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Nicht nur Kapitäne haben es in der Seefahrt schwer.<br />
Nach zwei Jahren hat es dann geklappt, mit dem dritten Streifen auf der Uniform.<br />
Isla de Pinos, da kann man nicht meckern<br />
Wir halten for order auf Kuba zu. Schließlich kommt genaueres vom DSR - Befrachter:<br />
Anladen Nueva Gerona, in Nuevitas Ladung komplettieren.<br />
Das Geschäft mit den nicht so geliebten Kuba-Apfelsinen nimmt seinen Anfang.<br />
Wir blättern heftig im Seehandbuch und fangen auf’s neue an zu übersetzen.<br />
Nueva Gerona ist ein mittleres Dörfchen in reizvoller Umgebung auf der Pinos Insel. Jetzt<br />
heißt sie ‘Isla de la Juventud’, die Insel der Jugend. Wir halten also auf den Süden Kubas zu<br />
und passieren vor der größeren Pinos-Insel eine Menge kleine Inselparadiese. Das Revier ist<br />
sehr schwierig. Die Nautiker finden die Ansteuerungstonne für Nueva Gerona. Erwartungsgemäß<br />
ist das keine Boje.<br />
Der Lotse kommt dem Schiff entgegen. Er führt als Erkennungszeichen ein „P“. Practico<br />
heißen die Herren hier im Gegensatz zum Rest der Welt, dort heißen die Herren „peilot“!<br />
„Bon dia capitano, full ahead“. Wir ballern mit 16 Knoten durch kristallklares unbewegtes<br />
Wasser dem Dörfchen entgegen. Wenn man sich über die Reling beugt, kann man den<br />
Meeresgrund sehen. Der ATA-feine Sand ist gekräuselt. Hinter dem Heck baut sich eine<br />
riesige Heckwelle auf. Es hoppelt etwas auf dem Deck, wie auf den Bodenbrettern eines<br />
Leiterwagens auf Kopfsteinpflaster.<br />
In Fachkreisen heißt das Grundberührung. Das haben Kapitäne nicht so gerne. Wir hatten<br />
allerdings keine und niemand möge so etwas behaupten, bestimmt unser Kapitän!<br />
Der Practico grinst schelmenhaft und meint, das müsse so sein. Man muß nur ordentlich<br />
Sprutz geben, dann flutscht das Schiff über diese harmlose Untiefe auch drüber.<br />
Andere Länder, andere Sitten!<br />
Die Pinos-Insel hat nur einen ganz kleinen Bootshafen, aber einen riesigen Knast. Dieser ist<br />
ein Nachbau von Sing Sing und bietet achtzigtausend Gefangenen Unterkunft. Bei politischen<br />
Vergehen gegen Fidel Castro, muß etwas Strafe immer sein! Die fängt dann meist <strong>bei</strong><br />
25 Jahren an. Während dieser Zeit haben die Häftlinge im lockeren Strafvollzug ihr Auskommen<br />
in den Marmor-Steinbrüchen und den Pampelmusen-Plantagen der Insel.<br />
Nach „Fall Anker Reede Nueva Gerona“ kommt als erstes ein schwer bewaffneter<br />
Wachsmann auf das Schiff, eben wegen der vielen Häftlinge auf der Insel.<br />
Wir übernehmen auf Reede die Ladung von Schuten, Pampelmusen in dünnen Sperrholzkisten.<br />
Die Früchte sind von ausgezeichneter Qualität und auch reichlich davon vorhanden.<br />
Bei einer Hiev auf der Palette bricht ein Stropp noch vor dem Passieren der Bordwand.<br />
40 mal 20 kg Pampelmusen treiben, in zum Teil zersplitterten Kisten, im Bach.<br />
Wir rennen zu fünft, so wie wir an Deck stehen, die Gangway hinab. Ich renne über den Pram,<br />
hebe auf diesem ab zum Kopfsprung und sehe im Flug unter mir nur Brettchen, zerborstene<br />
Kisten und fette Pampel- und andere Musen, aber kein Wasser. Ich konzipiere im Flug meinen<br />
Köpper zur Arschbombe um und wassere unversehrt. Vom Schiff aus werden in Pützen nun<br />
eimerweise die Pampelmusen an Deck gehievt.<br />
In Deutschland ist graues Grippewetter.<br />
Wir erhöhen unseren Vitamin-C-Spiegel auf tausend Prozent. Bananen verzehrt auf diesem<br />
Schiff niemand mehr. Bei mir hält diese Aversion ein Leben lang an. Bei Zitrusfrüchten tritt<br />
dieser Effekt nicht ein.<br />
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