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da tritt Monsieur Moreau hinzu und meint: „Cela serpent pithon“ und grinst ganz hämisch.<br />
„Das ist Python-Schlange, hat-ta g’sagt Erbse“ sage ich. „ Na und, schmeckt doch“, sagt der<br />
und verdrückt das letzte Brötchen aus dem Angebot.<br />
Nach 23.00 Uhr wird’s schweinisch gemütlich, da hauen die Diplomaten ab. Wir tanzen mit<br />
Raimonde „French Can-Can“.“Ohne Hosen“, schlägt Moreau vor.<br />
Mit meinem verbundenen Knie kann ich der Choreografie aber nur unvollkommen folgen.<br />
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Monsieur Moreau, der Schelm, hat seinem Boy die Frau abgekauft. Das ist ein recht<br />
hübsches Persönchen mit hellerem Teint und langen Haaren, nicht nur die kleinen landesüblichen<br />
Lockenkringelchen auf dem Kopf. Einer ihrer Ur-Opas war wohl ein Blaßhäutiger.<br />
Dementsprechend teuer war die Dame auch. Er mußte fünfunddreißigtausend Franc guineé<br />
den Brautwerbern in den Rachen werfen. Ich rechne schnell in die uns geläufigere „Schilkin-<br />
Wodka-Währung“ um. 2,46 Mark pro Flasche gleich tausend Franc. 35 mal Zweimarkfünfzig<br />
= knapp 90 DDR-Mark. Dafür hätte sie ein jeder von uns auch gerne gekauft!<br />
Nur aus Sicht der Susu ist das ein stattliches Vermögen.<br />
Sie wissen doch 33 Franc Stundenlohn!<br />
Der Boy wird mit dem lukrativen Erlös aus dem Verkauf seiner Ex-Frau nicht lange Single<br />
bleiben, kann er sich doch jetzt mindestens drei taufrische neue Gemahlinnen zulegen und<br />
die müssen dann für ihn nicht nur nachts ar<strong>bei</strong>ten! Die Leute hier sind Moslems. Die<br />
Gepflogenheiten der Muselmänner sind für die Muselfrauen nichts Außergewöhnliches.<br />
Im Prinzip hätte ich gegen die Einführung dieser schönen Verfahrensweise <strong>bei</strong> uns zu Hause<br />
auch nichts einzuwenden. Sehr praktisch, finde ich!<br />
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Wir versegeln zurück nach Conakry.<br />
Mein in Benti abgeschürftes Knie suppt und sieht nicht sehr appetitlich aus.<br />
Die Diplomaten fahren auch mit uns zurück zu ihrer Residenz. Der Kapitän haut sie bezüglich<br />
meines lädierten Knies an, zwecks einer ärztlichen Versorgung im renommierten hauptstädtischen<br />
Krankenhaus Conakry-Donka.<br />
Ich hätte diese Leute nie angebettelt!<br />
„Aber natürlich, ist doch selbstverständlich“ beteuert der ranghöchste Diplomat ganz<br />
diplomatisch „nur, na ja unser Fuhrpark, also momentan, muß das gleich sein...?<br />
Der tschechische Botschafter legt mir die Hand auf die Schulter. Er spricht perfekt deutsch:<br />
„Ich fahre sie hin. Nur muß ich schnell meine Frau nach Hause bringen. In 30 Minuten bin ich<br />
zurück und hole sie.“<br />
Ein jeder der Deutschen wird von seinem Fahrer abgeholt.<br />
Der große schwarze tschechische Tatra fährt bald darauf wieder vor die Gangway. Der<br />
Botschafter chauffiert eigenhändig. Wir fahren nach Donka. Am Schildhäuschen vor der<br />
Schranke baut der guinesische Wachposten ein gewaltiges Männchen. Der schwarze Tatra<br />
trägt ein „CD“- Kennzeichen und den Stander.<br />
Der Tscheche fährt neben den Treppenstufen des Haupteingangs dicht an das fünfstöckige<br />
Gebäude heran. Hier stände der Wagen auch im Schatten. Wir wollen gerade aussteigen, da<br />
trommelt es auf dem schwarzen Autodach. „Oh weh, schütten sie wieder alles aus dem<br />
Fenster“ sagt der Diplomat und steckt den Zündschlüssel wieder in das Schloß. Er verholt<br />
den dicken Dampfer unter die Palmen auf dem vertrockneten Rasen gegenüber dem Hauptportal.