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Buch - bei Funker Felix

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Geruchspartikel den Gebrauchswert der Erfrischung.<br />

Nach dem Verlassen der Insel Penang fährt MS DRESDEN die Malakka-Straße hinab. Vor<strong>bei</strong><br />

an vielen idyllischen Südseeinseln und Inselchen. Dazwischen liegen aber viele Riffe und<br />

Sandberge, die es im Bestreben eine Insel zu werden noch nicht ganz bis zur Meeresoberfläche<br />

gebracht haben, die heißen dann Untiefen.<br />

Die Nautiker müssen hier Filigranar<strong>bei</strong>t leisten, um die Flachstellen sicher zu umschiffen und<br />

da<strong>bei</strong> auch mit dem sich um Singapore verdichtenden Schiffsverkehr klarkommen.<br />

In diesem Seegebiet ereilt uns das Weihnachtsfest.<br />

Die Tropensonne ballert und mittels unseres maroden „Smaragd“-Tonbandgerätes intoniert<br />

der Thomaner-Chor: „Leise rieselt der Schnee“.<br />

Es rieselt tatsächlich: Die Tannennadeln von den im August geschlagenen mitgeführten<br />

Tannenbäumen aus der Rostocker Heide. Die Fichten standen eisgekühlt nunmehr schon<br />

vier Monate in der Fischlast. Jetzt am heiligen Nachmittag stellt der Bootsmann je ein Bäumchen<br />

in der Offiziers- und der Mannschaftsmesse auf. Die Temperaturdifferenz, mit der die<br />

Bäumchen jetzt Hals über Kopf fertig werden müßten, beträgt mehr als 50 Grad. Der Bootsmann<br />

steckt als letztes die Lauschaer Tannenbaumspitze oben auf das Bäumchen, da fällt<br />

unten die letzte Nadel von den Zweigen. Nicht ein einziges Fichtennadelchen verweilt <strong>bei</strong><br />

den molligen Temperaturen auch nur länger als eine halbe Stunde an seinem Reis.<br />

Um <strong>bei</strong> den Bäumchen die nackte Blöße zu verdecken, wird heftig Engelhaar produziert. Dazu<br />

wird ein Meterende eines dünnfaserigen weißen Tauendes aufgefranst. Danach fahren wir<br />

zwei wunderschöne, bis lange nach Neujahr durchhaltende Weihnachtsbäume durch die<br />

Südsee. Die dritte Staude wird am Mastknopf des vorderen Signalmastes befestigt und<br />

beleuchtet.<br />

Die Freiwachen liefern sich auf dem Hauptdeck packende Shuffle-board-Wettkämpfe. Unter<br />

dem Winschenhaus findet eine Tischtennisplatte leidlich windgeschützt einen Stellplatz.<br />

Wir erreichen in dieser Sportart Oberliga-Qualitäten, meinen wir. In Shanghai treten wir zu<br />

einem Leistungsvergleich gegen eine sechs köpfige Schleudertruppe der Maklerei an und<br />

verlieren den Leistungsvergleich 6:0!<br />

Wir hauen per Morsetaste Shanghai Radio an, just querab von Taipeh. Dem Klassenfeind<br />

Nummer eins in dieser Region, wegen dessen Existenz wir den ganzen weiten Weg von Suez<br />

bis Taiwan geschwiegen haben. Eine kaltkriegerische Blödmannsregelung der politischen<br />

Führungsriege der Reederei, die sich in „Geographie“ nur auskennen würden, wenn sie in<br />

dieser Stadt schon einmal gewesen wären.<br />

38<br />

Shanghai, der Kopf des großen Drachen<br />

liegt am Ende des 6000 Kilometer langen Jangtse-Flusses und am Anfang vom Gelben Meer.<br />

Diese Hafenstadt findet man ganz leicht. Dort wo das Gelbe Meer am gelbsten ist, mündet der<br />

„yellow river“ und dann kommt auch gleich Shanghai. Vorher aber noch tausende Tschunken.<br />

Die chinesischen Tschunken transportieren, über ein Heckruder handbetrieben und von<br />

zerlumpten Segeltuch gelegentlich unterstützt, ein Vielfaches der Menge an Gütern, die die<br />

Deutsche Seereederei mit etlichen Zehntausend-Tonnern wegzuschleppen vermag. Die<br />

Tschunken liegen im Päckchen zu hunderten an den Piers. Für ein ganzes Leben die einzige<br />

Behausung vieler Millionen chinesischer Familien, die sich dieser Art von Logistik verschrieben<br />

haben. Hier wird an backbord mit blankem Mors außenbords gekackt und an<br />

steuerbord schöpft Muttern das Kochwasser für die kärgliche Ration Reis.<br />

Die blauen Ameisen fallen über unser Schiff und die verbliebenen Salzhaufen in den Luken

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