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Buch - bei Funker Felix

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direktors gelegentlich mit einem „si, si“ oder „muy interessante“, zu mehr hat es im spanischen<br />

damals noch nicht gereicht, woraus unsere Führungskraft aber dennoch auf Sprachverständnis<br />

und umfassende Sachkenntnis schließen konnte.<br />

Nach dem gegenseitig beflügelnden Rundgang in der weltberühmten Brennerei drängen wir<br />

uns im Büro des Direktors. Auf seinem Schreibtisch steht eine große bronzene Fledermaus,<br />

das Firmenlogo dieser Rummarke.<br />

Die Fledermaus ziert heute noch auf jeder Barcadi-Flasche das Etikett.<br />

An der Rückwand des Büros ist eine schmale Tapetentür eingelassen. Durch diese betreten<br />

wir einen fensterlosen, herrlich gekühlten Raum. Muschebubu-Beleuchtung, Nachtbar-Ambiente.<br />

Endlich gibt‘s einen. D.h. nicht nur einen, mehrere, ohne Ende. Der werkseigene<br />

Barkeeper kreiert aus 12 Jahre alter Faßware hervorragende Köstlichkeiten. Zur Verfeinerung<br />

schabt er mit einem Hobel Eissplitter von einem halben Kubikmeter Blockeis. In letzter<br />

Sekunde malt der Storekeeper noch unseren Dampfer in das Gästebuch und der Alte schreibt<br />

lobende Worte darüber. Ein Gläschen weiter wäre das mißglückt. Denn mittlerweile ist bärisch<br />

Stimmung im Laden und die See geht hoch. Auf Grund dieser Anzeichen werden wir wieder<br />

ins Freie gebeten, mitten in den noch grellen Sonnenschein und die damit produzierte Hitze.<br />

Diese schlägt uns wie ein Hammer auf das besäuselte Gemüt. Die labile Knüppel-Reling des<br />

Pritschenwagens erweist sich jetzt als sehr unstabil und die Fledermaus auf dem Schreibtisch<br />

des Direktors als flüchtig. Hinter den eng zusammengekniffenen Beinen von drei Tierschützern<br />

an der Rückwand der Fahrerkabine wird das 30 kg schwere Tier aufgebracht.<br />

Bei der Fahndung nach seinem Wappentier fallen dem Companero Direktor elf Rumfreunde<br />

als nicht transportfähig ins Auge und teils entgegen. D.h. sie wären durchaus transportabel,<br />

nur nicht auf dem Pritschenwagen ohne solider seitlicher Festhalte.<br />

Es fährt ein Gebrauchtlimousine von Chevi vor. Alle elf Aussortierten werden darin verstaut.<br />

Drei neben dem Fahrer, fünf sitzend auf der Rückbank. Drei müssen sich auf deren Knie<br />

stellen und dürfen laut lallend während der Fahrt aus dem Schiebedach winken.<br />

Solcherart eskortiert erreichen wir ohne Zwischenfälle den Hafen. Am Zoll geht ein riesiges<br />

Gaudi los wegen der Rückerfassung der mitgeführten Habseligkeiten.<br />

Jeder schwärmt den Zöllnern in deutsch die herrlichen Erlebnisse in der Brennerei vor, weiß<br />

aber nicht, was auf spanisch Kamm oder Feuerzeug heißt und wo das Ding abgeblieben ist,<br />

sowieso nicht. Das Verständnis für solch schwerwiegende Zollvergehen ist aber auch <strong>bei</strong><br />

dem hinzugezogenen Oberzöllner sehr begrenzt. Das Ritual zieht sich in die Länge.<br />

Inzwischen sind alle wieder nüchtern. Die Situation klariert sich schließlich.<br />

Estamos en caña (canja) - Wir sind im Zuckerrohr<br />

In Santiago ist Karneval. Jetzt im Sommer - und wie. Und eben nicht zum weltweiten Rosenmontag,<br />

als unser Zimmermann mit seiner Treckfiedel auf der Pinos - Insel einen solchen vom<br />

Zaune brechen wollte und deshalb verhaftet wurde.<br />

Diese jahreszeitliche Abweichung hat ihren besonderen Grund.<br />

Wenn alle Carnevalistas der Welt ihre Pappnasen aufsetzen und die Ar<strong>bei</strong>t ruhen lassen, ist<br />

auf der weltgrößten Zuckerinsel Kuba das Zuckerrohr herangereift. Karneval feiern ist nun<br />

allemal angenehmer, als Zuckerrohr schlagen.<br />

Ich habe mir sowohl die Zuckerrohrernte, als auch den Karneval angetan. Letzteres ist <strong>bei</strong><br />

weitem angenehmer. Aber gewöhnungsbedürftig ist <strong>bei</strong>des.<br />

Der gestrenge Fidel Castro hat sich das Theater zwei Jahre lang nach seiner opferreichen<br />

Vertreibung Batistas angeschaut.<br />

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