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Buch - bei Funker Felix

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Telefonisch versucht der Kapitän dieses Husarenstück der Dipl. Ings. Öks. abzubiegen.<br />

Ohne Erfolg, Befehl ist Befehl. Der Kapitän malt die Kursänderung zu den Kanarischen<br />

Inseln in den großen Atlantikübersegler.<br />

An der Pier in Las Palmas liegt das BRD-Stückgutschiff MS TANGER. Es wartet mit offenen<br />

Luken auf uns. Wir gehen im Päckchen längsseits und schlagen mit eigenem Geschirr unsere<br />

3200 Tonnen gekühlte Zitrusfrüchte in die warmen Laderäume des Stückgutfrachters MS<br />

TANGER um. Zwischen dieses Gewirr von den schiffseigenen Ladegeschirren langen von<br />

hoch oben noch landseitige Kräne hinein und zerren zusätzlich noch aus den Luken, was die<br />

Schauerleute nur auf Paletten packen können. Diese Hieven werden derweil an die Pier<br />

gesetzt.<br />

Hastig laufen wir ab nach Conakry.<br />

Der BRD-Frachter haut sich die an der Pier abgesetzten Paletten mit den schwitzenden Fruchtkartons<br />

noch in die Luken und versegelt nach Rostock. Das nochmalige Umschlagen der<br />

Fruchtladung in die ungekühlten Laderäume verursacht natürlich eine Qualitätsminderung<br />

und imense Chartergebühren für die TANGER und zweimal Hafengebühren in Las Palmas.<br />

Alles in wertvollen Valuta!<br />

Conakry hat uns wieder. „Bon jour, Monsieur Macouli, ca va?“ seine Tasche wird wieder<br />

gefüllt, aber im Bananenschuppen herrscht die gewohnte gähnende Leere.<br />

Kapitän Düerkop steht kurz vor einem Infarkt. „Ja wenn ihr jetzt erst kommt, vor zwei Wochen<br />

war hier alles voll!“ beteuert der Vertreter von Fruchtimex.<br />

Frucht-Im-und Export ist die Berliner volkseigene Schleudertruppe, die sich so dilletantisch<br />

mit der Südfrüchte-Versorgung der werktätigen Massen in der DDR beschäftigt.<br />

Und deren in Conakry stationierter Einkäufer, bestaunt nun einmal in seiner Laufbahn dort<br />

einen vollen Bananenschuppen. Jetzt schreit er ganz fürchterlich nach einem Schiff, das die<br />

paar Büschel Bananen schnell aus dem Schuppen räumt. Der Fruchtimex-Vertreter macht von<br />

Conakry aus <strong>bei</strong> den SED-Wirtschaftsexperten in Berlin so viel Wind, daß diese wohl<br />

glauben müssen, jetzt gibt es in der DDR Bananen satt. Daß Schiffe nicht fliegen können, ist<br />

ihnen <strong>bei</strong> ihrem Wirtschaftsstudium in Moskau nicht erklärt worden.<br />

Wir laden in Conakry so viele Bananen, daß die Besatzung unseres Schiffes ausreichend<br />

versorgt ist.<br />

Gelb werden sie natürlich auch, das ist das Schöne daran, Bananen aus Guinea zu holen.<br />

Die schönen gelben Früchte immer nur außenbords zu klatschen, tut mir leid.<br />

Jetzt mache ich Bananenwein!<br />

Weinhefe und ein Gärröhrchen habe ich mir Reisen vorher schon besorgt. Vom Koch bekomme<br />

ich für mein Vorhaben ein hölzernes Sauerkrautfaß. Der Zimmermann baut einen saugend<br />

passenden hölzernen Deckel und der E-Mix liefert Dichtungskitt zum luftdichten Verschluß.<br />

Auf hundert Liter gelungenen Wein sind doch alle an Bord ganz spitz. Schweinchens<br />

Truppen schleppen die edelsten Früchte in meinen Funkraum, damit könnte ich einen<br />

Kesselwagen voll Wein ansetzen. Im Umformerraum maische ich ein und koche in der Kombüse<br />

mein Zuckerwasser. In den Putzlappenballen der Maschine findet sich auch geeignetes<br />

Material für einen Preßsack. Ein Seeschiff hat eigentlich alles und eine Schiffsbesatzung, mit<br />

den breitgefächerten Talenten, bewältigt mit Bordmitteln auch jedes Problem.<br />

Mein Wein beginnt im Gärröhrchen zu gluckern.<br />

Nur wird es im Norden ziemlich frisch im Faß meines Heurigen. Der benötigt zum Gelingen<br />

doch Wärme. Das Faß wird beheizt! Dann kommt Seegang auf. So ein Wein braucht schließlich<br />

zum Gelingen viele Wochen und eigentlich da<strong>bei</strong> seine Ruhe.<br />

Das Faß muß ordentlich verzurrt werden.<br />

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