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ge der herausgeräumten Bananen nicht in die Biscaya oder noch in den englischen Kanal zu<br />
werfen, sondern auf der Luke liegen zu lassen. Sofort nach dem Festmachen in Rostock<br />
könnten die dann per LKW an Altenheime, Kindergärten, Krankenhäuser oder ähnliche<br />
Einrichtungen verteilt werden.<br />
Dieser Vorschlag scheitert am Veto der Zollverwaltung. Bevor der LKW-Fahrer, nur zum<br />
Beispiel, seine reife Bananenladung in einem Kindergarten abkippt, könnte er sich ja eine<br />
ganze Staude Bananen zum Eigenbedarf unter den Nagel reißen. Auch könnte, nur zum<br />
Beispiel, die Stationsschwester im Krankenhaus gleichfalls fünf Bananen selbst aufessen.<br />
Das darf nicht sein!<br />
Wir werfen weiterhin Hunderte Stauden noch im englischen Kanal außenbords und hinterlassen<br />
eine Spur wie ein Minenleger, jede halbe Kabellänge schwimmt eine Staude Bananen<br />
samt Reisstroh und Packpapier.<br />
Bei dem Herumgewühle in den Bannen spielt die Begegnung mit der Bananenschlange eine<br />
gewisse Rolle. Mancher hat auch Respekt vor Spinnen. An jedem Lukeneinstieg sind daher<br />
in Apothekenkästen Injektionsspritzen mit dem Gegengift für den Biß der Mamba angebracht.<br />
Die Beschaffung dieses Serums stellt die Reederei vor ewige Schwierigkeiten. Der<br />
Alleinhersteller ist das Pasteur-Institut in Paris. Hat die Reederei eine frische Lieferung des<br />
teuren Zeugs besorgt, muß sie dem Schiff irgendwo zugestellt werden, dann ist oft das<br />
Verfallsdatum schon nicht mehr weit weg. Das Schlangenserum hat nur eine Frischegarantie<br />
für ein halbes Jahr.<br />
Nach dem Biß der schwarzen Mamba bleibt dem Betroffenen noch eine Lebenserwartung<br />
von etwa fünf Minuten. In dieser Zeit muß der zweite Mann aus dem Bergwerkstollen zum<br />
Lukenausstieg robben, die Eisenleiter hinaufsteigen und mit der rettenden Injektionsspritze<br />
den gleichen Weg zurücklegen. Dort muß dem Gebissenen rund um die Beißstelle(!) das<br />
lebensrettende Gegengift injiziert werde.<br />
Höchstwahrscheinlich spürt er die unsachgemäß gestocherten Spritzen dann schon nicht<br />
mehr.<br />
Das Serum wurde nicht gebraucht. Wir fanden eine schwarze Mamba in der Ladeluke, aber<br />
die war vor Kälte schlotternd selber froh, daß sie keiner <strong>bei</strong>ßt. Eine zweite allerdings hüpfte<br />
ganz agil an Deck herum, als wir eine Decksladung Bananen mit einer Netzbrook in Dakar an<br />
Land setzten.<br />
Was uns allerdings stets auf’s Neue erschrecken läßt, sind die stattlichen Exemplare von<br />
Tausendfüßlern. Die bringen es auch locker auf eine Länge über alles von 25 cm.<br />
Zusammengerollt imitieren sie dann auch <strong>bei</strong>m flüchtigen Hinsehen eine Schlange. Den<br />
größten Effekt erzielte so ein Lindwurm frühmorgens auf dem Teppich vor meiner Koje.<br />
Den habe ich zusammen mit acht Eimern afrikanischen Mutterboden in meine tropisch grüne<br />
Blumenbank umgesiedelt. Nachts ist er dann herausgekrochen und hat sich auf meinem<br />
Teppich unter der Klimaanlage 1000 kalte Füße geholt.<br />
Jah so, crocodiles<br />
Conakry und der leere Bananenschuppen haben uns wieder. Mich nunmehr schon zum<br />
paarundvierzigsten Male.<br />
An der Querpier liegt ein norwegisches Fruchtschiff.<br />
Das ist selten, daß außer den zwei sowjetischen Fruchtschiffen KURA und ARAQUI und<br />
FRITZ REUTER und JOHN BRINCKMAN noch jemand hier Bananen aufstöbern möchte.<br />
Ich gehe am späten Nachmittag an Land und möchte im Postamt nachsehen, ob die Republik<br />
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