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Buch - bei Funker Felix

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Nach zwei Stunden haben die gerade diensthabenden Schützen die strahlend weiße Blume<br />

des hoppelnden Häschens erneut vor den Visieren. Sie unterbrechen das Schießen und<br />

machen umgehend Meldung: „Genosse Oberleutnant, pulverisierter Hase wieder anwesend.“<br />

Vier erlebnisreiche Tage gehen zu Ende. Wir brechen die Zelte ab, die Natur atmet hörbar auf.<br />

Der erlebnis-pädagogische Ausflug lief aus Sicht des Kommandierenden anscheinend wieder<br />

nicht optimal. Er ist ungehalten.<br />

Weil von drei mitzuführenden Decken aber wirklich am Mann nur noch zwei Platz finden, darf<br />

jeder Kämpfer, wie schon <strong>bei</strong>m Anmarsch, eine per LKW zurücksenden. Statt diesen vom<br />

Kommandierenden gereichten kleinen Finger dankend entgegen zu nehmen, reißen wir ihm<br />

fast <strong>bei</strong>de Hände ab, in dem statt der einen zugestandenen Decke, generell zwei, ja teilweise<br />

drei Decken im Seesack auf dem LKW verstaut werden.<br />

Das entgeht dem wachsamen Auge der Kompanieführung nicht.<br />

Eigenhändig prüft der Oberleutnant das Gewicht des Marschgepäcks der ihm am nächsten<br />

stehenden, abmarschbereiten Kopfglieder. Da er die ersten fünf Rucksäcke allesamt für zu<br />

leicht befindet, verbessert er mit Zuhilfenahme des Feldspatens deren Gewicht, durch Hinzugabe<br />

des reichlich verfügbaren Aushubs unserer Zeltgräben. Danach beschleunigt er diesen<br />

Prozeß flächendeckend durch Pärchenbildung und jeder schaufelt dann unter Aufsicht seinem<br />

Partner ein paar mehr Kilogramm auf den Rücken.<br />

Wie sich in „die Objekt“ <strong>bei</strong>m Ausschütteln unserer Klamotten herausstellt, leistete auch<br />

eine fette Kröte <strong>bei</strong> der Mehrbelastung ihres ahnungslosen Trägers ihren Beitrag. Diese<br />

zusätzliche Trainingseinheit bleibt unsererseits natürlich nicht unkommentiert.<br />

Ich stehe im Zug F1a, am Ende der Kompanie. Aus dem Glied heraus beschimpfe ich per<br />

Zwischenruf die „doofe Kompanieleitung“. Genosse Häher schaut genau in meine Richtung<br />

und mir fast in die Augen und ....er fragt nicht, wie üblich: „Wer war das?“, er befiehlt:<br />

„Vortreten!“<br />

Ich zucke mit der linken Hand, um meinen Vordermann zur Ausführung dieses Befehls zur<br />

Seite zu schieben. Dieser ist Parteisekretär meiner Parallelklasse und zischt, meine Reaktion<br />

bemerkend: „Stehen bleiben!“ durch die Zähne.<br />

Es folgt eine bedrohliche Stille.<br />

100 Mann stehen diesmal wirklich „stillgestanden“.<br />

Vor meinem Vordermann steht, herausgetreten Meister Witt, mein Zugführer und Klassenkamerad.<br />

„Meister Witt, wer war das?“ fragt jetzt bedrohlich der von mir so herb beleidigte<br />

Kommandeur. „Ich habe nichts gehört“ beantwortet Ali Witt ohne zu zögern in seiner ruhigen<br />

Art diese Frage.<br />

Im Objekt wird er dann von einem Gremium hochrangiger Führungspersönlichkeiten heftig<br />

zur Lüftung dieses Geheimnisses bedrängt.<br />

Hundert Mann und Ali schweigen wie ein Grab.<br />

„<strong>Felix</strong> reiß dich am Riemen, du bringst mich und uns alle <strong>bei</strong> diesem Verein hier in Teufels<br />

Küche!“ ist Alis wohlgemeinter Rat, nach seinem standhaften Verhör. Alfred Witt war ein<br />

prima Kumpel, starb aber nach unserer Armeezeit bereits nach zehn Jahren Seefahrt an einem<br />

Krebsleiden.<br />

Nachdem auf unserem abgebrochenen Campingplatz Meister Witt keinen Beitrag zur Aufklärung<br />

des schwerwiegenden Disziplinarvergehens leistet, kommt das übliche inoffizielle<br />

Kommando: „Na gut“. Eingeweihte wissen jetzt, daß diesem stets ein offizielles und generell<br />

äußerst unangenehmes folgt und das heißt für diesen speziellen Vorfall, statt: „Rechts um“<br />

schlicht und einfach „Links um“.<br />

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