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Buch - bei Funker Felix

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Wenn die Auguste im Aufwind vor der Brückennock stehen, weil sie so vollgefressen<br />

sowieso zu faul sind zum Flattern, schleuderst du deine Peitschenschnur einen vor den Latz.<br />

Das beschwerte Ende der Schnur nuddelt sich dann um den Vogel und du brauchst ihn nur<br />

noch an Deck holen!“ „Ach, ich glaube nicht, daß ich mich am Möwenfang begeistern<br />

könnte“ meint Sandra, „außerdem umschwirren die Möwen unser Fruchtschiff ja nicht so,<br />

wie euch Fischer.“<br />

Der Chiefmate ist der perfekte Ornithologe: „Wenn du einen vollgefressenen August an<br />

Deck stellst, kann der nicht wieder starten. Er braucht <strong>bei</strong>m Start von einem Wellenkamm den<br />

Aufwind unter den Flügeln. Wenn er an Deck steht, kotzt er sich vollkommen aus, um mit<br />

geringerem Startgewicht davonzukommen. Ich hab mal meinem Second vier vollgefressene<br />

doofe Auguste in die Kammer gesetzt, weil er mich angeschissen hatte. Nach seiner Wache<br />

konnten die Viecher in der Kammer sogar fliegen, da kam aber Freude auf.“<br />

Der Funkoffizier ist Tierfreund. „Ich mache so etwas ja nicht, aber einmal, muß ich zu meiner<br />

Schande gestehen, habe ich einen August auch geschmückt. Ich habe an einem zehn Meter<br />

langen Lochstreifen vom Funkfernschreiber eine Schlaufe geklebt und den langen gelben<br />

Papierstreifen einem August um den Hals gehängt und ihn damit losfliegen lassen.<br />

Was denkst du, wie der damit auf dem Fangplatz angegeben hat.<br />

Immer nach zwei Flügelschlägen hat er sich erst einmal umgedreht, ob das Ding auch wirklich<br />

noch dranhängt.“<br />

Jetzt kommt die ganz heiße Phase<br />

Nachdem wir in Rostock festgemacht haben, muß ich schon wieder mein Seefahrtsbuch<br />

abgeben.<br />

Meine Mutter ist von dem würdelosen Ableben meines Vaters nachhaltig mitgenommen.<br />

Mit 77 Jahren hat sie einen Ausreiseantrag gestellt. Sie hätte auch besuchsweise <strong>bei</strong> meiner<br />

Schwester in Bayern bleiben können. Sie macht es korrekt, in der Hoffnung, die Stasi wird<br />

mich in Rostock verschonen.<br />

Sie verschont nicht!<br />

Mich trifft die Sippenhaft der Diktatoren des Proletariats!<br />

Jetzt bin ich wieder Landei, Reparaturinspektor der Reederei. Sandra fährt auf das weite Meer<br />

hinaus, ich muß an der Pier zurück bleiben. Obwohl mein Berufskollege <strong>bei</strong> ihr an Bord sich<br />

furchtbar gerne von mir in Urlaub schicken ließe! Aber er bekommt keinen. Keine Leute, keine<br />

Leute!<br />

______________<br />

Sandras ZWICKAU läuft ein und nach drei Tagen wieder aus, nach Lulea/Schweden. Ich bin<br />

<strong>bei</strong> ihr an Bord mit meinem Dienstausweis. Der Dampfer gehört ohnehin zu meinem Reparaturbereich.<br />

Mein Dienstausweis ist an der Gangway abgegeben, mein Besuch im Besucherbuch<br />

vom Gangwayposten eingetragen. Ein seegehendes Schiff ist Grenzsperrgebiet, höchster<br />

Sicherheitsstandard.<br />

Ich warte vor dem Auslaufen des Schiffes auf die übliche Durchsage: Besucher von Bord.<br />

Die Aufforderung kommt nicht, aber es kommt die Ausklarierung:<br />

„Jetzt wird´s aber Zeit“, sagt ein Genosse, der leider nichts zu sagen hatte. Ich schnappe<br />

meine Lederjacke, Schuhe habe ich schon lange an. Küßchen, „gute Reise“, weg bin ich,<br />

komme aber nur bis zur Gangway. Die Kiste für die Besucherscheine hat der Gangway-<br />

Posten <strong>bei</strong>m Seeklarmachen schon weggestaut, samt meines Dienstausweises.<br />

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