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Buch - bei Funker Felix

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Fragen sie Ihren DDR-Hausarzt danach, falls alle Mittel gegen Hartleibigkeit bisher nicht<br />

anschlugen! Aber nehmen sie wirklich nur eine!<br />

Wölfchen hat eine bewegte Wache im Maschinenraum.<br />

Das erste Klo befindet sich drei Etagen höher, als der Fahrstand seiner Maschine.<br />

Laut Auskunft der Stewardeß therapiert er auch die drohende Glatze mit im Essig gequirltem<br />

Ei. Dieses Hobby-Thek-Schampoo soll irgendwie unansehnlich ausflocken.<br />

Auch mit der zerbeulten Rotlichtlampe bestrahlt er anscheinend pausenlos, seinen schon<br />

schütteren Haarwuchs.<br />

Jonny, der Chief, ruft mich an: „<strong>Felix</strong>, wie lange soll denn das hier noch so ablaufen?“<br />

Mir ist das schon längst peinlich. So gewaltig habe ich die Geister nun auch nicht gerufen,<br />

denen jetzt schlecht Herr zu werden ist.<br />

„Jonny, wir lassen das hier abebben und schicken ihn in Rostock mit seinem gefüllten<br />

Kackeröhrchen als Chlorodont-Geschädigten zum Medizinischen Dienst. Dort sind studierte<br />

Leute, die können ihm bestimmt schonender <strong>bei</strong>bringen, daß hier ein Mißverständnis<br />

vorliegen muß.“<br />

Um 20.00 Uhr zieht Wolfgang Weich auf Wache und trägt tatsächlich diese unmögliche<br />

dunkle Brille, deren Lederlaschen um die Gläser das halbe Gesicht verdecken, aber schön<br />

lichtdicht anliegen.<br />

Wölfchen ist so um seine Gesundheit bedacht, daß er keinen Gedanken daran verschwendet,<br />

evt. einem Ulk aufzuliegen.<br />

Die Angelegenheit ist schon so makaber, daß seine Techniker-Kollegen <strong>bei</strong> diesem Anblick<br />

nicht mehr wissen, ob die Tränen in ihren Augen vom Lachen oder vom Bedauern stammen.<br />

Wölfchen ist während seiner Wache pausenlos unterwegs. Der Maschinenraum eines<br />

42 Tausend-Tonnen-Tankers ist ein Hochhaus. Das erste Klo ist während seiner Wache weit<br />

über ihm und wenn er wieder unten ist, muß er schon wieder die vielen Niedergänge nach<br />

oben. Drei „Siran“-Pastillen sorgen für dauernden Auftrieb.<br />

Jonny Zöllner wird es zu blöd.<br />

Sein Wach-Ing., der mit dieser stockdunklen Brille kaum noch die Temperaturen ablesen<br />

kann, macht sich vor der gesamten Truppe total zum Löffel.<br />

Jonny ruft seinen Wachingenieur an: „Nun setzen sie da unten endlich die blöde Brille ab!“<br />

Wölfchen weigert sich, es geht schließlich um seine Gesundheit!<br />

Anweisungen, die gegen die Gesundheit und den Ar<strong>bei</strong>tsschutz verstoßen, braucht der<br />

Werktätige schließlich nicht zu befolgen!<br />

Der Leitende Ingenieur macht der Tragikomödie nun ein jähes Ende.<br />

Wäre diese monströse Brille nicht gewesen, hätte ich den „Stuhlgang“ zum Medizinischen<br />

Dienst in Rostock als das eleganteste Finale dieses Theaterstückes angesehen.<br />

Ralf Timm, der I.Ing. allerdings hätte eine ganz hintertückische Idee für weitere Drehbuchseiten<br />

als Fortsetzungsroman. Wir lachen abschließend noch einmal Tränen als er meint:<br />

„Der Mega-Hammer wäre ja, wenn er nach Anlaufen Rostocks, in Quarantäne an Bord, seine<br />

Frau nur durch eine Glasscheibe sehen dürfte!“<br />

Die Bordkultur<br />

Nun hatte ich mich auf MT ZEITZ mit Wölfchen gerade wieder versöhnt, da rissen uns meine<br />

vorübergehenden Glucosewerte auseinander.<br />

Ich schaute zuckerkrank meinem auslaufenden Schiff hinterher. Tanker ZEITZ war ein<br />

schönes Schiff.<br />

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