ziel im Direktflug an.<br />
Nach einem Kilometer Geschwindmarsch wird dieser jäh unterbrochen.<br />
Durch das deutliche metallische Klicken eines Gewehrschlosses. Mit „manos ariba“ wird uns<br />
die tiefere Bedeutung dieses Geräusches erklärt. Nun stehen wir befehlsgemäß mit erhobenen<br />
Händen zwischen Dornensträuchern auf dem Geröllhang. Jetzt zeigt sich einer, mit dem<br />
Karabiner im Anschlag. „Wohin des Wegs so quer durch die Zona Militar?“, werden wir<br />
befragt. Wir radebrechen unsere Unbedenklichkeitserklärung zusammen und nehmen da<strong>bei</strong><br />
ganz zögerlich stückchenweise unsere erhobenen Hände wieder herunter. Daß wir Seeleute<br />
von dem Fruchtschiff dort unten sind und keine amerikanischen Todfeinde, stimmt den<br />
Amigo schon milder, er senkt nun seinerseits die Flinte. Als wir ihm dann noch erklären, daß<br />
wir amigos von companero Rudi sind und deswegen zu ihm hier durch die Taiga hetzen,<br />
klopft er uns fast auf die Schulter. Er bringt uns jetzt zu dem staubigen Schotterweg und<br />
ermahnt uns, von diesem nicht mehr abzuweichen.<br />
Rund um die neue Zementfabrik ist Hochsicherheitszone.<br />
„Ihr hattet Glück, einen alten abgeklärten Soldaten vor die Flinte zu laufen und nicht einem<br />
jugendlichen Heißsporn“, meint Companero Rudi. Darauf erst einmal einen ordentlichen<br />
Kuba-Rum vom Besten, mit Schabeeis, ‘Son’-Cola und grünen Limetten! Dafür laufe ich<br />
noch einmal durch militärisches Sperrgebiet!<br />
______________<br />
Wir klappern am nächsten Tag die Lagune nach Baracudas ab. Beim Schnorcheln mit der<br />
Taucherbrille sind jede Menge auszumachen. Aber auf die Tricks, mit denen wir die afrikanischen<br />
Kollegen angeltechnisch überlisteten, fallen die kubanischen Fische nicht herein.<br />
Wir erangeln keinen einzigen. Die Barkasse tuckert am Mangrovenufer entlang und überholt<br />
da<strong>bei</strong> einen fetten Rochen. Er zieht in dem klaren Wasser am Grund der Lagune entlang. Ich<br />
stülpe mir die Taucherbrille über, Flossen, Schnorchel, stürze mich mit der Harpune bewaffnet<br />
rücklings über die Bordwand und knalle mit dem Mors auf den Grund. Das Wasser ist<br />
überraschend flach. Ich schmeiße Flossen, Brille und Schnorchel wieder ins Boot zurück und<br />
stiefele wie ein Storch hinter dem Rochen her. Unterwegs denke ich physikalisch nach, vom<br />
dünneren in’s dichtere Medium zum Einfallslot hin, oder weg, oder wie war das im Physikunterricht.<br />
Auf alle Fälle darf man nicht direkt auf das Objekt zielen. Das berücksichtige ich auch<br />
und haue den Harpunenpfeil zwei Meter tief in den Mangrovengrund.<br />
______________<br />
Beim Tauchen zwischen den Molensteinen und Pfählen der Pier bemerken wir Schwärme von<br />
zum Teil recht stattlichen Barschen. Wir verlegen uns auf’s Angeln.<br />
Dazu muß aber wiederum erst die ortsspezifische Methode ermittelt werden.<br />
Angeln ist nicht so mein Ding.<br />
Ich beziehe mit Brille und Schnorchel unter Wasser Beobachtungsposten und beschreibe<br />
den Anglern auf der Pier die Verhaltensweise der kubanischen Fische.<br />
Auf Käse gieren sich die Fische sofort. Nur muß das Stück am Haken knochenhart sein.<br />
Sonst fressen den weichen Köder die kleineren Fische oben schon ab, bevor die großen<br />
brauchbaren darunter zum Zuge kommen. Auch muß das Senkblei drei Kilo wiegen, damit der<br />
Köder an den kleinen verfressenen, oben schwimmenden Fischchen fix vor<strong>bei</strong> rauscht.<br />
Schließlich angeln wir zu zweit gänzlich mit Taucherbrille und Schnorchel unter Wasser.<br />
Solch einer Art Angeln kann ich auch etwas abgewinnen.<br />
131