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Buch - bei Funker Felix

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Frau Zech verpaßt am oberen Ende des Patienten ihrem Gatterich eine weitere Dröhnung,<br />

damit der Doktor Zeit hat, ganz intensiv und gewissenhaft, nach evt. doch noch verkrümelten<br />

Glassplittern zu suchen. Da<strong>bei</strong> droht ständig die Gefahr, daß <strong>bei</strong> der Hitze noch eine der<br />

verbliebenen Glühlampen explodiert.<br />

Dieser damalige Patient löst mich jetzt auf dem Schiff ab, er ist gut drauf und offensichtlich<br />

glasfrei.<br />

______________<br />

Die langen Tankerreisen bieten ausreichend Gelegenheit, miteinander zu kommunizieren. Auf<br />

einem Schiff kann man auch nach der Schicht seinen Ar<strong>bei</strong>tskollegen nicht total aus dem<br />

Weg gehen. Auch an Wochenenden und Feiertagen hockt das „Ar<strong>bei</strong>tskollektiv“ ziemlich<br />

dicht aufeinander. An Land klebt einem der unangenehmen Ar<strong>bei</strong>tskollege oder Vorgesetzte<br />

wenigstens von Freitagabend bis Montagfrüh nicht wie Rotz am Ärmel. Auf See hockt man<br />

auf dichtem Raum zusammen und erzählt sich etwas. Aus den Erzählungen der Kollegen lernt<br />

man die Welt kennen, auch wenn man in dem Landstrich noch nicht gewesen ist. Da jeder<br />

langbefahrene Seemann auch etliches zu erzählen hat, lohnt sich auch das Zuhören.<br />

Der I.Ing. Ulli Stier fügt dem Sachgebiet Blinddärme eine weitere Karteikarte hinzu:<br />

„Ich habe <strong>bei</strong> der Entfernung meines Blinddarms zugucken dürfen! “<br />

Das gibt es doch nicht, wie das denn?!<br />

Sein Fruchtschiff holt am Horn von Afrika Früchte. In einem no-name Reede-Hafen in der<br />

Gegend von Mugdisho.<br />

An dieser Küste von Somalia muckert sein Blinddarm.<br />

Das ist natürlich die aller ungünstigste Ecke der Welt, seinen Blinddarm zu nehmen. Das<br />

macht man in der Nähe von Kapstadt, von den Azoren habe ich da auch nur Löbliches gehört<br />

und auf Hawai ist es auch einem DSR-Seemann geglückt.<br />

Ulli Stier, der arme Hund und sein Blinddarm, werden an Land zu einem sowjetischen<br />

Med-Punkt gebracht. Dort praktiziert ein russischer Doktor.<br />

Eine Morphium-Spritze oder so etwas ähnliches bekommt der Patient, ansonsten noch ein<br />

Beißholz zwischen die Zähne. Ulli schildert uns sein Erlebnis: „Ein paar kräftige Berber aus<br />

dem Dorf haben mich festgehalten, ich habe gejodelt was das Zeug hergab, aber ansonsten<br />

war alles roger“!<br />

______________<br />

Ich habe auf See während meiner Tätigkeit zu duzenden Blinddärmen telefonisch über Rügen<br />

Radio, oft unter schwierigsten Verständigungsproblemen, den ärztlichen Rat eingeholt. Es<br />

läuft logischerweise immer auf das Gleiche hinaus, kühlen bis der Unterleib zersplittert und<br />

das muckernde Ding <strong>bei</strong> der nächsten Gelegenheit irgendwo anlanden. Es hat immer<br />

geklappt, keiner dieser überflüssigen Wurmfortsätze ist perforiert.<br />

Den weiblichen Besatzungsmitgliedern den Unterleib so extrem zu vereisen, ist aus Sicht der<br />

Professoren der Rostocker Uni-Klinik allerdings problematisch. Nach längeren Kühlperioden<br />

steht nach ärztlichen Bedenken die Betroffene vor der Alternative, Kinderwunsch oder<br />

perforierter Blinddarm.<br />

Sämtliche Blinddärme haben wir über die Runden gebracht, inwieweit die gekühlten Eierstöcke<br />

in ihrer Gene die Veranlagung zur Appendix-Entzündung weitergegeben haben, das<br />

entzieht sich meiner Kenntnis..<br />

Die kleinen Kaulquappen, zur männlichen Fortpflanzung, sind nachweislich unwahrscheinlich<br />

frostresistent.<br />

Auch Radarstrahlen aus nächster Nähe können die Biester ab, das kann ich bezeugen!<br />

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